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Rote Lilien

Rote Lilien

Titel: Rote Lilien
Autoren: Nora Roberts
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ein Unrecht wieder gutmache, oder zumindest versuche, es zu verstehen. Vielleicht ist mir das bestimmt. Vielleicht haben wir beide uns gefunden, weil wir dazu bestimmt sind. Ich weiߟ nicht, ob ich es ohne dich schaffe.« Sie sah die anderen an. »Ohne euch.« Ihr Blick ging wieder zu Harper. »Vertrau mir, Harper. Vertrau darauf, dass ich das Richtige tue. Dass wir das Richtige tun.« Er ging zu ihr und legte seine Stirn an die ihre. »Ich vertraue dir.«

20. Kapitel
    »Es gibt keine Garantie dafür, dass etwas passieren wird.« Mitch steckte ein Band in seine Tasche. »Ich glaube, ich kann dafür sorgen, dass etwas passiert. Ich meine ...« Hayley fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Ich glaube, ich kann sie rufen. Sie sehnt sich danach, ein Teil von ihr sehnt sich danach, und das seit einem Jahrhundert.«
    »Und der andere Teil?«, fragte Harper. »Will Rache. Wenn es hart auf hart kommt, wird sie dir vermutlich eher etwas tun als mir.«
    »Uns könnte sie auch verletzen«, meinte Roz. »Das haben wir schon erlebt.«
    »Also gehen wir jetzt mit Kameras und Kassettenrecordern bewaffnet nach oben.« Logan schüttelte den Kopf. »Ein kleines Häuflein Getreuer«, bemerkte Mitch. »Amelia spielt um einen hohen Einsatz.« Logan nahm Stellas Hand. »Und da offenbar keiner kneifen will, halten wir jetzt dagegen.«
    »Wir bleiben zusammen«, sagte Roz, als sie die Treppe nach oben gingen. »Egal, was passiert. Wir sind ihr eigentlich noch nie als Gruppe gegenübergetreten. Ich glaube, das macht uns stärker.«
    »Sie hatte immer die Oberhand, und sie hat auch immer als Erste gehandelt.« Harper nickte.
    »Wir bleiben zusammen.«
    Als sie den zweiten Stock erreicht hatten, ging Roz auf den Ballsaal zu. Einem plötzlichen Impuls folgend stieߟ sie die Doppeltür auf. »Früher gab es hier immer rauschende Feste. Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich dann nachts heraufgeschlichen bin, um beim Tanzen zuzusehen.« Sie tastete nach dem Lichtschalter und legte ihn um. Das Licht ergoss sich auf die mit Laken verhüllten Möbel und das schöne Muster des Ahornparketts. »Die Kronleuchter hätte ich einmal fast verkauft.« Sie sah zu den drei glitzernden Leuchtern hoch, die von der mit Stuckmedaillons verzierten Decke hingen. »Ich habe es einfach nicht über mich gebracht, obwohl es mir das Leben erheblich leichter gemacht hätte. Früher habe ich hier selbst Feste veranstaltet. Ich glaube, es wird Zeit, dass ich wieder damit anfange.«
    »In jener Nacht ist sie hier hereingekommen. Ich bin mir absolut sicher.« Hayley, deren Hand in der Harpers lag, verstärkte ihren Griff. »Nicht loslassen.«
    »Nicht um alles in der Welt.«
    »Sie ist durch die Balkontüren hereingekommen. Sie waren nicht abgeschlossen. Wenn sie es gewesen wären, hätte sie das Glas eingeschlagen. Sie ist hereingekommen, und ... Gold und Kristall, der Geruch nach Bienenwachs und Zitronenöl. Der Regen tropft von der Dachtraufe. Das Licht.«
    »Das Licht ist an«, sagte Roz. »Nein, sie macht das Licht an. Harper.«
    »Ich bin direkt neben dir.«
    »Ich kann es sehen. Ich kann es sehen.« Hinter ihr drang der Nebel durch die offenen Türen herein und legte sich feucht auf den glänzenden Boden. Ihre Füߟe waren mit Schlamm verschmiert und bluteten, weil sie auf ein paar Steine getreten war. Sie hinterließen schmutzige blutige Abdrücke auf dem Parkett. Sie war noch am Leben. Ihr Herz pumpte Blut durch ihren Körper. So lebten sie also in Harper House. Prachtvoll ausgestattete Räume, die durch funkelnde Kronleuchter erhellt wurden.
    Vergoldete Spiegel an den Wänden, lange, glänzend polierte Tische und getopfte Palmen, die so groߟ waren, dass es nach Tropen roch. Sie war noch nie in den Tropen gewesen. Eines Tages würden sie und James dort hingehen und auf feinem Sand an einem warmen blauen Meer spazieren gehen.
    Aber nein, nein, ihr Leben war doch hier, in Harper House. Sie hatten sie hinausgeworfen, doch sie würde hier sein. Für immer. Um in diesem Ballsaal zu tanzen, der mit Kristalltropfen beleuchtet wurde. Sie drehte sich in einem partnerlosen Walzer, den Kopf kokett zur Seite geneigt. Die Sichel in ihrer Hand reflektierte das Licht Sie würde für immer hier tanzen, Nacht für Nacht.
    Champagner trinken, kostbaren Schmuck tragen. Sie würde James beibringen, Walzer mit ihr zu tanzen. Wie stattlich er aussehen würde, eingewickelt in seine weiche blaue Decke. Was für ein schönes Bild sie abgeben würden. Mutter und Sohn. Sie
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