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Rote Gruetze mit Schuss

Rote Gruetze mit Schuss

Titel: Rote Gruetze mit Schuss
Autoren: Krischan Koch
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Zeug soll gar nicht gut sein.« Die Erkenntnis hat Heike aus ihren Kochsendungen.
    »Und wat is mit den Zwillingen?«, fragt Thies.
    »Die nimmst du einfach mit zum Grillen. Telje, Tadje, wollt ihr mit Papa grillen?« Die einträchtig nebeneinander auf dem Sofa sitzenden Mädchen, acht Jahre alt und auch von ihren Eltern kaum auseinanderzuhalten, starren weiter wie gebannt auf den Fernsehkoch, der gerade Förmchen für ein Soufflee einbuttert.
    »Telje! Tadje!« Thies wird etwas lauter.
    »Ich will auch mit Queen Mary gucken«, quakt Telje.
    »Geht nich, ihr kommt mit zum Grillen.«
    »Sag mal, Thies, fällt dir eigentlich gar nichts auf?« Heike sieht ihn herausfordernd an.
    Daraufhin mustert Thies seine Frau eindringlich. Also doch: die Haare. Sonst hat Heike immer diesen Heuwagen mit Dauerwelle auf dem Kopf, meist mit einem Haargummi gebändigt. Jetzt trägt sie auf einmal glatte Haare mit orangenen Strähnchen.
    »Warst du beim Friseur?«
    Es ist bei den beiden eigentlich immer dasselbe. Thies möchte gern, dass alles so bleibt, Fredenbüll, seine Polizeistation, aber auch Mode und Einrichtung. Seinetwegen müsste Heike nicht unbedingt mit jedem Quartal die Frisur wechseln. Aber Heike ist eben mehr für die Veränderung. Ständig fährt sie ins Möbelcenter nach Flensburg. Dabei haben sie gerade zwei neueDreisitzer, die kaum ins Wohnzimmer passen. Im Urlaub will Heike immer gleich nach Afrika oder wenigstens Spanien. Neuerdings träumt sie von einer Kreuzfahrt, während Thies die Sommerferien am liebsten einfach nur mit der Fähre nach Amrum rüberfährt. »So’n Strand hast du in ganz Spanien nich.« Piet Paulsen hat das bestätigt, und der muss es wissen. Seit Paulsen Rentner ist, hat er ein Apartment an der Costa del Sol, das allerdings immer noch nicht bezugsfertig ist. Irgendwie stockt der Bau.
    Von ihren Shoppingtouren mit ihren Freundinnen schleppt Heike laufend neues Dekozeugs an. An Ostern erst die zweihundert beleuchteten Plastikeier im Vorgarten und drinnen die ganzen Hasen und Hühner aus Ton. Thies hätte das nicht unbedingt haben müssen.
    Allgemein lässt sich sagen, die Damenwelt von Fredenbüll ist eher für das Moderne, und »Salon Alexandra« geht immer voran. Als die Frauen sich in der Vorweihnachtszeit zum gemeinsamen Backen trafen, war auch dem letzten ihrer Ehemänner aufgefallen, wie gut gebräunt die Damen für die Jahreszeit waren. Um die rückläufigen Dauerwellen zu kompensieren, hatte Alexandra im Hinterraum ihres Salons einen Turbobräuner aufgestellt, Acapulco 28/1 Kombi.
    »Drei Trockenhauben raus, Bräuner rein. Fertig.« Postbote Klaas hatte mitangefasst.
    Nun muss man wissen, dass der 28/1 Kombi ein ziemlicher Apparat und Klaas eher klein ist. Während Thies’ Polizeiuniform in der Schulter immer leicht spannt, wirkt die blau-gelbe Postjacke von Klaas immerzwei Nummern zu groß. Klaas ist keine eins siebzig und eher ein dunkler Typ, äußerlich alles andere als der typische Friese.
    Wenn Thies es recht überlegt, hat er den blonden Heuwagen auf Heikes Kopf eigentlich immer gemocht. »Eigentlich gehst du doch wegen der Dauerwelle zum Friseur. Und jetzt warst du da, damit keine Locken mehr drin sind, oder wie seh ich das?«
    Heike ist beleidigt und wechselt das Thema.
    »Und soll ich dir was sagen, Leif saß auch schon wieder bei Alexandra. So schnell wächst doch kein Haar. Ich weiß nich, was er da immer will. Neue Versicherung kann doch wohl bald nich mehr sein.«
    »Kann ich dir ganz genau sagen, was der da will«, sagt Thies. »Klarer Fall von überversichert.«
    Leif Ketels, Vertreter der Nürnberger, Sektion Nordwest, hat im Kreis alles versichert, was man versichern kann: Haftpflicht, Lebensversicherungen, Landmaschinen, sämtliche Reetdächer sowieso. Klaas behauptet, sogar Schafe. Leif hat damit richtig Geld gemacht. Er fährt immer den dicksten Benz, und die Mädels behaupten, seine Swaantje hat er damals auch nur wegen der Kohle rumgekriegt.
    »Swaantje sieht eigentlich ’n büschen zu gut aus«, sagt Sandra. Sie meint, als Partnerin für den unscheinbaren Leif in seiner fliederfarbenen Windjacke und mit der weißen Haut und den paar rotblonden Härchen auf der Oberlippe, die wirklich nicht als Bart durchgehen.
    Die regelmäßigen Besuche ihres Mannes im »SalonAlexandra« nimmt Swaantje erstaunlich gelassen. Es hält sie keineswegs davon ab, sich von Alexandra die Haare machen zu lassen.
    »Morgens war Swaantje da, Schneiden, Dauerwelle, das ganze Programm, sah
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