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Rücksichtslos

Rücksichtslos

Titel: Rücksichtslos
Autoren: Kirsten Slottke
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schaff sie in ein Zimmer!“, befahl sie ihm, kaum dass sie in der Garage angelangt waren.
    Auf dem Rücksitz lag eine schlanke, langhaarige blonde Frau. Karl zog sie an den Füßen zu sich und warf sie über seine Schulter, als würde sie nichts wiegen. Im Raum, in dem bis vor einigen Tagen die Brünette gelebt hatte, legte er die Neue auf das Bett und ging. Draußen stand der Professor.
    „ Ist sie das?“, fragte er mit einem freudigen Unterton in der Stimme.
    „ Nein. Ich erkläre dir alles. Aber nicht hier“, antwortete der Todesengel mit einem kurzen Seitenblick auf Karl.
    Der war froh, wieder gehen zu können und flüchtete in seine Dachkammer.
     
    *
     
    Katharina kam mit höllischen Kopfschmerzen zu sich. Ihre Hand tastete die Stelle am Hinterkopf ab, auf die Clodette Beauchamps die Lavasteinlampe geschlagen hatte. Doch sie erinnerte sich nicht an die Sekunden, die dem Schlag vorausgingen. Warum? Und wo war sie hier gelandet? Sie lag auf einem Bett. Das kleine Zimmer wurde durch eine Neonröhre beleuchtet, die an der gegenüberliegenden Wand über einem Waschbecken befestigt war. Vorsichtig setzte sie sich auf. Urplötzlich nahmen die Kopfschmerzen rasant zu, und sie wurde von einem Gefühl der Übelkeit überwältigt. Gerade noch rechtzeitig schaffte sie es zu dem Waschbecken und übergab sich im Schwall. Keuchend blieb sie stehen. Aus Nase und Mund tropfte Erbrochenes. Ihr Magen kontrahierte sich noch in regelmäßigen Abständen. Endlich beruhigte er sich. Eine Gehirnerschütterung, ging es ihr durch den Kopf. Sie spülte sich die Mundhöhle aus und wusch sich mit den Händen das Gesicht. Ganz langsam richtete sie sich wieder auf und starrte in den kleinen Spiegel. Sie sah schrecklich aus. Ein paar Mal tief ein- und ausatmend blieb sie noch eine ganze Weile stehen. Die Übelkeit war weg, und auch die Kopfschmerzen schienen etwas abzuklingen. Sie trank einen kleinen Schluck Wasser direkt aus dem Hahn, was ihr guttat. Als nächstes überprüfte sie die Zimmertür und die gegenüberliegende Glastür. Beide waren, wie sie vermutet hatte, abgeschlossen.
    Anschließend setzte sie sich auf das Bett, um ihre Situation zu überdenken. Vor allem musste sie wissen, warum man sie hierher gebracht hatte. Ihre Pistole war weg, ihr Mobiltelefon ebenfalls. Je mehr sie grübelte, desto schlimmer brummte ihr Kopf. Sie gab es auf. Zur Untätigkeit verdammt zu sein, machte sie verrückt. Katharina sprang vom Bett. Sofort pochte es im Hinterkopf und ihr Magen rebellierte wieder. Auf- und ablaufend versuchte sie, die unterschwellige Panik zu unterdrücken. An der Zimmertür kehrte sie um und blieb abrupt stehen. Da es draußen bereits dunkel war, spiegelte sie sich in der gegenüberliegenden Glastür, sodass es den An schein hatte, als stünde dort noch jemand anderes. Schlagartig kehrte ihr Gedächtnis zurück. Sie wusste, wen sie bei der Hebamme gesehen hatte, und warum diese Person sie bewusstlos geschlagen hatte. Eine Welle der Angst überrollte sie, als ihr klar wurde, wo sie sich befinden musste. An dem Ort, an dem die schwangeren Frauen festgehalten wurden. Verdammter Mist! Wo war sie da hineingeraten?
    Einige Minuten später hatte sie sich zur Ruhe gezwungen. Los! Denk nach, spornte sie sich an. Irgendwie musste sie einen Weg aus dem Zimmer finden. Bei dem Türschloss handelte es sich um ein einfaches Zylinderschloss. Die Tür besaß von innen nur einen Knauf, der sich nicht drehte. Wenn die Tür abgeschlossen war, hatte sie Pech, dann käme sie hier nicht raus. Katharina blickte sich suchend um. Sofort fiel ihr die Kamera unter der Decke auf. Diese Arschlöcher! Entschlossen drehte sie den Apparat weg. Sie wollte sich auf keinen Fall von denen beobachten lassen. Vielleicht kommt ja jemand, den ich dann überwältigen kann. Aber falls nicht …
    An der einen Wand stand ein Regal, in dem sich mehrere Bücher und Zeitschriften befanden. Katharina zog eines nach dem anderen heraus und blätterte sie mit wachsender Verzweiflung und zunehmenden Kopfschmerzen durch. Plötzlich segelte ein Kärtchen zu Boden. Sie hob es auf. Es handelte sich um die Krankenkassen chipkarte einer Sara Tetzner. Das Bild auf der Karte ähnelte der Toten im Gravenbrucher Wald. Katharina schluckte und blinzelte betreten die aufkommenden Tränen weg. Ja. Der Kreis hatte sich geschlossen. Mit etwas Glück würde sie jetzt die Zimmertür öffnen können.
    Sie zögerte nicht lange und machte sich gleich ans Werk. Vorsichtig steckte Katharina die
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