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Runlandsaga - Sturm der Serephin

Runlandsaga - Sturm der Serephin

Titel: Runlandsaga - Sturm der Serephin
Autoren: Robin Gates
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Bett. Dunkle Haare mit grauen Strähnen klebten nass und glänzend auf seiner Stirn. Thaja beugte sich über ihn und berührte seine Schläfen.
    »Er hat Fieber«, stellte sie fest.
    Mit einem Mal weitete sich ihr Blick. Sie wandte sich Arvid zu.
    »Lasst mich jetzt alleine mit ihm.«
    Arvid nickte und ging hinaus. Die Heilerin schaute ihm nach, bis er die Tür hinter sich geschlossen hatte. Dann setzte sie sich vorsichtig auf die Bettkante und strich dem Bewusstlosen durchs Haar. Es wuchs sehr dicht, aber ihre Finger fanden schnell, was sie suchten. Sie atmete hörbar aus, als sie erkannte, dass sie sich nicht getäuscht hatte. Im matten Schein der Öllampe schimmerte ein spitz zulaufendes Ohr zwischen den feuchten Strähnen.
    Der Mann im Bett war ein Elf.

2
    Das schwarze Tuch des nächtlichen Himmels hing weit ausgespannt über Moranon. Kalter Stein berührte seinen Hinterkopf und seine ausgestreckten Hände. Er lag auf dem Rücken und stürzte hinein in das dunkle Tuch über ihm, die Härte des Bodens verschwand, und alles, was blieb, war das Meer der Sterne in der Dunkelheit, hell schimmernde Punkte auf dem samtenen Stoff, in den er sich fallen ließ wie in einen bodenlosen Schacht.
    Wohin war das vertraute Dunkelblau der Nacht versickert? Moranon konnte es nicht sagen. Die Schwärze, die ihn umgab, war ihm unbekannt. Für einen kurzen Augenblick durchzuckte ihn die Vorstellung von einem Gemälde, das er in seinem Traum durchwanderte und das die tatsächliche Natur auf eigenartig verzerrte Weise wiedergab.
    Ay, du träumst , hörte er eine Stimme in seinem Geist, die seine eigene war, aber denk nicht darüber nach, sonst endet der Traum, und das willst du nicht. Du willst weitergehen, tiefer und tiefer hinein in das Bild, also hör auf zu denken. Sieh dir die Sterne an, ihr Funkeln in der Schwärze, sieh, wie du dich ihnen näherst, kopfüber fallend zum Klang der Bahnen, die sie ziehen.
    Für einen Moment wurde der Gedanke an die eigenartig unwirkliche Farbe des Nachthimmels wie zu einem Gegenstand, dem er den Rücken zuwandte. Sofort beschleunigte sich sein Fall. Er spürte keinen Wind an seinem Körper entlangstreichen, aber er ahnte, dass er mit wachsender Geschwindigkeit durch die Weite des Himmels fiel. Einige der funkelnden Punkte auf dem endlosen Tuch der Nacht wurden größer und größer. Er erkannte, dass er es war, der sich ihnen näherte. Die Punkte wuchsen zu feurigen Bällen, deren Anblick in seinen Augen schmerzte, sodass er das Gesicht abwenden musste. Gleichzeitig war ihm bewusst, dass der Moranon, der immer noch auf dem kalten Stein lag, schon die ganze Zeit über die Lider fest geschlossen hatte. Er schoss an drei riesigen, gleißenden Kugeln vorbei. Hitze durchströmte ihn mit brutaler Gewalt und Eindringlichkeit. Sofort erwuchs in ihm der Gedanke, dass sein eigentlicher Körper dieses sengende Feuer nicht einen Moment lang hätte überleben können. Es waren Sonnen, größer als jene, die jeden Morgen über Runland aufging und die zugleich die Einzige war, die er bisher jemals gesehen hatte. Ein Dröhnen wie von zahllosen bronzenen Glocken brandete in ihm auf, doch er hörte ihren Klang nicht, sondern spürte nur, wie sein Körper zu ihren lautlosen Schlägen erbebte und sein Herz wild zu pochen anfing.
    Das ist keine Musik, das ist der Klang ihrer Bahnen! Bei allen Göttern, so muss es da draußen aussehen in den Weiten der ewigen Finsternis, wo es zwischen den Welten nichts gibt als Schwärze. Ay, Schwärze – das ist es! Deshalb sehe ich keinen dunkelblauen Nachthimmel, ich bin dort, wo nur die unendlichen Sterne sind!
    Im nächsten Augenblick waren sie vorüber. Der Körper seines Geistes flog weiter in die Tiefen des Himmels. Unbekannte Sternbilder zogen zu seiner Rechten und Linken vorbei wie Vögel eines gewaltigen Schwarms.
    Moranon kannte die Schönheit der Sterne, denn er besaß Margons Erinnerungen. Der Teil von ihm, der Margon genannt wurde, hatte sich schon immer für das sich ständig wandelnde Kleid der Nacht begeistert und die strahlenden Punkte auf ihrem Tuch beobachtet, ihr wechselndes Auf- und Absteigen mit dem Lauf der Jahreszeiten und ihren Einfluss auf die Gemüter der Menschen. Doch Margon hatte sie niemals zuvor so gesehen. Es war Moranon, dessen Name in der Sprache der Elfen Schattenwanderer hieß, der sich zu den Bahnen der Sterne emporgeschwungen hatte, Moranon, zu dem Margon, der Magier, immer dann wurde, wenn er seinen Körper hinter sich ließ, um Wissen über
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