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Rücksichtslos

Rücksichtslos

Titel: Rücksichtslos
Autoren: Kirsten Slottke
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wurde. In einem großen, steril anmutenden Raum, der sie an einen Operationssaal erinnerte, wurde sie losgelassen und in eine Ecke geschubst, in der schon zwei junge Frauen standen und ängstlich auf einen Punkt hinter ihrem Rücken starrten.
     
    *
     
    Im ersten Moment blickte Katharina wie versteinert den Mann an, der sie mit ihrer eigenen Waffe bedrohte. Sie dachte flüchtig, dass es sich um Jürgen Hagen handelte, doch der Mann war älter und fülliger.
    „ Wenn du abhauen willst, leg ich dich sofort um“, herrschte er sie an. „Los geh vor!“
    Er zwang sie, das Labor zu verlassen und lotste sie in eine Art Operationssaal. In einer Ecke standen drei junge Frauen, von denen zwei hochschwanger aussahen, und ein großer, bulliger, glatzköpfiger Kerl, der sie offensichtlich bewachte. Eine der Frauen, eine kleine Rothaarige, drehte sich zu ihr um und starrte sie ängstlich, aber auch ein wenig trotzig an.
    Sie hatte recht gehabt. Katharina taxierte die drei Frauen, von denen sie sich allerdings keine Hilfe erwartete. Anschließend drehte sie sich langsam zu dem Mann um, der hinter ihr stand. Wenn er schon eine Waffe auf sie richtete, dann wollte sie diese wenigstens sehen.
    „ Sind Sie Jürgens Vater?“, fragte sie gerade heraus. Dass sie hier sterben sollten, war ihr klar geworden. Doch vielleicht konnte sie Zeit schinden. Irgendetwas musste geschehen sein, sonst hätte man sie doch nicht alle hier in diesem Raum zusammengetrieben wie eine Herde Schafe. Philipp und ihre Kollegen würden sie mit Sicherheit suchen. Philipp. An ihn durfte sie jetzt nicht denken, an ihn und ihre gemeinsame Zukunft. Sonst würde sie durchdrehen.
    „ Schlaues Mädchen“, meinte Professor Gerold Hagen mit einem unpassenden Schmunzeln in der Stimme.
    „ Und Ihr Sohn weiß von nichts?“
    „ Der Trottel!“, erklang eine bissige Frauenstimme.
    Eine kleine, dunkelhaarige Frau betrat den Raum. Deborah Hagen . Die von ihrem Mann so überfürsorglich behandelt wurde. Dieselbe Person, die Katharina bei der Hebamme Beauchamps gesehen hatte, bevor sie in die Bewusstlosigkeit befördert worden war.
    „ Dein Mann trägt dich auf Händen.“
    „ Mann? Eher Weichei. Meint, er käme mit seinen Rattenex perimenten weiter. Dieser Idiot wollte nichts von aussage kräftigen Versuchen wissen.“
    „ Und das, was Sie hier machen, sind solche Versuche?“
    „ Sie haben doch keine Ahnung, was wir hier leisten“, antwortete Deborah kühl.
    Aus einer Schublade holte sie eine Plastikspritze heraus und zog mithilfe einer Kanüle eine Flüssigkeit auf. Nachdem sie einen orangefarbenen Verschlussstopfen auf die Spritze gesteckt hatte, fuchtelte sie damit vor Katharinas Nase herum.
    „ Das hier wird dir den Rest geben . Widerlich, wie Jürgen dich über den grünen Klee gelobt hat. Bis ihr ihn verdächtigt habt. Das mit der E-Mail war ein schlauer Schachzug, nicht , Frau Kommissarin?“
    Beifall heischend starrte sie Katharina mit weit aufgerissenen Augen an. Nun sah sie überhaupt nicht mehr hübsch, sondern irre aus.
    „ Das war das Dümmste, was ihr tun konntet“, antwortete Katharina.
    Deborahs Miene versteinerte.
    „ Dadurch kam ich erstmals auf die Idee, was mit den toten Frauen und dem toten Baby geschehen sein könnte.“
    „ Mit welchem toten Baby?“, platzte Deborah heraus.
    „ Das mit den sechs Fingern an jeder Hand. Die Leichen wurden gestern von einem Spaziergänger gefunden.“ Sie erwähnte das beinahe beiläufig, ohne die Anwesenden aus den Augen zu lassen.
    „ Karl ! “, rief der Professor mit hochrotem Kopf. „Was habe ich dir befohlen?“
    Katharina wandte sich zu Hagen, der bedrohlich mit der Waffe umherfuchtelte. In seinem Zustand war mit allem zu rechnen. Er ging auf den anderen Mann im Raum los und pikste ihn mit der Waffe in den Bauch. Sein Atem ging rasselnd.
    „ Du … Horn… och… se!“, schrie er so laut, dass die Halsgefäße deutlich hervortraten. „Ich habe dir aufgetragen, sie so zu verstecken, dass man sie nicht findet. Du bist noch blöder, als ich dachte.“
    Karl versuchte, sich kleiner zu machen und hob abwehrend die Hände nach oben. Er wollte etwas erklären. Doch mehr als ein stammelndes Krächzen kam nicht über seine Lippen.
    „ Du Vollidiot! Du bist nicht nur unfähig zu sprechen, sondern auch noch völlig verblödet. Wie konnte ich so etwas wie dich am Leben lassen?“
    Außer sich vor Wut holte Hagen mit der Waffe in der Hand aus und schlug sie Karl an die Schläfe. Dessen Gekrächze
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