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S3, Spuk in der Bibliothek: Eine Annäherung an das Unheimliche (German Edition)

S3, Spuk in der Bibliothek: Eine Annäherung an das Unheimliche (German Edition)

Titel: S3, Spuk in der Bibliothek: Eine Annäherung an das Unheimliche (German Edition)
Autoren: Oliver Susami
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glaube weder an Kobolde, noch an Engel, Marienerscheinungen, Dämonen, die große Waldfee oder das fliegende Spaghetti-Monster. Ich habe keine Angst im Dunklen und ich habe mich schon mehrmals nachts auf Friedhöfen herumgetrieben. Ich kann auch abends Horrorfilme anschauen oder Gruselgeschichten durchlesen ohne nachher bei Licht schlafen zu müssen. Kurz: Ich bin der eher „rationale“ Typ, keiner der schnell an Dinge glaubt, die er nicht mit eigenen Augen gesehen hat.
    Aber in all meiner Rationalität steckte immer wie ein Fremdkörper dieses eine Erlebnis, das ich so genau geschildert habe, wie es mir nach all den Jahren noch möglich ist. Wegen der Geschichte mit dem Taschentuch kann ich nicht einfach sagen: Es gibt nichts Übernatürliches, nichts Paranormales.
    Zwar kann ich nicht ausschließen, dass Olaf doch einen Komplizen hatte, dass ich Opfer eines Streichs wurde, dass sich jemand in der Wohnung versteckt hielt. Aber ich halte das für unwahrscheinlich, ich glaube einfach nicht an so einen ausgetüftelten Plan. Und falls es doch ein Streich war: Hätte ich nicht irgendwann davon erfahren müssen, Monate oder Jahre später? Hätte ich nicht mitbekommen, wenn in der Klasse über mich gelacht worden wäre, wenn Olaf den Anderen mein blödes Gesicht beschrieben hätte?
    Mit Sicherheit war es unter anderem diese Geschichte, diese eine seltsame Erfahrung aus meiner Kindheit, die dafür sorgte, dass ich nicht einfach „Blödsinn“ sagte, als ich davon hörte, dass in der Bibliothek unerklärliche Dinge passieren. Ich begann mich für diese Dinge zu interessieren und aus diesem Interesse heraus entstand das, was Sie gerade lesen. Man kann sich nicht mit einem Phänomen befassen, wenn man von vornherein denkt: Alles Einbildung, alles dummes Zeugs.
     

7. Maras Erlebnis
     
    Mittwoch, 5. März 2008: Kurz vor 19 Uhr treffe ich bei der Adresse ein, die mir Mara genannt hat. Sie wohnt in einer großen Studenten-WG in einer ehemaligen Kaserne. Die Tür öffnet mir ein Mitbewohner, er führt mich auch zu Maras Zimmer. Ich klopfe an und Mara ruft, ich solle reinkommen. Die Begrüßung ist freundlich. Wir stellen fest, dass wir uns an der Uni schon einmal gesehen haben. Wahrscheinlich in irgendeinem Seminar.
    Mara macht einen dezent alternativen Eindruck. Ihre Fingernägel sind schwarz lackiert, die Haare rot gefärbt. Ihre Kleidung wirkt durchdacht-unkonventionell. Sie ist 24 Jahre alt und studiert seit sechs Semestern Soziologie, Politik und Geschichte.
    Das Zimmer passt zu seiner Bewohnerin. An einer Wand hängen Poster von Nick Cave, PJ Harvey und einer Frau mit Gitarre, die ich nicht kenne. Die Möbel scheinen größtenteils vom Flohmarkt zu stammen. Das Bett besteht aus einer Matratze auf Euro-Paletten und ihre Bücher hat Mara einfach eine Wand entlang aufgereiht. Der Boden aber ist sauber und es liegt wenig herum. Wie Mara selbst wirkt auch ihr Zimmer dezent alternativ, nicht schmuddelig oder chaotisch.
    Fürs Gespräch setzen wir uns auf den Teppichboden. Zwischen uns steht ein flacher, rot lackierter Holztisch. Auch er sieht nach Flohmarkt aus, vielleicht auch Eigenbau. Mara fragt mich nicht, was ich trinken möchte, holt einfach zwei Flaschen Bier (Tannenzäpfle) aus einem winzigen Retro-Kühlschrank neben ihrem Bett. Ab sieben sei „Bierzeit“, so Mara. Sie öffnet die Flaschen mit ihrem Plastikfeuerzeug, dreht sich dann eine Zigarette. Es kann losgehen.
    Während des Gesprächs kommen zweimal Mitbewohner ins Zimmer. Der eine hat eine Frage was die Kühlschrankvorräte angeht. Der andere wühlt ganz selbstverständlich in Maras Platten- und CD-Sammlung und zieht mit einigen CDs ab. Sie kümmert sich nicht groß um die beiden, redet einfach weiter.
    Mara erzählt lebhaft, wirkt einige Male wie „mitgerissen“ von der eigenen Erzählung. Einige Stellen haben einen gewissen melancholisch-ironischen Unterton. Insgesamt bin ich etwa 70 Minuten bei Mara, das Interview selbst dauert rund 45 Minuten.
     
    [Beginn der Aufnahme]
     
    I: Okay, Band läuft.
     
    R: Okay…supi.
     
    I: Vielleicht könntest du einfach fürs Band mal erzählen was dir passiert ist.
     
    R: Ja klar, hatten wir ja so gesagt (lacht) also ... wo fang ich jetzt an? Also ich heiß Mara, bin 24 und mir ist was Komisches passiert (lacht). Und zwar in der Bib, unterstes Stockwerk. Du kennst das ja, ist ja sowieso irgendwie gruselig.
     
    I: schon, ja.
     
    R: Das war jetzt vor nem halben Jahr so pi mal Daumen. Soll ich so die ganze
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