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Roxane und der Hexer (German Edition)

Roxane und der Hexer (German Edition)

Titel: Roxane und der Hexer (German Edition)
Autoren: Earl Warren
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Söller. Er befahl einen seiner Bediensteten herbei, trug ihm auf, zum Galgenwirtshaus zu gehen und Gilbert Signefeu die Pacht aufzukündigen.
    » Er hat Zeit bis zum Tagesanbruch morgen früh, mein Gebiet zu verlassen, sag ihm das. Treffe ich ihn dann noch hier an, kann er mit seinem Leben abschließen. «
    Der Knecht des Grafen verließ das Schloss . Graf Bodo ging ins Hauptgebäude. Er fand seine Tochter in ihrer Kammer. Sie packte Kleider und Wäsche zusa m men. Der graubärtige, stämmige Graf sah ihr eine Weile unbemerkt von der Tür her zu. Dann räusperte er sich.
    Seine schöne Tochter, bis vor kurzem sein ganzer Stolz und seine ganze Freude, drehte sich um, bleich im Gesicht. Graf Bodo erriet, was sie beabsichtigte.
    » Du willst zu ihm !«, grollte er. » Hast du denn gar keinen Stolz und keine Ehre im Leib? Wie eine Tro ss hure wirfst du dich ihm an den Hals. «
    » Lass mich gehen, Vater. Bitte, lass mich gehen, bevor ein U n glück geschieht. Du kennst ihn nicht. Er ist furchtbar in seinem Zorn. «
    » Das klingt ja, als hättest du Angst vor ihm. Roxane, Kind, ich bin dein Vater. Mir kannst du vertrauen. «
    Als er seinem Liebling in die Augen sah, Roxanes Kummer und ihre Sorgen e r kannte, schwand der Zorn des Grafen.
    » Erzähle mir alles, und fürchte dich nicht. Ich will dir helfen. «
    Einen Augenblick wollte Roxane sich an die breite Brust des Grafen werfen, ihm alles gestehen. Doch ihre Zunge gehorchte ihr nicht, weigerte sich, Silben und Worte zu formen.
    So blieb Roxane mit hängenden Armen vor dem Grafen stehen. Die Minute, in der sie sich ihm hätte anvertrauen können, ve r ging ungenutzt.
    » Du willst nicht reden? Auch gut. Du bleibst hier, Roxane, in deinem Zimmer. Ich werde dich bewachen lassen. Ich weiß, dass du manchmal nachts heimlich die Burg verlassen hast, doch das ist jetzt vorbei. Morgen schreibe ich deiner Tante, der Äbtissin. Du kannst dich auf ein halbes Jahr im Kloster ei n richten, Roxane. «
    Graf Bodo drehte sich um, schlug die Tür hinter sich zu. Schluchzend warf sich Roxane auf ihr Lager. Schreckliche Vora h nungen quälten sie. Gilbert Signefeu war nicht der Mann, Demüt i gungen hi n zunehmen.
    Am Abend dieses kalten Novembertages klopfte ein Spielmann an das Tor der Burg. Graf Bodo ließ ihm ausrichten, er solle sich zur Hölle scheren.
    Der Spielmann lachte. Ungerührt nahm er die Fiedel vom Rü c ken, spielte eine wilde, aufpeitschende Melodie. Die Soldaten, die Knechte und das ganze Gesinde liefen im Burghof zusammen, lauschten den Klängen. Es waren Töne, wie sie hoch keiner auf Burg Falkenfels gehört hatte.
    Der Verwalter, der mit Graf Bodo am Tisch beim Wein saß, schlug ihm vor, den Fiedler hereinkommen zu lassen.
    » Ihr braucht eine Ablenkung, Graf Bodo. Die Musik wird Euch aufheitern. Vielleicht können diese Klänge sogar Fräulein R o xane auf andere Gedanken bringen, damit sie an etwas anderes denkt als an diesen Schankwirt. «
    Der Graf wollte zuerst nicht, doch dann stimmte er zu. Der Burghauptmann selbst führte den Fiedler in den großen Saal.
    Der Fiedler war ein großer, hagerer Mann in einem oft g e flickten Anzug. Er zog den Hut mit der langen Feder, verneigte sich tief vor dem Grafen. Er hatte rotes Haar, verschiedenfarb i ge, helle Augen, und er hinkte.
    » Meine Verehrung, Graf Bodo von Falkenfels. Darf ich Euch mit meinen Melodien unterhalten? «
    Der Graf bedeutete dem hinkenden Fiedler, zu beginnen. Di e ser setzte den Bogen an, und zauberhafte Klänge drangen durch den Raum. Bald versammelten sich vor den Fenstern im Hof alle Bur g bewohner, vom Stallknecht bis zum adligen Burghauptmann, von der Magd bis zur Gesellschafterin Roxanes. Roxanes Bruder Gottfried trat in den Saal.
    » Der fiedelt ja wie der Teufel selbst « , rief er aus.
    Ein Blick aus den tückisch glitzernden Augen des Fiedlers traf ihn.
    » Lass uns hereinkommen, Vater « , sagte der Grafensohn. » Wir stehen uns draußen in der Kälte die Beine in den Bauch. Vergi ss deinen Ärger über Roxanes Leichtsinn und sei vergnügt. «
    Der Graf überlegte kurz, dann stimmte er zu. Er ließ sogar Roxane in den Saal holen, an dessen langer Tafel links und rechts die Burgbewohner saßen, Ritter, die dem Grafen dienten, der Verwalter, Knechte, Mägde, Diener und Dienerinnen, Kna p pen, die Frauen der Ritter, Roxanes Gesellschafterin, die Burgsoldaten und ihr Hauptmann. Gottfried und Roxane von Falkenfels s a ßen zu beiden Seiten ihres Vaters. Es war eine bunt zusammeng e
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