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Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht

Titel: Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht
Autoren: Willibald Alexis
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– »Allen Respekt vor Ihrer Versicherung, aber ich glaube Ihnen nicht, weil die Pflicht der Selbsterhaltung mir gebietet. Ihnen zu mißtrauen. Allein Ihnen, was Sie wünschen, aber vorher die Gewißheit, daß hinter der Tapete kein Protokollführer lauert.« – Wandel schien sich diese Gewißheit verschafft zu haben: »Was steht zu Ihren Diensten?« – »Führen Sie Gift bei sich? Ich meine Mittel, die es Ihnen ermöglichen, sich der Schande und der weltlichen Strafe Ihres Richters zu enziehen? Es ist meine Pflicht, mich davon zu vergewissern.«
    »Soll ich Ihnen mit Macbeth antworten:
     
    Weshalb sollt' ich den röm'schen Narren spielen.
    Sterbend durchs eigne Schwert? So lange Leben
    Noch vor mir sind, steh'n denen Wunden besser.
     
    So lange ich athme, will ich von dieser süßen Gewohnheit des Daseins nicht lassen. Besser Kerkerluft und schimmliche Brodrinde, als schwimmen ein Atom im grauen Nebel der wesenlosen Leere. Nein, da beruhigen Sie sich, Sie sollen mich als Epikuräer kennen lernen. Ich wollte Viel, ich lasse mich aber auch genügen am Wenigen. Die Welt ist ein Kerker, warum sollte nicht der Kerker zur Welt werden für Den, der noch Lust am Leben hat! Ich gebe Ihnen mein Wort, ich werde mich vertheidigen – besser als Ihr Staat gegen seinen Ueberwinder. Gewissermaßen soll jetzt mein Leben erst anfangen. Sie kennen mich doch einigermaßen, und wissen, wie ich in die Schranken trat. Man meinte, ich war ein glücklicher Advokat, ich setzte manches durch, noch mehr wandte ich ab. Alles für Andre! Nun, mein Herr, jetzt gilt es für mich selbst. Werde ich mich schlagen, wie Ihre Soldaten, für Kommisbrod, aus Furcht vor dem Korporalstock? Nein, wie der Pirat, den die Fregatten eingeholt. In dem Todeskampfe siegt er wohl zuweilen gegen die Uebermacht. es kommt öfter vor, daß er die Verfolger mit sich in die Luft sprengt. O, es soll ein Kampf werden, auf den ich mich freue; eine Beschäftigung für den Geist, wie ich sie wünsche. Sperren Sie mich in den engsten Kerker; je kleiner der Kessel, um so größer die Expansionskraft des Gases. Mein Kompliment Ihnen, ich weiß, wen ich vor mir habe: keine plumpe Kriminalspinne, die außer ihrer Aktenhöhle, blödsichtig, nicht um sich weiß, nein, einen feinen Welt- und Lebemann, der mit seinen Kenntnissen und psychologischen Erfahrungen mich umgarnen und harmlos saugen möchte. Grad auf solchen Gegner freue ich mich. Ich schätze Sie. Wir wollen uns in Minen und Contreminen begegnen. Das wird meinen Geist frisch erhalten; das erfrischt auch das Blut; weit mehr, als die körperliche Bewegung. Ich werde ein gesunder Gefangener bleiben. Auch Sie sollen Ihre Freude an mir haben. Ein Inquisitor verliebt sich am Ende in seinen Inquisiten – er sehnt sich in der Nacht auf den nächsten Morgen, wo er ihn wieder erblickt –«
    »Bis er ihn an einem Morgen dem Richter abliefert, der ihn nicht zurückliefert.«
    »Das bilden Sie sich ja nicht ein. Sie meinen das Schaffot. Was wollen wir wetten? Auf's Schaffot bringen Sie mich nicht. Ich kenne Ihre Gesetze, die Ansichten Ihrer Richter. Höchstens, wenn Alles gut geht, nämlich für Sie, eine außerordentliche Strafe. Zehn, fünfzehn, vielleicht zwanzig Jahr Gefängniß. Die ganze Welt ist ein Gefängniß; wie angestrichen, schwarz-weiß, blau, grün, schwarz-gelb, das ist am Ende gleichgiltig. Ja, wenn Sie mich nach Frankreich auslieferten, das wäre eine andere Frage, vor den Geschwornen, da hört unsre Logik auf. Aber Sie sind ein zu guter Patriot, und die Sache ist doch auch für Sie zu interessant, um sie aus der Hand zu geben.«
    »Der Baron Eitelbach ist nicht an der Cholera gestorben.« sprach Fuchsius, ihn fixirend. »Dann wäre es mir doch sehr interessant, zu erfahren, was man bei ihm finden wird! – Nichts Mineralisches, darauf können Sie sich verlassen,« – sprach Wandel mit höhnisch freundlicher Stimme, indem er die Frechheit hatte, dem Rath dabei sanft auf die Schulter zu klopfen. »Scheusal!« rief dieser zurückweichend.
    Der Wagen, der Wandel nach dem Gefängniß schaffen sollte, war vorgerollt. An der Thür wandte Fuchsius sich noch einmal um:
    »Herr von Wandel, es ist möglich, daß Sie Recht behalten, daß die Gerichte mit ihren groben Werkzeugen nicht in alle verborgenen Winkel Ihrer Verbrechen dringen, ich aber habe die volle moralische Ueberzeugung. Um deshalb werde ich die Untersuchung vielleicht einem unbefangenern Richter abgeben. Hier aber, vor Gott, vor der Ewigkeit, oder, wenn Sie
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