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Roter Engel

Roter Engel

Titel: Roter Engel
Autoren: Tess Gerritsen
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eine zweite Familie, zwar nicht über Blutsbande mit ihr und untereinander verbunden, wohl aber durch die vielen Jahre, die sie sich gemeinsam in der Notaufnahme um Kranke und Verletzte gekümmert hatten. Mit
Nanny-Brigade
hatte Arlo auch den passenden Namen für das Team gefunden. Maudeen, Val und die Frau Doktor. Na dann, alles Gute, sollte mal ein männlicher Patient mit einem urologischen Problem bei ihnen vorsprechen …
    Einen Wunsch,
dachte Toby.
Was wünsche ich mir denn? Wo fange ich an?
Sie holte Luft und blies. Alle Kerzen verlöschten, von heftigem Applaus begleitet.
    »Ging ja«, sagte Val und fing an, die Kerzen aus der Torte zu ziehen. Plötzlich sah sie zum Fenster und mit ihr auch die anderen.
    Ein Streifenwagen der Polizei von Newton war mit Blaulicht vorgefahren.
    »Ein Kunde«, sagte Maudeen.
    »Okay«, seufzte Val, »Arbeit für die Damen. Und ihr Jungs eßt nicht die ganze Torte auf, während wir weg sind.«
    Arlo beugte sich zu Morty hinüber und flüsterte: »Ach, die Mädchen sind ohnehin immer auf Diät …«
    Toby ging voraus. Die Frauen waren gerade im Empfangsbereich, als die automatische Tür zur Notaufnahme aufsprang.
    Ein junger Cop steckte den Kopf herein. »Hey, wir haben da einen alten Knaben im Wagen. Haben ihn aufgelesen, als er durch den Park spazierte. Wollen die Damen ihn sich mal ansehen?«
    Toby folgte dem Cop nach draußen auf den Parkplatz. »Ist er verletzt?«
    »Sieht nicht so aus. Aber er ist ziemlich durcheinander. Alkohol habe ich keinen gerochen. Ich glaube, er hat Alzheimer. Oder einen Diabetesschock.«
    Toll, dachte Toby. Ein Cop, der sich für einen Doktor hält. »Ist er voll bei Bewußtsein?« fragte sie.
    »Ja. Er sitzt auf dem Rücksitz.« Der Cop öffnete die Hintertür des Streifenwagens.
    Der Mann war völlig nackt. Er saß in sich zusammengesunken, ein Bündel aus dünnen Armen und Beinen. Sein kahler Kopf wackelte vor und zurück. Er murmelte etwas vor sich hin, doch sie konnte es nicht richtig verstehen. Irgend etwas wie, daß er jetzt aber ins Bett müsse.
    »Habe ihn auf einer Parkbank gefunden«, sagte der andere Cop, der sogar noch jünger aussah als sein Kollege. »Da hatte er noch seine Unterwäsche an, aber im Wagen hat er sie dann ausgezogen. Seine übrigen Sachen haben wir im Park verstreut gefunden. Sie liegen auf dem Vordersitz.«
    »Okay, wir holen ihn besser rein.« Toby nickte Val zu, die schon mit einem Rollstuhl bereitstand.
    »Na, komm, Kumpel«, forderte der Cop ihn auf. »Diese netten Ladys werden sich um dich kümmern.«
    Der Mann krümmte sich noch mehr zusammen und fing an, auf seinen schmächtigen Pobacken hin und her zu schaukeln. »Ich finde meinen Schlafanzug nicht …«
    »Wir besorgen Ihnen einen«, sagte Toby. »Kommen Sie zu uns herein, Sir. Wir fahren Sie in diesem Rollstuhl.«
    Der alte Mann wandte langsam seinen Kopf zu ihr und sah sie an. »Aber ich kenne Sie nicht.«
    »Ich bin Dr. Harper. Darf ich Ihnen aus dem Auto helfen?« Sie streckte ihm ihre Hand entgegen.
    Er überlegte, als hätte er nie zuvor eine Hand gesehen. Schließlich faßte er nach ihr. Sie legte ihm den Arm um den Leib und half ihm heraus. Es war, als hebe sie ein Reisigbündel auf. Val schob hastig den Rollstuhl näher, als dem Mann die Beine zu versagen drohten. Sie setzten ihn in den Rollstuhl und stellten seine nackten Füße auf die Fußstützen. Dann rollte Val ihn durch die Tür in die Notaufnahme. Toby und einer der beiden Babyface-Cops folgten ihnen mit wenigen Schritten Abstand.
    »Irgend etwas zur Vorgeschichte?« fragte Toby ihn.
    »Nichts, Ma’am. Er konnte uns keinerlei Angaben machen.
    Sieht nicht so aus, als wäre er verletzt oder so.«
    »Hat er einen Ausweis oder so etwas?«
    »In seiner Hosentasche steckt eine Brieftasche.«
    »Okay, wir müssen uns mit seinen nächsten Verwandten in Verbindung setzen und herausbekommen, ob er irgendwelche medizinischen Probleme hat.«
    »Ich hole seine Sachen aus dem Wagen.«
    Toby ging ins Untersuchungszimmer.
    Maudeen und Val hatten ihn schon auf die Rollbahre gelegt und banden seine Gelenke fest. Er brabbelte immer noch etwas von seinem Schlafanzug und machte halbherzige Versuche, sich aufzusetzen. Bis auf ein Tuch, das sie ihm schützend über die Leistengegend gelegt hatten, war er nackt. Hin und wieder bekam er auf seiner bloßen Brust und an den Armen eine Gänsehaut.
    »Er sagt, sein Name sei Harry«, sagte Maudeen und schob ihm die Manschette eines Blutdruckmeßgeräts über den
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