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Russische Volksmaerchen

Russische Volksmaerchen

Titel: Russische Volksmaerchen
Autoren: Anton Dietrich
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welcher jezt in dem Reiche des Freizaren Feuerschild, Flammenlanze herrscht. Erkundige dich bei diesen allen nach ihrer Gesundheit, und komme zu mir zurück. Auf deiner Reise aber sei sanft und redlich, aber tapfer.« – Darauf erhielt Jeruslan Jeruslanowitsch von Vater und Mutter den Segen, und begab sich auf die Reise.
    In fünf Jahren bereiste er jene alle, und kehrte zu seinem Vater zurück. Da begegnete ihm auf dem Wege ein kleiner Mann und versperrte ihm den Weg; er aber fragte ihn: Alter Mann, was stellst du dich mir in den Weg und willst mich nicht vorbeilassen?« und er wollte ihn niedertreten; aber der kleine Mann erkannte, was er im Sinne hatte, und sprach zu ihm: »Armer, armer Ritter, du willst mich alten kleinen Mann tödten? du kannst von dem Alten nichts herunterziehen.« Dem Jeruslan behagte dieses Wort nicht. Er zog sein Schlachtschwert und wollte den Greis tödten. Aber als er auf ihn losstürzte, blies der Greis ihn an, und gegen dieses bloße Hauchen konnte er sich nicht auf dem Rosse erhalten und fiel zu Boden, wie eine Hafergarbe. Da nahm ihn der Greis auf die Arme und sagte: »Armer Ritter, willst du Tod oder Leben haben?« Jeruslan entsetzte sich darüber dermaßen, daß er dem Greise kein Wort erwidern konnte. Da legte ihn der Greis auf die Erde und sprach: »Mir kann kein Ritter, kein Held, überhaupt kein Mensch widerstehen. Aber bist du nicht der Sohn des Zaren im Reiche Worcholomei's?« – Er antwortete, daß er derselbe sei. Da sprach der Alte: »Reite nach Hause, aber sprich nicht von mir in dem Reiche.« – Als er diese Worte gesprochen, wurde er unsichtbar.
    Jeruslan Jeruslanowitsch kam zu seinem Vater und seiner Mutter, und sie kamen ihm entgegen, und die Fürsten und Bojaren warfen sich vor ihm mit der Stirn auf die Erde. Jeruslan Lasarewitsch nahm ihn bei den weißen Händen, küßte ihn auf die Zuckerlippen, führte ihn in die zarischen Gemächer, setzte ihn an die eichenen Tische und an die feinen gewürfelten Tischtücher, und gab ein großes Fest. Da fing Jeruslan Lasarewitsch an, seinen Sohn zu befragen: »Du bist zu deinem Großvater, dem Fürsten Lasar Lasarewitsch gereist; sage mir, wie es ihm geht, und ob er gesund ist?« –
    Er übergab seinem Vater folgenden Brief vom Zaren Kartaus: »Zar Kartaus, dem großen Zaren und gewaltigen Ritter Jeruslan Lasarewitsch herzlichen Gruß! Sei gesund mit deiner Gemahlin Anastasia Worcholomejewna und deinem Sohne Jeruslan Jeruslanowitsch, und mit deinen Fürsten und Bojaren und allen Unterthanen! Ich herrsche in meinem Reiche mit Gottes Hülfe bis jezt!« –
    Auf derselben Schrift war von dem Fürsten Lasar Lasarewitsch an seinen Sohn geschrieben: »Meinem lieben Sohne Jeruslan Lasarewitsch, und meiner lieben Schwiegertochter, Anastasia Worcholomejewna, meinem Enkel Jeruslan Jeruslanowitsch, und deinem ganzen Reiche Friede und Segen! Herrsche im Namen Gottes und sei glücklich von nun an auf viele Jahre hinaus.«
    Jeruslan Lasarewitsch war sehr froh und sprach zu seinem Sohne: »Bist du bei meinem Schwertbruder, dem Fürsten Iwan, dem russischen Ritter, gewesen?« –
    Und Jeruslan Jeruslanowitsch gab auch von ihm seinem Vater einen Brief, in welchem von dem jüngeren Bruder, dem Fürsten Iwan, dem russischen Ritter, geschrieben stand: »Dem großen Zaren der Zaren, und dem Ritter der Ritter, meinem ältern Bruder Jeruslan Laserewitsch, herzlichen Gruß! Heil dir auf viele Jahre mit deiner Gemahlin Anastasia Worcholomejewna, und deinem Sohne, dem mächtigen Ritter Jeruslan, und deinem ganzen Reiche! Herr, als dein Sohn auf mein Reich zuritt, kam ich auf dem freien Felde aus einer Schlacht; ich kannte deinen Sohn Jeruslan nicht, und dachte, er käme ein Ritter, um mein Reich zu unterjochen. Ich stürzte auf ihn los und wollte ihm mit dem Stahlschwert den Kopf abhauen; er aber nahm die lange Lanze und stieß mich mit dem stumpfen Ende so gegen das Herz, daß ich mich kaum im Sattel erhalten konnte; und da sprach er für sich: »Ich bin ja der Sohn des Jeruslan Lasarewitsch.« Ich hörte diese Worte und verzieh ihm; aber die Wunde, die er mir gestoßen, habe ich bis jezt noch nicht heilen können.«
    Jeruslan Jeruslanowitsch überreichte seinem Vater noch ein Schreiben von dem Ritter Raslanei, in welchem geschrieben stand: »ich, der große Zar Raslanei Prochorowitsch, meinem jüngern Bruder, dem großen Zaren und gewaltigen Ritter Jeruslan Lasarewitsch, herzlichen Gruß! und mit dem Gruße auch dir, dem Zaren, mit deiner schönen
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