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Rückkehr nach St. Elwine

Rückkehr nach St. Elwine

Titel: Rückkehr nach St. Elwine
Autoren: Britta Orlowski
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huschte irgendetwas über die Straße. Eine Katze oder etwas in der Art. Sie reagierte blitzschnell und riss rasch das Lenkrad herum, um das Tier, was immer es auch war, nicht zu verletzen. Dabei geriet der Wagen ins Schlingern und knallte mit dem rechten Vorderrad gegen einen Meilenstein.
    „ Auch das noch!“
    Sie fuhr sich mit der Hand durch das strubbelige Haar. Der Schreck saß ihr noch in den Gliedern.
    „ Bist du okay, Schatz?“
    Doch Kevin war bereits nach draußen gesprungen und pfiff durch die Zähne. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass er absolut okay war, gottlob.
    „ Oh Mann, der Reifen ist hin, Mutti. Kein Problem, wir versuchen einfach das Rad zu wechseln. Kann nicht schlimm sein.“
    Ihr schoss mit einem Mal ein ganz böser Gedanke durch den Kopf. Hatte nicht ihr Mann, nein sie verbesserte sich in Gedanken, ihr Exmann, vor einem guten Jahr ein Rad gewechselt und dann vergessen... Mit einem Satz war Floriane aus dem Kombi geklettert und öffnete alarmiert die Kofferraumklappe. Mist! Ihre Vermutung hatte sich soeben bestätigt. Val hatte also nicht dafür gesorgt, dass wieder ein Reserverad zur Verfügung stand, wenn man es brauchte - typisch. Sie hätte es selbst in die Hand nehmen sollen. Also traf sie mindestens genauso viel Schuld an dem jetzigen Dilemma.
    „ Na Klasse“, entfuhr es ihr ärgerlich, wobei sie nicht genau einordnen konnte, in welchem Maß sich ihr Zorn gegen Val oder sich selbst richtete.
    Kevin legte seine kleine Hand kurz auf ihre Schulter. Er wollte sie trösten, und allein diese Tatsache rief ihren alten Optimismus wieder auf den Plan.
    Deshalb sagte sie: „Na schön, wir werden einfach warten. Irgendwann wird sicher jemand hier vorbei kommen und uns helfen.“
    „ Das kann ja ewig dauern.“
    Sie wusste nur zu genau, wie recht der Junge damit hatte.
    „ Also, was soll`n wir dann deiner Meinung nach tun, Schlauberger?“
    „ Ich stelle mich hier jedenfalls nicht stundenlang hin. Kannst du voll vergessen.“
    Floriane bekam Bauchschmerzen. Sie war nicht sicher, ob es an dem teils wütenden, teils enttäuschten Gesicht ihres Sohnes, oder an der all monatlichen Plage der Frauen lag, die bei ihr stets in einem heftigen Chaos ausartete. Sie fasste kurzerhand einen Entschluss.
    „ Wir schnappen jetzt unsere Rucksäcke, verschließen den Wagen ordnungsgemäß und machen uns auf den Weg in den nächsten Ort.“
    Kevin musterte sie skeptisch, schien aber ansonsten ihrem Vorschlag nicht abgeneigt zu sein. So marschierten die Beiden also, in der glühenden Mittagssonne, eine staubige Landstraße entlang, ohne auch nur einen winzigen Tropfen zu trinken im Gepäck, was nicht gerade dazu angetan war, die allgemeine Stimmung zu heben. Floriane versuchte trotzdem krampfhaft, so etwas Ähnliches wie Frohsinn auszustrahlen. Mittlerweile war ihr klar, dass sie vor ungefähr zwei Stunden mit dem Wagen an dem falschen Abzweig abgebogen sein musste. Sie erinnerte sich jetzt wieder an die übersichtliche Kreuzung und daran, wie sie ratlos den linken Blinker eingeschaltet hatte. Es schien nun der rechte Zeitpunkt, sich einzugestehen, dass sie absolut nicht mehr wusste, wo sie sich überhaupt befanden. Sie hatten sich verirrt, und das nicht nur mit der falschen Straße. Flo seufzte.
    Kevin blieb stehen, sein Gesicht war gerötet und verschwitzt. Aller Wahrscheinlichkeit nach sah sie selbst nicht eben wesentlich viel besser aus. Ihr schlechtes Gewissen meldete sich zurück. Sie hatte dem Jungen eine aufregende Abenteuerreise versprochen. Stattdessen brannte ihnen nun die Sonne unermüdlich auf ihre Schädel, und die kurzen Windzüge, die aufkamen, schleuderten ihnen nichts als Sandkörner in ihre trockenen Kehlen. Kevin spuckte bereits zum wiederholten Male aus. Er machte dabei widerliche Geräusche. Es hörte sich beinahe so an, als wenn er irgendwelchen Rotz, der sich hinter seinem Zehnagel angestaut zu haben schien, hochzog. Ein wahrhaft heldenhaftes Unterfangen. Florianes Magen zog sich bereits schaudernd zusammen.
    „ Muss das wirklich sein?“
    „ Ja.“
    „ Komm lieber weiter. Umso schneller sind wir da.“
    Kevin schnaubte nur und schwieg.
    Dann plötzlich mitten in die Stille hinein, sagte er etwas, dass ihr einen Schauer über den Rücken jagte.
    „ Daddy und du, ihr lasst euch scheiden, stimmt`s?“
    Sie hätte ihm erklären müssen, dass Val und sie bereits seit Monaten geschieden waren. Doch sie brachte es nicht über sich. Sie fühlte sich so schuldig. Flo konnte nur nicken,
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