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Roxane und der Hexer (German Edition)

Roxane und der Hexer (German Edition)

Titel: Roxane und der Hexer (German Edition)
Autoren: Earl Warren
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Ein hohles Lachen folgte den Worten. » Was weißt du von den Mächten, die du geweckt hast, Menschenwurm? Dreihu n dertneunzig lange Jahre moderte und faulte mein Körper in di e ser Gruft. Nur eine Stunde am Tag, zwischen Mitternacht und ein Uhr, erwachte ich zum Leben. Und du nennst mich frei? «
    » Wir haben dich befreit « , sagte Otranto. » Du wirst uns s i cher dafür belohnen, Hexer Signefeu. Du kennst doch das Schatzve r steck der Räuber, die zu deiner Zeit die Gegend unsicher mac h ten, die Kaufleute plünderten und einsame Höfe brandschatzten! «
    » Belohnen? Ja, belohnen will ich euch. Als ich hundert Ja h re gefangen war, als mein Geist im Zwischenreich wohnte, das Tote und Lebende scheidet, und mein Körper in dieser Gruft verwest war, da ersehnte ich einen Retter. Ich versprach, ihn zum reic h sten, glücklichsten Menschen der Welt zu machen. Weitere hundert Jahre vergingen, und keiner kam. Da änderte ich meinen Sinn, und wenn mich nun einer gerettet hätte, er hätte es umsonst getan, ohne Lohn. Noch einmal hundert Jahre vergingen. Da schwor ich, jeden zu töten, der noch einmal in diese finstere Gruft eindri n gen würde. Denn ich hatte zu lange g e wartet. «
    Dem Hageren stand der kalte Schweiß auf der Stirn. Er zer r te Otranto am Ärmel.
    » Kommen Sie, gehen wir. Nichts wie weg von hier. «
    » So nehmt denn eure Belohnung von Gilbert Signefeu! «
    Die hochgewachsene Gestalt trat ins Licht, die Hände wie Krallen vorgestreckt. Nun war das Gesicht zu erkennen. Es war bleich, grauenhaft bleich - das Gesicht eines Wesens, das seit ewig langer Zeit das Tageslicht nicht gesehen hat. Ein rotes Feuermal entstellte die linke Gesichtshälfte. Das Haar des Ma n nes, vermodert, verstaubt, hing in einer altmodischen Pagenfr i sur bis auf den Nacken nieder. Seine Zähne bleckten wie die des Totenschädels, den Otranto kurz zuvor gesehen hatte.
    Der Hagere wich zurück, bis er mit dem Rücken gegen die Wand stieß. Die Gestalt aber packte Otranto an der Kehle. Der dunke l haarige, untersetzte Mann stieß einen wimmernden Schrei aus, brach in die Knie.
    Der Hagere zerrte eine Pistole aus der Jackentasche, ric h tete sie mit zitternden Händen auf die schreckliche Ersche i nung. Der Schuss krachte.
    Die Kugel traf. Der Hagere sah, wie sie ein Loch in das schwarze Wams steppte. Doch nichts geschah. Wieder scho ss der H a gere. Doch ebenso gut hätte er auf einen Schatten feuern kö n nen.
    Otranto lag jetzt reglos zu Füßen des Mannes mit dem Feue r mal. Langsam kam dieser auf den Hageren zu. Der warf die P i stole weg, wandte sich zur Flucht. Er vergaß in seiner Angst, eine Lampe mitzunehmen.
    Er stolperte im Dunkeln durch die G ä nge des Gewölbes, die Treppe hinauf. Etwas war hinter ihm, das fühlte er. Der Schrec k liche mit dem Feuermal, der wiedererweckte Hexer. Der Hagere spürte eine Berührung am Hals, eiskalte Finger. Er riss sich los, stieß sich den Kopf an einem Mauervorsprung blutig.
    Dann stand er im Erdgeschoß des alten Gebäudes, in einem Raum, durch dessen verstaubte, spinnwebenverhangene Fenster bleiches Mondlicht hereinfiel. Er rannte zur Tür. Hinter sich sah er den Hexer kommen, den Mund zu einem lautlosen Schrei g e öffnet, die Krallenhände vorgestreckt.
    Die Tür war verschlossen. Verzweifelt warf der Hagere sich dagegen. Plötzlich gab die Tür nach, er taumelte ins Freie und stürzte zu Boden.
    Wieder schlug die Turmuhr. Einmal. Im Schein des Mondlic h tes löste der Mann mit dem Feuermal sich auf. Verschwand binnen S e kunden ins Nichts.
    Keuchend stand der Hagere auf. War der unheimliche Verfo l ger abgeschüttelt?
    Doch da streifte etwas Kaltes sein Gesicht, und eine Stimme wie aus einem Grab sagte: » Auch du sollst Gilbert Signefeus B e lohnung haben, den Lohn des H e xers! «
    Der Hagere stieß einen Schrei aus. Sein Nackenhaar sträubte sich vor Entsetzen, und eiskalte Schauer liefen ihm über den Rücken.
    » Nein « , schrie er, » nein, nein, nein, nein! «
    Er rannte quer über das Feld, lief und lief, bis die Kräfte ihn verließen. Er fiel hart, blieb schwer atmend liegen. Zwei Lichter näherten sich, doch er sah sie nicht.
    Autotüren fielen zu. Ein Mann und eine Frau stiegen aus dem Wagen, gingen auf den am Boden Liegenden zu. Der Mann beugte sich über ihn, hob seinen Kopf und sah ihm ins Gesicht.
    Er blickte in stumpfe, glanzlose Augen.
    » Was ist passiert, Mann ?«, fragte er. » Sind Sie verletzt? «
    Keine Antwort.
    » Vielleicht ist er betrunken ?«,
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