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S3, Spuk in der Bibliothek: Eine Annäherung an das Unheimliche (German Edition)

S3, Spuk in der Bibliothek: Eine Annäherung an das Unheimliche (German Edition)

Titel: S3, Spuk in der Bibliothek: Eine Annäherung an das Unheimliche (German Edition)
Autoren: Oliver Susami
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plötzlich hatten die beiden meine volle Aufmerksamkeit. Es ging um die Bibliothek, um den Buchbereich S3. „Da sollen ja unheimliche Sachen passieren“ sagte die eine. Ja, das hätte sie auch schon gehört, erwiderte die andere. Wo sei eigentlich S3 genau?
    Es folgte eine Wegbeschreibung, dann wechselte das Thema.
    Wenn ich es richtig mitbekam, dann studieren die beiden Jura, haben also wahrscheinlich eher wenig auf S3 zu tun. Auch erwähnte keine irgendwelche persönlichen Erfahrungen. Es ging nur ums Hörensagen. Hätte eine der beiden von eigenen Erfahrungen berichtet, ich hätte sie wahrscheinlich angesprochen.
    Noch auf der Nachhausefahrt gewann das Vorhaben, ein Projekt zu diesen unerklärlichen Ereignissen zu machen, an Gestalt und neuer Frische.
    Und heute Vormittag habe ich einen Zettel entworfen, den ich in verschiedenen Bereichen der Universität aushängen will. Vielleicht meldet sich ja jemand. Ich drucke zehn Stück aus, morgen werde ich sie aufhängen.
     

 

5. Der erste Anruf
     
    Montag, 3. März 2008: Die Zettel sind aufgehängt, vier an unterschiedlichen Stellen im Eingangsbereich der Uni, sechs in den Trakten verschiedener Fächer. Gegen 13 Uhr bin ich wieder zuhause und kurz nach 15 Uhr habe ich den ersten Anruf, den ich aber blöderweise verpasse. Ich bringe den Müll runter und als ich wieder oben bin, blinkt die Lampe an meinem Telefon. Ich höre die Nachricht ab:
    „Hallo, hier ist Sabrina ... ich hab vorhin deinen Aushang an der Uni gesehen. Du kannst mich ja zurück rufen. Meine Nummer ist ...“
    Ich schreibe mir die Nummer auf und rufe zurück. Ich lasse es acht Mal klingeln, niemand geht ran. Ich höre noch einmal die Nachricht auf dem Anrufbeantworter ab, nur um sicherzugehen, dass ich mir die Nummer richtig notiert habe. Ja, alles richtig. Im Laufe des Nachmittags versuche ich es noch zwei Mal, niemand geht ran. Dann probiere ich es gegen 21 Uhr noch einmal – wieder nichts. Auch kein AB, auf den ich sprechen könnte. Ich werde es morgen wieder versuchen. Sonst ruft niemand mehr an.
     

6. Der zweite Anruf
     
    Dienstag, 4. März 2008: Kurz nach elf versuche ich es noch einmal bei Sabrina. Eine Frauenstimme, vermutlich die gleiche wie auf meinem Anrufbeantworter:
    „Ja, hallo?“
    „Hallo, hier ist Oliver. Du hattest gestern bei mir angerufen wegen-“
    Weiter komme ich nicht, die Verbindung wird unterbrochen. Ich drücke auf Wahlwiederholung. Wenn sie keine Lust mehr hat, sich mit mir zu unterhalten, dann soll sie mir das zumindest so sagen. Ich lasse es zwölf Mal klingeln, niemand geht ran. Okay, dann eben nicht. Ich werde der blöden Kuh nicht hinterher telefonieren. Und wenn sich niemand mehr meldet: Auch gut, dann habe ich mehr Zeit für Wichtigeres.
    Den Tag verbringe ich zuhause, arbeite an meiner Dissertation und warte auf weitere Anrufe. Kurz nach sechs klingelt das Telefon. Am anderen Ende ist eine Frau, die sich mit „Hallo, hier is Mara“ meldet. Sie habe eines meiner Flugblätter gesehen und sich angesprochen gefühlt. Mara will wissen, ob ich selbst etwas Seltsames in der Bib erlebt habe und Leute zum „Erfahrungsaustausch“ suche.
    Als ich ihr sage, dass ich selbst noch nie etwas Unheimliches in der Bibliothek erlebt habe, aber immer wieder von unheimlichen Erlebnissen gehört habe und diese Erlebnisse gerne dokumentieren würde, wirkt sie enttäuscht. Man hätte den Aushang so verstehen können, dass ich selbst schon etwas Seltsames erlebt habe. Das sei „etwas missverständlich“ formuliert.
    Um das Gespräch zu retten erzähle ich Mara, dass ich in meiner Kindheit ein Erlebnis hatte, das ich bis heute nicht erklären kann, und dass ich schon aufgrund dieses Erlebnisses den Berichten von unerklärlichen Ereignissen in der Bibliothek aufgeschlossen gegenüber stehe, dass ich nicht einfach „Alles Einbildung“ denke.
    Mara meint, sie müsse sich die Sache noch überlegen. Sie würde mich in etwa einer Stunde noch einmal anrufen. Ob ich dann zuhause sei? Ja, antworte ich, sie könne mich den ganzen Abend erreichen. Etwa fünf Minuten später klingelt das Telefon, Mara ist dran. Sie habe sich gerade gedacht „Jetzt stell dich nicht so an“, außerdem höre ich mich nett an. Wir verabreden uns für Mittwoch, 19 Uhr, also morgen. Sie gibt mir ihre Adresse durch, ich soll zu ihr kommen. Auch ihre Telefonnummer bekomme ich. Ich soll anrufen falls etwas dazwischen kommt.
     
    Dieses unerklärliche Erlebnis aus meiner Kindheit, das ich Mara gegenüber
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