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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut!
Autoren: Terry Pratchett
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Löffel mit einem Klicken, das durch den ganzen Saale hallte, auf die Untertasse und lächelte dem Grafen zu.
»Komme ich zu spät?« fragte Oma.
Die Riegel knarrten, einer nach dem anderen.
»… geht dief wirklich fu weit«, brummte Igor. »Der alte Herr hätte nie…«
    Die Tür gab nach und quietschte an liebevoll verrosteten Angeln. Kühle, trockene Luft wehte aus der Dunkelheit heran.
Igor hantierte mit Streichhölzern und entzündete eine Fackel.
    »Ef ift ja schön und gut, ein paar Jahrfehnte lang in Frieden zu ruhen, aber eine folche Schande kann man nicht länger hinnehmen…«
    Er eilte durch dunkle Flure, deren Wände teils aus Ziegeln und teils aus natürlichem Felsgestein bestanden. Schließlich erreichte er ein Zimmer, in dem ein großer steinerner Sarkophag stand. Auf der einen Seite hatte jemand einen Namen hineingemeißelt: ELSTYR.
    Igor steckte die Fackel in einen Wandhalter, streifte die Jacke ab und bemühte sich dann, den Deckel des Sarkophags beiseite zu schieben. »Tut mir leid, Herr«, keuchte er, als der Deckel mit einem dumpfen Pochen auf den Boden fiel.
Im Innern des Sargs glänzte Staub im Fackelschein.
    »… kommen hierher und bringen allef durcheinander…« Igor griff nach seiner Jacke und zog ein Bündel aus der Tasche. Am Rand des Steins rollte er es auseinander, und das Licht der Fackel fiel auf Skalpelle, Scheren und Nadeln.
    »… bedrohen fogar kleine Kinder… fo etwaf haft du nie getan… nur abenteuerluftige Frauen über fiebfehn, die im Nachthemd gut auffehen, haft du immer gefagt…«
    Er nahm ein Skalpell und piekste die Spitze vorsichtig in den kleinen Finger seiner linken Hand.
Ein Blutstropfen erschien, schwoll an und fiel in den Staub. Sofort entstand eine dünne Rauchfahne.
»Daf ift für Fetfen«, sagte Igor mit grimmiger Zufriedenheit. Als er die Tür erreichte, glitt bereits weißer Dunst über den Rand des Sarkophags.
»Ich bin eine alte Frau«, sagte Oma Wetterwachs und blickte sich streng um. »Ich würde mich gern setzen, vielen Dank.«
Eine Sitzbank wurde nach vorn geschoben. Oma nahm Platz und sah den Grafen an.
»Wovon hast du gerade gesprochen?« fragte sie.
    »Ah, Esmeralda«, sagte der Graf. »Endlich bist du zu uns gekommen. Der Ruf des Blutes ist so stark, daß man sich ihm nicht widersetzen kann.«
    »Das hoffe ich«, erwiderte Oma.
»Wir werden diesen Ort verlassen, Frau Wetterwachs.«
    »Du bleibst hier«, sagte Oma. Erneut rührte sie den Tee um, und die Blicke aller Vampire folgten den Bewegungen des Löffels.
    »Dir bleibt nichts anderes übrig, als mir zu gehorchen«, sagte der Graf. »Das weißt du.«
»Oh, es gibt immer eine Wahl«, entgegnete Oma.
    Vlad und Lacrimosa beugten sich auf beiden Seiten ihres Vaters herab. Einige Sekunden flüsterten sie, dann sah der Graf auf.
»Nein, du kannst dem Drang unmöglich widerstanden haben«, sagte er. »Selbst du bist dazu nicht fähig!«
    »Ich behaupte nicht, daß es mir leichtgefallen ist.«
Oma rührte weiter ihren Tee um.
Erneut folgte Geflüster.
»Die Königin und das Baby sind in unserer Gewalt«, betonte der Graf.
    »Ich glaube, sie bedeuten dir viel.«
    Oma hob die Tasse halb zu den Lippen. »Töte sie«, erwiderte sie schlicht. »Es nützt dir nichts.«
»Esme!« entfuhr es Nanny Ogg und Magrat gleichzeitig.
    Oma stellte die Tasse auf die Untertasse zurück. Agnes glaubte zu sehen, wie Vlad seufzte. Sie spürte das Verlangen ebenfalls…
    Ich weiß, was sie gemacht hat, hauchte Perdita. Ich auch, dachte Agnes. »Er blufft«, sagte Oma.
»Ach?« erklang Lacrimosas spöttische Stimme. »Würde dir eine Vampirkönigin gefallen?«
    »Es gab mal eine in Lancre«, sagte Oma Wetterwachs im Plauderton. »Einer von euch biß die arme Frau. Sie schlug sich mit rohen Steaks und so weiter durch. Sie bohrte nie jemandem die Zähne in den Hals, wie ich hörte. Man nannte sie Grimnir die Pfählerin.«
    »Die Pfählerin?«
    »Oh, ich habe nur gesagt, daß sie kein Blut saugte. Was allerdings nicht bedeutet, daß sie eine nette Person war«, erklärte Oma. »Sie zögerte nicht, Blut zu vergießen, aber sie trank keins. Auch ihr braucht kein Blut zu trinken.«
    »Du weißt nichts über wahre Vampire!«
»Ich weiß mehr, als ihr glaubt, und ich kenne Gytha Ogg«, sagte Oma. Nanny Ogg blinzelte.
    Oma Wetterwachs hob erneut die Tasse und ließ sie dann wieder sinken. »Sie trinkt gern. Natürlich betont sie, daß es der beste Brandy sein muß…« Nanny nickte bestätigend. »… nun, das ist gewiß ihr Wunsch,
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