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Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Titel: Runlandsaga - Die Schicksalsfestung
Autoren: Robin Gates
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gewohnt war, musste der Wind kaum zu ertragen sein. Die meiste Zeit hatte sie ihren Kopf dicht über die Schuppen der Serephinfrau gesenkt, um sich dem Gennáharisso wenig wie möglich auszusetzen. Dennoch blickte sie immer wieder auch zu Enris hinüber und setzte einen tapferen Gesichtsausdruck auf, als wollte sie ihm sagen: »Mitgehangen, mitgefangen!«
    Wenn dies geschah, hatte er ein-, zweimal versucht, aufmunternd zu lächeln, doch inzwischen gelang ihm nicht einmal mehr das. Obwohl er nichts weiter tat, als sich von dem Serephin tragen zu lassen, fühlte er sich so erschöpft, als ob er einen stundenlangen Fußmarsch hinter sich hätte.
    Misstrauisch beäugte er das Spiel der Muskeln unter der geschuppten Haut seines Reittiers. Das Wesen, auf dem er saß, war hinter ihm her gewesen, um ihn zu töten. Für den Augenblick schien es diesen Plan ausgesetzt zu haben. Aber wer mochte sagen, ob es sich nicht wieder anders entscheiden würde? Er war diesem Alcarasán so hilflos ausgeliefert wie ein gefangenes Tier in einer Falle.
    Plötzlich sackte Jahanila, die sich bisher auf gleicher Höhe neben ihrem Ordensbruder gehalten hatte, mehrere Fuß in die Tiefe. Sie trudelte zur Seite. In Panik schrie Neria auf. Sie rutschte vom Rücken der Serephinfrau herunter und krallte sich gerade noch an den Zacken fest, die Jahanila aus dem Rückgrat wuchsen.
    »Sie stürzt ab!«, brüllte Enris, in der Hoffnung, der grimmige Serephin, auf dem er ritt, würde ihn hören. Doch er hatte die Worte kaum heraus, als Alcarasán schon seine Schwingen anlegte.
    »Halt dich fest!«, dröhnte seine Stimme über das stete Heulen des Windes hinweg. Im nächsten Moment ließ er sich wie ein Stein in die Tiefe fallen. Enris rang nach Atem. Er glaubte zu spüren, wie sein Herz aus seinem Körper herausgedrückt wurde und irgendwo hoch über ihm zurückblieb, als der Drache seiner Begleiterin hinterhertauchte. In seinen Ohren knackte es schmerzhaft, und der zunehmende heiße Wind auf seinem Gesicht ließ ihm die Augen tränen. Er wandte den Kopf ab und blinzelte angestrengt.
    Als er wieder klar sehen konnte, befand sich Alcarasán auf gleicher Höhe mit Jahanila. Die Schwingen der Serephinfrau schlugen kraftlos auf und ab, ohne dass ihr Körper an Höhe gewann. Sie schwankte so sehr, dass Neria es nicht schaffte, eines ihrer Beine über das Rückgrat des Drachen zu heben, um wieder festen Halt zu bekommen. Aus der Wunde an Jahanilas Flanke, die ihr der angreifende Maugrim zugefügt hatte, rann frisches, dunkles Blut und fiel in dicken Tropfen in die Tiefe. Es war ihr anzusehen, dass sie kaum noch die Kraft besaß, weiterzufliegen.
    »Komm zu dir!«, herrschte Alcarasán sie an. Er hatte dabei nicht nur seine Stimme benutzt, sondern schickte ihr seinen Befehl auch in Gedanken zu. Dass sie ihren gemeinsamen Auftrag, den Temari auf seinem Rücken zu töten, hintertrieben hatte, war für den Moment völlig aus seinem Bewusstsein verschwunden. Im ersten Zorn hätte er sie beinahe getötet, als er vor dem Quelor zur Welt der Antara erfahren hatte, dass er von ihr betrogen worden war. Doch nun, da innerhalb von Augenblicken gehandelt werden musste, übernahm die lange Ausbildung im Orden der Flamme sein Handeln, ohne dass er lange darüber nachdachte. Terovirin hatte ihm die junge Nevcerran als Begleiterin zugeteilt. Er trug die Verantwortung für ihr Leben. Sie würde sich für ihre Taten rechtfertigen müssen, aber nicht hier an diesem Ort und in dieser entsetzlichen Zeit, in die sie von den Antara geworfen worden waren.
    Ein Schrei drang in seine forschenden Gedanken vor, die er nach seiner Begleiterin ausstreckte, in der Hoffnung, sie zu erreichen. Es war die Temarifrau. Jahanila schlingerte so stark, dass sich Neria inzwischen nur noch mit einer Hand festhielt.
    »Alle Götter, tut doch etwas«, fuhr Enris ihn an. »Sie wird gleich fallen!«
    Alcarasán achtete nicht auf ihn. Er legte all seine Kraft in seine Gedanken.
    Jahanila! Gib jetzt nicht auf!
    Keine Erwiderung.
    Nevcerran des Ordens der Flamme! Du wirst uns keine Schande bereiten, sondern kämpfen. Ich befehle dir, dich nicht gehenzulassen! Du bist noch lange nicht am Ende.
    Er setzte zu einem weiteren gedanklichen Stoß an, da ächzte Jahanila gespenstisch laut auf. Unter halb geschlossenen Lidern rollte sie ihre Augäpfel herum. Im gleichen Moment lösten sich Nerias Fingerspitzen von den harten Hornzacken, an denen sie sich bis zuletzt festgehalten hatte.
    Sie fiel.
    »Nein!«, ächzte
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