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Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)

Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)
Autoren: Tanya Carpenter
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und der Tatsache, dass Armand ihn mit seinem Blut geheilt hatte, hielt. An den gemurmelten Dankesworten erstickte er fast.
    „Was ist mit Kaliste?“, fragte ich schließlich.
    „Geflohen, als sie merkte, dass sie unterliegen würde.“
    In Armands Stimme lag kein Triumph. Überhaupt strahlte er eine Sachlichkeit aus, die schon an Kälte grenzte und mich frösteln ließ. „Vor der dürften wir eine Weile Ruhe haben.“
    Dieser Meinung schloss Lucien sich an, in mir blieb ein banges Gefühl zurück. Sie hatte uns schließlich schon mehrfach in Sicherheit gewogen, um dann aus dem Hinterhalt ihre Intrigen zu spinnen.
    „Melissa?“, fragte Armand besorgt, weil ich nicht antwortete.
    Ich schüttelte stumm den Kopf, das war alles zu viel, mein Kopf überladen mit Gedanken und Worten, die keinen Sinn ergaben. Schließlich brachte ich nur leise hervor: „Bitte lass uns nach Hause gehen.“
    Lucien begleitete uns nicht, sondern kehrte nach Miami zurück. Auf dem Weg nach Hause überlegte ich, wie ich Armand von Steven erzählen sollte und wie Steven erklären, dass mein Geliebter zurück und unsere Affäre beendet war.
    Als wir in Gorlem Manor eintrafen, brauchte es in einem Punkt keine Worte. Steven verstand sofort. Sein Lächeln fiel zwar etwas leidvoll aus, war aber dennoch aufrichtig gemeint, als er zu uns kam und Armand, der ihn mit einem Blick ansah, als wisse er nicht, wie er auf ihn reagieren sollte, auf die Schulter klopfte. Er meinte, er würde ihn um mich beneiden. Dann küsste er mich flüchtig auf den Mund und strich mir über die Wange. Er sah uns nachdenklich an.
    „Wahre Liebe ist etwas Kostbares, Wildcat. Vor allem für unseresgleichen. Bewahrt sie euch gut.“ Die Trauer in seinem Blick deutete ich zunächst falsch, bis er dann hinzufügte: „Warren ist tot, Mel. Es tut mir leid.“
    Mir sackten die Knie weg und es war niemand da, der mich aufgefangen hätte. Weder körperlich noch seelisch. Steven ging, was ich ihm nicht vorwerfen konnte. Ich hatte zwei Männer verraten. Ihn, weil ich seine Liebe mit Füßen trat und nur einen flüchtigen Trost in seinen Armen gesucht hatte. Und Warren, weil ich mich meiner Verantwortung nicht gestellt und ihn seinem Schicksal überlassen hatte. Mehr noch, ich hatte Steven die Last aufgebürdet, sich um Warren zu kümmern, was er aus Liebe zu mir tat, und ich gab ihm nichts zurück. Natürlich würde er das auch nicht erwarten, er war zu lange Vampir – lebte, dachte und handelte wie es uns gebührte und legte keinen Wert auf Treue oder Wiedergutmachung für irgendwas. Seine Liebe war die eines jeden Vampirs – Begehren, die Sucht nach dem Blut von unseresgleichen und der Macht, die ihm innewohnte. Aber weder Warrens Tod, noch Armands Rückkehr brachen ihm das Herz. Ich ertappte mich dabei, ihn darum zu beneiden.
    Armand war nach dem neuerlichen Kampf mit Kaliste so geschwächt, dass er sich kaum auf den Beinen hielt. Ganz zu schweigen von dem, was hinter ihm lag. Über den Schmerz in seinem Inneren und die Fragen, die er sich stellte, wollte ich gar nicht nachdenken und ausgerechnet bei ihm jetzt Beistand zu suchen, erschien mir unrecht. Franklin half mir wieder hoch und nahm mich in die Arme, obwohl sein Schmerz ebenso groß sein musste, wie meiner.
    „Wir fanden das hier im Garten.“
    Er hielt mir das Amulett mit meinem Blut an der Silberkette vors Gesicht, das ich Warren zum Schutz gegeben und das er auch als Unsterblicher immer noch getragen hatte.
    „Er muss bei den Eichen gewartet haben, bis die Sonne aufging.“
    Heiße Tränen rannen über meine Wangen, als ich mir vorstellte, wie er sich der Sonne aussetzte, um der Dunkelheit seiner Seele zu entfliehen. Ganz allein. Ich hasste Dracon mehr als je zuvor und mich selbst ebenso.
    Viel kann unseresgleichen ertragen, kalt ist unsere Seele für gewöhnlich. Doch entweder war ich zu menschlich für ein Leben als Vampir, oder es war die Masse an Dingen, die in viel zu kurzer Zeit geschehen war. Ich fühlte mich taub und leer, wie aus Eis, wollte mit niemandem reden, auch nicht mit Armand, obwohl mir bewusst war, dass ich es ihm schuldete. Dennoch bat ich darum, dass mich alle allein ließen, dieser Schmerz gehörte nur mir.
    Ich taumelte nach draußen, zu der Stelle, wo Warren den Freitod erwartet hatte, legte mich ins welke Gras, ein Symbol dessen, was hier geschehen war, und ließ meiner Trauer freien Lauf. Schuldgefühle und Verlust lasteten zentnerschwer auf mir und pressten mich immer tiefer in die
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