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Rote Jägerin - Wells, J: Rote Jägerin - Red-Headed Stepchild

Titel: Rote Jägerin - Wells, J: Rote Jägerin - Red-Headed Stepchild
Autoren: Jaye Wells
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presste mir die Hand auf die Wunde. »Gib mir das blöde Ding!« Ich riss ihm die Pistole aus der Hand und schleuderte sie in ein Gebüsch neben dem Weg. Die Augen des Mannes weiteten sich, und er wich stolpernd vor mir zurück, während er anfing, die Jungfrau Maria um Gnade anzuflehen.
    »Die kann dir jetzt auch nicht mehr helfen«, sagte ich mit gefährlich klingender Stimme. Er stolperte über seine eigenen Füße und stürzte dann in die Nacht davon. Kurz überlegte ich, ob ich ihm folgen sollte, entschied mich aber dagegen. Der Aufwand lohnte sich nicht.
    Trotz der leeren Wege um diese Nachtzeit brummte der Central Park noch immer vor Energie und Leben. Hier und da sah ich aus dem Augenwinkel wie sich dunkle Schatten bewegten. Die kühle Oktobernacht roch nach Regen. Hier im Park war die typische New Yorker Geruchsmischung aus Müll, Abgasen und menschlichen Ausdünstungen schwächer und vermischte sich mit dem würzigen Aroma herabgefallenen Laubes. Ich begann zu schlendern und holte tief Luft. Dann zuckte ich zusammen und drückte die Hand auf die Wunde in meiner Brust. Das Loch schloss sich bereits wieder und verschluckte die Kugel, die noch in mir steckte – ein makaberes Souvenir an meinen ersten Besuch im Big Apple.
    Hinter mir knackste ein Zweig. Und noch einer. Jemand machte sich offenbar keine Gedanken darüber, dass ich ihn hören könnte. Ich ging bewusst weiter, ohne schneller zu werden. Man würde mich schon ansprechen, wenn es so weit war – und ich wäre bereit.

    »Heute Nacht hast du dir den falschen Wald ausgesucht, Rotkäppchen«, sagte eine Stimme hinter mir.
    Ich drehte mich um. Innerlich verfluchte ich mich dafür, nicht mehr Waffen mitgenommen zu haben. Drei Vampire standen vor mir. Aus dem Augenwinkel konnte ich noch zwei weitere sehen, die gerade aus dem Gebüsch traten. Fünf gegen eine. Nicht allzu schlimm, dachte ich.
    »Kann ich helfen?«, fragte ich, wobei ich so sachlich wie möglich klang.
    Der Anführer lachte. Seinem hellen kupferfarbenen Haar nach zu urteilen war er noch jung. Seine Spießgesellen grinsten, während sie ihm unsichere Blicke zuwarfen. Er kam auf mich zu. Die anderen folgten mit gewissem Abstand. Sein Lachen hörte genauso schnell wieder auf, wie es angefangen hatte. »Du wilderst auf unserem Gebiet.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.« Ich verschränkte die Arme und tastete nach meinem Messer, das in der Innentasche meiner Jacke steckte.
    »Das hier ist das offizielle Jagdgebiet der Einsamen Wölfe.«
    Ich verlagerte mein Gewicht auf den anderen Fuß. »Der was?«
    »Der Einsamen Wölfe. So heißt unsere Gang.« Er drehte sich um, damit ich die Rückseite seiner abgerissenen Jacke sehen konnte. Tatsächlich war auf dem Leder ein zähnefletschender Wolfskopf zu erkennen.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte ich. »Ihr seid doch Vampire und keine Werwölfe. Und sollte es nicht ›Einsamer Wolf‹ heißen – also, du weißt schon, nur einer? Wenn es mehr als nur einen von euch gibt, dann könnt ihr euch doch nicht mehr einsam nennen – oder?«

    Der Kerl kniff die Augen zusammen, als müsse er sich anstrengen, meinem Gedankengang zu folgen. Es schien ihm nicht zu gelingen. »Halt’s Maul, Schlampe. Los, haltet sie fest, Jungs.«
    Grobe Hände packten mich von hinten, ohne dass ich mich gewehrt hätte. »Ihr habt keine Ahnung, mit wem ihr es hier zu tun habt, was?«, meinte ich gelassen.
    »Oh, da bin ich ja mal gespannt«, entgegnete der Anführer.
    »Ich bin Sabina Kane«, erklärte ich etwas großspuriger, als ich eigentlich vorgehabt hatte.
    Der Kerl blinzelte. »Soll mir der Name irgendwas sagen?«, fragte er höhnisch.
    Ich öffnete den Mund, um zu antworten. Aber was? Dass ich früher als Auftragskillerin auf der Gehaltsliste der Dominae gestanden hatte? Dass ich die Enkelin der Alpha-Domina war? Was konnte mir das hier helfen? Selbst wenn sie mit diesen Informationen irgendetwas hätten anfangen können, wäre das sicher nicht zu meinem Vorteil gewesen. Verdammt, sie kämen vielleicht sogar auf die Idee, mich den Dominae zu übergeben. Vermutlich hatten die drei Hexen inzwischen einen großzügigen Preis auf meinen Kopf ausgesetzt.
    »Nein, vermutlich nicht«, erwiderte ich also. Auf einmal wurde mir bewusst, dass mein altes Leben für immer vorbei war. Der Gedanke versetzte mir einen ziemlichen Schlag. Es sah ganz so aus, als sei ich jetzt der einsame Wolf. Aber falls diese Idioten glaubten, dass ich einfach nur unterwürfig meinen Kopf in
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