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Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Titel: Runlandsaga - Die Schicksalsfestung
Autoren: Robin Gates
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sehr, sehr lange zurück. Aber wenn meine Erinnerung mich nicht trügt, dann erreichen wir bald den Rand des Schutzwalls, der Mehanúr damals umgab und die Maugrim fernhielt.«
    »Ein Schutzwall?«, fragte Enris, der blinzelnd die beiden untergehenden Sonnen betrachtete. Er hatte sich noch immer nicht daran gewöhnt, zwei rote Feuerbälle in der Ferne sehen zu können. »So wie eine Mauer?«
    »Ja, aber keine, die du mit deinen Augen erkennen könntest«, vernahm er Jahanila. Sie klang angestrengt, als bereite ihr das Reden große Mühe. »Eher so wie der magische Kokon, der Runland umgibt, und den die vier Drachen der Elemente mit ihrer Kraft aufrechterhalten.«
    »Könnt ihr wirklich erkennen, dass wir uns dieser Stadt nähern?«, fragte Neria. Sie hatte ihre Augen wieder geöffnet und blickte stirnrunzelnd an Jahanilas Hals und Kopf vorbei in die Tiefe. Unter ihnen dehnte sich eine sonnenverbrannte, mit kargen Sträuchern gefleckte Steppe aus. Die ausgetrocknete Erde besaß eine verwaschene gelbbraune Farbe, die davon erzählte, wie schwer das tägliche Überleben an einem derart unwirtlichen Ort sein musste. Selbst ein so unverwüstliches Gewächs wie das dürre Gras, das Teile des Bodens bedeckte und von hier oben wie Haarbüschel auf dem grindigen Kopf eines Riesen wirkte, schien mit seinem Dasein zu kämpfen. Für Neria sah die Landschaft beinahe völlig gleich aus, egal, wohin sie schaute. Allein die untergehenden Zwillingssonnen, denen sie weiterhin entgegenflogen, vermittelten ihr eine Ahnung von einer Richtung. Es hätte Westen sein können – wenn sie sich sicher gewesen wäre, dass die beiden Sonnen in dieser Welt ebenso im Westen untergingen wie die eine, die ihr bisher vertraut gewesen war.
    »Mehanúr ist nicht mehr weit«, gab ihr Alcarasán zur Antwort. Sein Ton verriet, dass er das Thema als beendet betrachtete.
    »Unsere Rasse findet sich überall sehr gut zurecht«, erklärte ihr Jahanila. Sie hielt inne und rang nach Luft, bevor sie weitersprach. »Selbst wenn Alcarasán nur ein einziges Mal in Mehanúr gewesen wäre, würde er immer wissen, wo die Weiße Stadt ist – so als würde sie ihn anziehen, sobald er an sie denkt.«
    Neria erinnerte sich an Ukannits Tauben. Wo auch immer er sie im Roten Wald aussetzte, sie fanden ihren Weg zurück in die Siedlung. Eine ähnliche Fähigkeit musste auch hier im Spiel sein, nur um etliches gewaltiger.
    »Ich glaube, ich kann etwas erkennen«, rief Enris aufgeregt. »Die Hügelkette in der Ferne! Irgendwas dort ist ... ist anders!« Er wusste nicht, wie er es sonst hätte ausdrücken können.
    Mit halb zusammengekniffenen Augen bemühte sich Neria, zu sehen, was er meinte. Tatsächlich! Beinahe direkt unterhalb der beiden versinkenden Sonnen unterbrach eine Reihe von sanft ansteigenden Hügeln die eintönige, flache Ebene, die sie im Verlauf der letzten Stunden überflogen hatten. Aber was meinte Enris damit, dass etwas dort anders sei?
    Sie hatte den Gedanken kaum zu Ende gedacht, als ihr die Antwort bereits entgegensprang. In der Mitte der Hügelkette hatte sich deren Farbe geändert. Durch das tief stehende Sonnenlicht, das die Landschaft in ein rötliches Licht tauchte, fiel es kaum auf. Doch schließlich bemerkte sie es so deutlich, dass sie sich unwillkürlich fragte, wie sie diese Eigentümlichkeit je hatte übersehen können. Der mittlere Teil des Höhenzugs schimmerte schwach grün in der Ferne.
    »Du hast gute Augen«, meinte Jahanila anerkennend.
    »Was bedeutet das?«, wollte Neria wissen. »Offenbar wachsen die Pflanzen da um einiges üppiger als in der restlichen Welt, die wir bisher kennengelernt haben.«
    »Willst du es ihnen erklären?«, fragte Jahanila ihren Begleiter. Alcarasán gab ein unwirsches Knurren von sich, dann begann er aber dennoch. »Das Gebiet, über das wir geflogen sind, war ursprünglich grünes Land. Ein Dschungel mit schier endlosen Wäldern. Gewaltige Baumriesen ragten in den Himmel, die jüngsten von ihnen dreimal größer als alles, was ihr jemals in Runland gesehen habt. Was ihr dort vorne erkennen könnt, ist ein Überrest jenes Gebietes, wie es einmal beschaffen war.«
    Bei der Erwähnung der enormen Waldlandschaften hob Neria aufmerksam ihren Kopf.
    »Aber dann fanden die Maugrim heraus, dass ihr Temari aus dem Blut von Carnaron, dem Schmetterer, erschaffen worden wart. Auch die Maugrim wollten die Chaosgötter aus ihrer Verbannung befreien. Aber sie glaubten nicht daran, dass sich eure Rasse jemals dahin
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