Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion
Autoren: C. C. Bergius
Vom Netzwerk:
Konsequenzen in Kenntnis zu setzen. Er verzichtete jedoch darauf, weil er in letzter Minute nicht noch einen Fehler machen wollte und es nach reiflicher Überlegung auch für richtiger hielt, Lee Akira nicht mit Su-sus Ermordung zu belasten. Der Japaner mußte die von ihm übernommene Rolle unbeschwert weiterspielen.
    Eine Ironie des Schicksals aber war es, daß Su-sus Tod das gegen Lo Sung und Lim Swee Long eingeleitete Unternehmen insofern erleichterte, als Gordon Cooper jetzt in der Lage war, ohne Vorsichtsmaßnahmen die Polizei aufzusuchen. Es gab nun vieles zu regeln, und die Gegenseite konnte aus seinem Kontakt mit der Polizei nur den Rückschluß ziehen, daß er dort wegen Su-sus Ermordung vorzusprechen habe. So konnte er sich über Captain Collins Telefonapparat lange und ausführlich mit Lee Akira unterhalten, der in übersprühender Laune aus Osaka anrief und mehrfach versicherte, daß nichts mehr schiefgehen könne.
    »Ich bringe den Schurken nach Hongkong, darauf können Sie sich verlassen«, erklärte der Japaner mit Nachdruck, als es Cooper bedenklich stimmte, daß Lim Swee Long nicht auf Lee Akiras Wunsch eingegangen war, sich mit ihm in Hongkong zu treffen. »Seien Sie ganz unbesorgt, und freuen Sie sich darüber, daß sich die Richtigkeit Ihrer Annahme, die ›British Chinese Ex- and Import Company‹ decke eine Agentenzentrale, in allen Teilen erwiesen hat. Ich bleibe übrigens vorsorglich einen Tag länger in Osaka, damit nicht alles zu reibungslos verläuft, und ich treffe somit erst übermorgen mit der Zehn-Uhr-Maschine in Hongkong ein, wo ich den Beamten der Immigration bitten werde, von seinem Büro aus nach Macao telefonieren zu dürfen. Sorgen Sie also dafür, daß der gute Mann Bescheid weiß und Sie das Gespräch mithören können.«
    Warum muß er noch einen Tag länger fortbleiben, dachte Cooper, dem es immer schwerer fiel, zu verbergen, wie es in ihm aussah. Gerade vierundzwanzig Stunden war Su-su tot. In aller Frühe war er zur Leichenhalle gegangen, um sie noch einmal zu sehen, doch dann hatte er plötzlich die Flucht ergriffen, als er in Verkennung eines chinesischen Schildes in einen eiskalten Raum geraten war, in dem Leichen auf kleinen Wagen wie am Fließband über Schienen rollten und mit einem Spray übersprüht wurden. Von diesem Augenblick an glichen seine Nerven allzu stramm gespannten Saiten, und er hatte ernstlich Mühe, den Ablauf der von ihm erstellten Planung im Kopf zu behalten.
    Ivo Sorokin, der sich des Hundes Ling angenommen und ihn zumeist vor sich auf dem Schoß liegen hatte, beobachtete Cooper voller Sorge, als dieser am Abend des zweiten Tages nach Su-sus Ermordung aus dem Büro zurückkehrte, das er nur aufgesucht hatte, um Lo Sung in Sicherheit zu wiegen. Wenn der Chinese ihm schon ein phantastisches Theater vorspielte, so wollte er ihm nicht zurückstehen. In eiserner Selbstdisziplin hatte er sich bei den verlogenen Worten des Bedauerns, die der Neffe Ah Boons über Su-sus Tod äußerte, beherrscht gezeigt und nicht erkennen lassen, was er empfand.
    Sorokin berichtete von einem langen Telefongespräch mit Margit Holstein, die ihn gebeten hatte, herzliche Grüße zu übermitteln.
    »Danke«, antwortete Cooper wie abwesend. »Über Lee Akira und dessen Ermittlungen haben Sie hoffentlich nicht mit ihr gesprochen.«
    »Schweren Herzens nicht«, bekannte Ivo Sorokin. »Sie wissen, daß ich Margit zusicherte, die Firma zu liquidieren, wenn Ihre Vermutungen bezüglich der Agentenzentrale zutreffen würden. Als ich das Versprechen gab, glaubte ich, daß es mir gegebenenfalls schwerfallen würde, es zu halten, nun kann ich es jedoch kaum erwarten, mit allem Schluß zu machen. Das mag merkwürdig klingen, ich weiß aber jetzt, daß Ah Boon und ich nicht ganz schuldlos an der Entwicklung sind. Wir haben hart am Rande der Legalität gesegelt, und vielleicht hat unsere Informations-Organisation Lo Sung erst auf die Idee gebracht, seinen Ginseng-Vertriebsapparat zu einer Agentenzentrale auszubauen.«
    »Es ehrt Sie, daß Sie diese Möglichkeit nicht von der Hand weisen«, erwiderte Cooper anerkennend. »Für Mister Ah Boon wird die Liquidation der Firma dennoch ein harter Schlag werden.«
    Ivo Sorokin nickte. »Gewiß. Schlimmer aber wird ihn das andere treffen. Lo Sung ist sein letzter noch lebender Verwandter.«
    Gordon Coopers Miene wurde abweisend. »Mir wird schlecht, wenn ich seinen Namen bloß höre«, erwiderte er und trat an Sorokin heran. »Su-sus Tod dürfte auf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher