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Rune der Knechtschaft

Titel: Rune der Knechtschaft
Autoren: Ange Guéro
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gewaltsam einen Adligen beiseite, obwohl dieser vielleicht auf seiner Seite war … und fand sich ohne Vorwarnung neben Marikani wieder. Sie bemerkte ihn im selben Augenblick, und sie sahen einander einen kurzen Moment lang an, ohne sich zu rühren.

    Eine schwitzende Frau, deren blaues Kleid blutverschmiert war, drängte sich zu ihnen durch.
    Vashni.
    Sie sah Arekh, unterdrückte eine überraschte Bewegung und wandte sich dann an Marikani: »Banh sagt, dass alles bereit ist. Er hat die erste Flamme entzündet.«
    Marikani nickte knapp. »Wir müssen raus«, sagte sie zu Arekh. »Schnell.«
    Arekh nahm sie beim Handgelenk. Marikani wollte erst zurückweichen, ließ es dann aber geschehen.
    »Was ist mit dem Gang, der zum Privataltar führt?«, fragte er. »Ist er gesperrt?«
    Er war nur selten hier gewesen, glaubte sich aber zu erinnern, dass es eine weitere Treppe gab, die an der Rückseite des Tempels von der Galerie hinunterführte.
    Vashni schüttelte den Kopf. »Nein. Voller Feinde, aber gangbar.«
    »Warum seid Ihr nicht …«
    »Wir mussten Halios und seine Männer so lange wie möglich im Tempel halten«, erklärte Marikani.
    Arekh nickte. Er würde später verstehen. Und bis dahin …
    Vashni trat einen Schritt zurück, und Arekh ging, ohne Marikanis Handgelenk loszulassen, geradeaus, und tötete ohne nachzudenken alle, die sich ihm in den Weg stellten. Marikani befahl ihren Anhängern mit gesenkter Stimme, den Tempel zu verlassen.
    Am Ende der Galerie öffnete sich ein Gang, der zur zweiten Treppe führte. Der Rauch versperrte Arekh die Sicht, aber er kam leichter voran, als er gedacht hätte. Die Kämpfer waren erschöpft, und bald stieg er mit Vashni und Marikani die engen Stufen hinab. Ein paar Soldaten stellten sich ihnen in den Weg; Arekh entledigte sich der Männer
mit kaltem Zorn und einem Können, das ihn selbst überraschte. Unten, nahe beim Südtor des Tempels, fand er den Offizier, den er ins Hauptgebäude geschickt hatte.
    Der junge Mann war schweißüberströmt und rief ihm zu: »Ayashinata Marikani ist gesehen worden, und zwar …« Er unterbrach sich, als er Marikani sah, und salutierte. »Ayashinata. Mein Herz ist erfreut, Euch am Leben und gesund zu finden, und …«
    »Gut, gut«, unterbrach ihn Arekh. »Wo ist Halios?«
    »Da! Sie entkommt!«, schrie eine Stimme hinter ihnen.
    Halios?
    Arekh wollte sich schon in den Kampf stürzen, als Marikani ihn am Arm packte. »Nicht im Tempel. Wir müssen hier raus«, wiederholte sie.
    Die kleine Gruppe rannte die Stufen vor dem Tor hinunter und fand sich einige Sekunden später unter der brennenden Morgensonne wieder. Das Licht blendete Arekh, der vergessen hatte, wie hell es draußen war.
    Marikani zerrte ihn weiter weg, aber Arekh drehte sich um; er wollte überprüfen, ob ihnen jemand gefolgt war.
    »Meine Männer sind dort drinnen«, erklärte er.
    »Lasst sie herauskommen«, sagte Marikani und hob den Blick zur Kuppel. »Schnell.«
    Arekh gab seine Befehle, und der Offizier rannte zum Haupttor. Hinter Marikani ertönten Rufe: »Da ist sie! Sie lebt!«
    Eine Gruppe von Dienern kam begleitet von einem Wachsoldaten und von Lionor auf sie zugelaufen. Lionor warf sich mit Tränen in den Augen in Marikanis Arme.
    »Es ist fast vorbei«, flüsterte Marikani außer Atem. »Fast vorbei. Wir haben die Vasen mit dem Fîr-Pulver in der Nähe der Bögen aufgestellt, die die Kuppel tragen. Ich habe Halios und seine Männer in den Tempel gelockt …«

    Neue Freudenschreie ertönten bei Marikanis Anblick, und bald hatte sich eine kleine Menschenmenge aus Höflingen um sie geschart. Manche waren verwundet und erschöpft und hatten zerrissene Kleider, aber sie waren glücklich. Arekhs Männer kamen aus dem Tempel. Ohne sich vom Lärm, den Schreien und dem Staub ablenken zu lassen, versuchte Arekh, die Lage einzuschätzen. Marikani war bei ihm, in Sicherheit. Seine Soldaten kamen näher, und Arekh zählte sechs Verwundete. Er hatte noch dreißig einsatzfähige Männer; ein paar mehr waren gewiss noch im Palast.
    Halios und seine Anhänger waren nach wie vor im Arrethas-Tempel.
    »Die Barrikaden?«, fragte Marikani Lionor.
    »Die Plünderer sind fast alle geflohen«, schrie Lionor über das Getöse hinweg. »Es hat Tote gegeben, aber der Brand ist beinahe unter Kontrolle …«
    Marikani wandte sich Arekh zu. »Die Kuppel wird einstürzen«, flüsterte sie. »Ein Großteil ihrer Streitmacht ist im Innern. Halios darf nur nicht herauskommen, bevor …«
    Halios kam
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