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Runlandsaga - Sturm der Serephin

Runlandsaga - Sturm der Serephin

Titel: Runlandsaga - Sturm der Serephin
Autoren: Robin Gates
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hier oben auf der Klippe ein wenig nach Tang, ein Zeichen dafür, dass die Ebbe ihren tiefsten Stand erreicht hatte.
    Baram ging kurz in seine Schmiede, um nach dem Feuer in der Esse zu sehen, bevor er sich Thaja wieder anschloss. Zusammen durchquerten sie das geöffnete Tor zum Innenhof und hielten auf den Eingang der Burg zu.
    Carn Taar konnte nur über eine heruntergelassene Zugbrücke erreicht werden. In den Steilklippen klafften immer wieder mehrere Fuß breite Lücken, die eine Einnahme der Festung durch Gewalt schwierig, wenn nicht sogar unmöglich machten. Die gesamte Anlage war auf einem freistehenden Felsen errichtet worden, der während der Flut von der Brandung umspült wurde. Die Zugbrücke stellte die einzige Verbindung zur nächsten Klippe dar, von der aus ein Weg über die dahinter beginnende Hochebene und hinunter in die Bucht nach Andostaan führte. Für gewöhnlich war die Brücke heruntergelassen. Man zog sie nur hoch, wenn eine unmittelbare Gefahr für diejenigen bestand, die sich in der Festung aufhielten. Der Durchgang, der den Innenhof mit dem Eingang verband, besaß auf der Seite der Zugbrücke auch ein schweres eisernes Gitter, das nachts immer und tagsüber häufig heruntergezogen war. Diesmal stand der Eingang offen. Auf dem Wehrgang lehnte ein Wachmann am Geländer, der Thaja und Baram begrüßte, als sie sich näherten.
    »Heute geht es hier ja rein und raus wie in einem Taubenschlag!«, sagte er.
    »Sei doch froh, Valgat!«, erwiderte Baram. »Dann vergeht die Zeit schneller.«
    Der Angesprochene lachte auf. Er war untersetzt, aber beinahe so muskulös wie der Schmied.
    »Hast Recht, alter Mann. Ihr könnt mir auch jederzeit Gesellschaft leisten.«
    »Ein anderes Mal gerne«, erwiderte Thaja, »aber heute habe ich etwas Dringendes in der Stadt zu erledigen.«
    »Ich weiß schon«, winkte Valgat ab. »Die Jungs sind hier gerade vorbeigekommen, und sie haben über nichts anderes geredet. Hoffentlich bleibt der Fremde am Leben. Wenn man selbst ein paar Verwandte an die See verloren hat, dann freut man sich über jeden, den sie nicht bekommt.«
    Thaja sah ihn ernst an. »Er wird das Totenboot nicht besteigen, wenn ich es verhindern kann«, sagte sie.
    Irgendetwas in ihrem Blick beunruhigte den Wachmann. Er nahm den Helm ab und kratzte sich am Kopf.
    »Na dann, auf bald«, meinte er.
    Die beiden grüßten ihn zurück und gingen unter dem hochgezogenen Gitter durch den Eingang. Ihre Schritte hallten dumpf auf dem moosüberwachsenen Holz der Zugbrücke wider.
    Thaja blickte in den Spalt hinab, der Carn Taars Klippe von den Felsen des Festlandes trennte. Tief unter ihnen schlugen die Wellen gegen die Felsen. Ihr Rauschen dröhnte laut von den Wänden wider. Mehrere Möwen mit schmutzig-grauen Federn saßen auf kleineren Vorsprüngen im Gestein und blickten zu ihr hinauf, die Köpfe misstrauisch schief gelegt. Eine von ihnen flog auf, gestört vom Knarren der Bohlen unter Thajas und Barams Füßen. In einem weiten Bogen segelte sie an den Klippen entlang, die sich südöstlich der Festung erstreckten, und verschwand hinter einem Felsvorsprung.
    Thaja zog sich die Kapuze ihres Umhangs über den Kopf, weil der Regen, der anfänglich nur schwach gewesen war, nun so beständig fiel, als würde sich das Wetter in den nächsten Stunden nicht ändern. Baram neben ihr ließ die Tropfen über seine Stirn rinnen, ohne eine Miene zu verziehen. Mit gesenkten Köpfen blickten sie beide zu Boden, um auf dem schmalen Weg, der sie eine Weile unmittelbar am Rand der Klippen entlang führte, nicht zu stolpern. Der Wind fegte ungehindert und kalt vom Meer herein durch das Gras.
    Nach kurzer Zeit bog der Weg nach Osten ins Landesinnere ab, vorbei an Schafweiden zu beiden Seiten, die durch hölzerne Gatter voneinander abgetrennt waren. Die ersten Herden waren bereits aus den Ställen getrieben worden und würden nun bis in den Spätherbst hinein dort oben bleiben. Wie schmutzige Heuballen, die von der Ernte des letzten Jahres vergessen worden waren, standen und saßen sie fast reglos auf den Wiesen. Einige hielten im Grasen inne und blickten der Frau und dem alten Schmied nach, bevor sie wieder die Köpfe senkten und weiterfraßen. Mehrere hundert Fuß vor den beiden rannten die Kinder den Weg entlang.
    Thaja und Baram passierten eine niedrige Hecke aus Sanddornbüschen, danach fiel der Weg schneller und schneller ab und führte sie einen Hügelkamm hinunter. Hinter einer Biegung tauchten in einiger Entfernung die
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