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Rote Sonne - heisse Kuesse

Rote Sonne - heisse Kuesse

Titel: Rote Sonne - heisse Kuesse
Autoren: Emma Darcy
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einer Schulter. Jenny schätzte ihn auf etwa dreißig. Bestimmt war er ein erfolgreicher Geschäftsmann, ein Typ voller Selbstvertrauen, der alles erreichen konnte, was er sich vornahm.
    Auf jeden Fall ein Mann mit Klasse, dachte sie. Bestimmt würde er zum Mittagessen in das teuerste Restaurant am Platz gehen. Insgeheim erwartete sie, dass irgendeine schöne Frau auftauchen und ihn fortschleppen würde.
    Langsam dämmerte ihr, dass er sie studierte und nicht ihre Arbeit. Merkwürdig, dass dieser Mann ein persönliches Interesse an ihr zeigte. Sie spürte, wie sein Blick über ihr Haar glitt und wie er ihre Gesichtszüge betrachtete, die nach ihrer eigenen Ansicht nicht besonders auffällig waren. Er musterte ihre lockere schwarze Tunika, die schwarze Hose und die zwar etwas schäbigen, aber bequemen schwarzen Laufschuhe, die sie trug, seit sie sich den Knöchel gebrochen hatte.
    Kein besonders guter Stil, dachte sie und wünschte sich, er würde aufhören, sie so zu verunsichern. Sie gab sich Mühe, ihn zu ignorieren und stattdessen das Porträt des jungen Mädchens zu vollenden. Aber obwohl sie sich auf ihr Modell konzentrierte, war sie sich seiner Gegenwart weiterhin überdeutlich bewusst. Überrascht nahm Jenny zur Kenntnis, dass er, nachdem das Mädchen aufgestanden war, auf dem Stuhl Platz nahm.
    Sie holte tief Luft, denn sie war nervös, was wirklich lächerlich war. Schließlich hatte sie diesen Mann zeichnen wollen, und nun gab er ihr die Möglichkeit dazu. Trotzdem zitterte ihre Hand leicht, als sie ein neues Stück Kohle hervorholte. Die weiße Leinwand auf ihrer Staffelei schüchterte sie mit einem Mal ein. Sie musste sich innerlich wappnen, um ihn direkt anschauen zu können. Er lächelte sie an, und ihr Herz fing an zu flattern. Das Lächeln machte ihn umwerfend attraktiv.
    „Arbeiten Sie jeden Tag hier?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein, nur von Mittwoch bis Sonntag.“
    „Gibt es am Montag und Dienstag nicht genug für Sie zu tun?“
    „Nein, an diesen Tagen ist normalerweise nicht viel los.“
    Er legte den Kopf zur Seite und sah sie neugierig an. „Sagt Ihnen diese … riskante Lebensweise zu?“
    Jenny missfiel diese persönliche Bemerkung. Sie hatte einen Beigeschmack von Arroganz. Wahrscheinlich hielt er seine Art von Dasein, das er bereits sein ganzes Leben lang genossen hatte, für überlegen. „Ja, das tut sie. Ich muss mich dafür bei niemandem rechtfertigen“, sagte sie betont.
    „Sie ziehen es also vor, unabhängig zu sein.“
    Mit einem Stirnrunzeln nahm sie seine Hartnäckigkeit zur Kenntnis. „Könnten Sie bitte still sein, während ich zeichne?“
    Kurz gesagt, halt den Mund und stör mich nicht.
    Aber er war nicht gewillt, sich von ihr etwas sagen zu lassen. Wahrscheinlich ließ er sich von niemandem etwas sagen.
    „Ich möchte aber kein Stilleben als Porträt“, erwiderte er. Sein Lächeln brachte Jennys Herz erneut zum Flattern. „Versuchen Sie einfach nur, so viel wie möglich von mir einzufangen, während wir uns unterhalten.“
    Warum wollte er sich mit ihr unterhalten?
    Er konnte sich unmöglich zu ihr hingezogen fühlen. Es ergab überhaupt keinen Sinn, dass ein Mann wie er sich für eine Frau interessieren sollte, die ihm gesellschaftlich so eindeutig unterlegen war. Jenny zwang sich dazu, sich auf die Umrisse seines Kopfs zu konzentrieren. Wenn sie sein Haar richtig hinbekam, würde ihr das bei der wesentlich schwierigeren Aufgabe helfen, seine Gesichtszüge einzufangen.
    „Wollten Sie immer Künstlerin sein?“
    „Das ist das Einzige, was ich wirklich gut kann“, erwiderte sie und spürte, wie angespannt seine neugierigen Fragen sie machten.
    „Zeichnen Sie außer Porträts auch Landschaften?“
    „Ja, manchmal.“
    „Verkaufen sie sich?“
    „Manche schon.“
    „Wo könnte ich ein solches Bild kaufen?“
    „Montags und dienstags bin ich auf dem Circular Quay.“ Sie warf ihm einen ironischen Blick zu. „Ich verkaufe meine Kunst auf der Straße an Touristen – der Hafen, die Brücke, das Opernhaus. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie solche Bilder interessieren.“
    „Warum sagen Sie das?“
    „Weil ich glaube, ein Künstler mit einem großen Namen wäre mehr nach Ihrem Geschmack.“
    Er reagierte nicht auf ihren Spott, sondern erwiderte nur freundlich: „Vielleicht werden Sie sich ja auch eines Tages einen Namen machen.“
    „Und Sie möchten das Vergnügen haben, mich zu entdecken?“, machte sie sich über ihn lustig. Sie glaubte nicht
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