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Rote Gruetze mit Schuss

Rote Gruetze mit Schuss

Titel: Rote Gruetze mit Schuss
Autoren: Krischan Koch
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aus, als wenn sie noch was vorhätte«, sagt Heike. »Und mittags, sie war kaum unter der Trockenhaube raus, da kam Leif rein.«
    »Und du warst ’n ganzen Tag da, oder wie?«
    »Ja, was denkst du, Entkrausen und Strähnchen, das dauert. Da kriegst du ganz schön was mit, ob du willst oder nich.«
    Thies schüttelt den Kopf.
    »Alexandra und Leif, die hatten sich ganz schön in der Wolle, hinten in dem Zimmer mit den Waschbecken. Diese Versicherungsheinis sind aber auch hartnäckig.«
    »Wieso? Ging dat um Versicherungen?« Thies blickt ungläubig.
    »Mensch, Thies, das war hinten bei den Waschbecken. Und gegen die Trockner konnte ich das auch nicht richtig verstehen. Alexandra hat irgendwie gesagt, sie will das nicht mehr, und er soll sie in Ruhe lassen, oder so. Und er wollte sich noch mal mit ihr treffen.«
    Thies Detlefsen versteht die Welt nicht mehr. Eigentlich sind die Friesen eher bodenständig und treu, glaubt Thies zumindest. Aber in diesem Mai scheinen alle verrücktzuspielen: Versicherungsvertreter Leif Ketels, seine hübsche Swaantje, die vornehme Huberta von Rissen, Biobauer Jörn Brodersen und dessen durchgedrehte Frau Lara.
    »Es heißt ja, Swaantje soll was mit Brodersen haben«, sagt Heike.
    »Und ich hab Jörn Brodersens Landrover heut schon wieder bei Huberta von Rissen stehen sehen, während der alte von Rissen auf irgend so ’n Adligentreffen in Ostholstein war.«
    »Wat die an Brodersen bloß alle finden«, wundert sich Heike und fasst sich prüfend in die neue Frisur.
    Thies’ friesischer Charme ist bei den Fredenbüller Damen ja auch nicht ganz ohne Wirkung. Aber mit Jörn Brodersen kann er nicht mithalten.
    »Sach mir ma’ eine, die Brodersen noch nich angegraben hat«, meint Klaas zu dem Thema. »Macht hier einen auf Bio-Schnacker, aber Brodersen ist knallhart. Und er hat ’n Schlag bei Frauen. Jo, is doch so.«
    Jörn Brodersen wirkt sportlich. Mit seinem gepflegten Dreitagebart und den etwas längeren Haaren wirkt er jünger, als er ist. Er stammt zwar aus dem Norden, aus der Elbmarsch in der Nähe von Elmshorn, aber er ist eben kein geborener Fredenbüller und eigentlich auch kein Landwirt. Nach dreiundzwanzig Semestern Psychologie und einem kurzen Intermezzo als Tanztherapeut in Südamerika ist er seit zehn Jahren Biobauer, und zwar höchst erfolgreich.
    In erster Linie hat Brodersen seine sechshundert Schafe auf dem Deich stehen. Aber er bewirtschaftet auch noch ein paar Hektar, auf denen er traditionelle alte Getreidesorten und Futtermais für die Tiere, die er nebenbei hat, anbaut. Das Land hat seine Frau Lara,eine echte Fredenbüllerin, mit in die Ehe gebracht. Die beiden haben sich bei einer Tanztherapie auf einer Hazienda kennengelernt.
    Lara ist die Schwester von Leif Ketels, dieselbe weiße Haut und dieselben dünnen hellen Haare. Sie verkauft im Hofladen Schafsfelle, Dinkelkissen und Duftöle aus eigener Produktion. Den Großteil des Tages meditiert Lara. Während »dat Gespenst«, der Spitzname stammt natürlich von Klaas, in anderen Sphären schwebt, macht Jörn Brodersen Hausbesuche bei der ortsansässigen Damenwelt.
    Thies überlegt kurz, ob er sich auch schnell eine Tiefkühlpizza heiß machen und dann noch ein paar Platten »Siena« verlegen soll oder doch lieber in »De Hidde Kist« fährt, um wenigstens die zweite Halbzeit des Freitagsspiels in der Bundesliga anzugucken.
    In dem Moment klingelt das Telefon, das heißt, es klingelt nicht, stattdessen düdelt ›Waterloo‹ aus Richtung Ladestation, ein neuer Klingelton von Heike, seit sie neulich im Abba-Musical war.
    Antje ist dran. Im Imbiss herrscht hellste Aufregung. Das hört Thies im Hintergrund. Das Spiel läuft, aber das ist es nicht.
    »Thies!!« Antje schreit in den Hörer. »Bist du das, Thies?!«
    Thies nimmt den Hörer ein Stück vom Ohr. »Wat is denn los, Antje? Ich wollt sowieso gleich kommen. Is was passiert?«
    »Kann man wohl sagen. Leif war hier. Swaantje is weg.«
    »Swaantje is weg«, sagt Thies zu Heike, während er sich den Hörer vom Ohr hält.
    »Wieso, die war doch heute Morgen beim Friseur«, zischelt Heike dazwischen.
    »Thies, du musst kommen. Klaas hat alles genau aufgeschrieben«, schreit Antje ins Telefon.
    »Bin sofort da«, sagt Thies geschäftsmäßig.
    In der Kochshow ist grad ein Soufflee im Ofen zusammengefallen. Die Zwillinge auf dem Sofa werden munter und zeigen begeistert auf den Fernseher.
    »Da is wat mit Swaantje, möglicherweise Entführung, weiß man noch nicht.« Thies
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