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Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05

Titel: Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05
Autoren: Das Vermächtnis des Kriegers
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spürte er, wie die Anspannung ihn allmählich verließ.
    Sie waren wieder einmal davongekommen.
    Solange der Wind nicht auffrischte, brauchte er kaum etwas zu tun, und Thivar Anjer hatte Jason die
    Arbeit zusätzlich erleichtert, indem er einen Stab an der Steuerbordreling befestigte; so brauchte er nicht einmal auf den Kompaß zu achten. Von seinem Sitz neben dem Ruder mußte er nur aufpassen, daß die Stange immer auf den Polarstern zeigte.
    Jane Slowotski hatte ihm während der ersten Wache Gesellschaft geleistet. Schweigend saß sie neben ihm auf der Bank des Rudergängers und lehnte den Hinterkopf an seine Brust, während er den freien Arm um sie legte. Ihr Haar duftete nach Seife und Sonnenschein.
    »Hast du schon irgendwelche brillanten Ideen, was wir tun, sobald wir wieder zu Hause sind?« fragte sie und spielte mit seinen Fingern.
    »Eigentlich nicht.«
    »Du hast nicht etwa vor, zu heiraten und Kinder in die Welt zu setzen oder etwas in der Art?«
    »Nein.« Er streifte mit den Lippen über ihr Haar. »Vielleicht später.«
    Sie lachte. »Nun, dann sind wir einer Meinung.«
    »Außerdem wirst du dich am Hof vermutlich durch ganze Scharen zukünftiger Barone hindurcharbeiten müssen.«
    »Jason Cullinane«, sagte sie mit gespielter Entrüstung. »Für was für eine Sorte Mädchen hältst du mich?«
    »Du bist Walter Slowotskis Tochter. Und was soll das überhaupt - paßt nur ein Schlüssel aufs Schloß?«
    Sie lachten beide.
    Jane hatte sich unter Deck schlafen gelegt, und Durine war heraufgekommen, um sich geräuschvoll über den Schiffsrand zu erleichtern. Jason staunte über seine Ausdauer bei diesem Geschäft.
    Nachdem er die Hose zugeknöpft hatte, machte Durine Anstalten, wieder hinunterzugehen, zuckte dann mit den Schultern und fragte: »Habt Ihr was dagegen, wenn ich Euch Gesellschaft leiste, junger Herr?«
    »Ganz und gar nicht, Durine.«
    Er ließ sich Jason gegenüber nieder und saß dort eine geraume Weile, ohne ein Wort zu sprechen. Beide beobachteten sie die Sterne und den Nachthimmel und das ferne Pulsieren der Feenlichter, bis Durine gähnte und sich erhob.
    »Ich glaube nicht, daß wir uns in Zukunft oft über den Weg laufen werden, junger Herr«, meinte er. »Ich wollte nur sagen, daß es mich freut, dieses Abenteuer mit Euch bestanden zu haben.«
    »Wirst du sentimental auf deine alten Tage, Durine?« Tennettys Kopf lugte durch die Vorhänge am Niedergang.
    Durine hob die massigen Schultern unter dem dünnen Hemd. »Ein bißchen, vielleicht.«
    Sie hockte sich im Schneidersitz neben Jason auf die Decksplanken. »Walter hat eine Menge über dich erzählt. Er sagt, daß du dich tapfer geschlagen hast. Wirklich tapfer.«
    »Ja, aber er lügt wie gedruckt.«
    Tennettys Lächeln wärmte ihm das Herz. »Ganz schön selbstzufrieden, nicht wahr?«
    Durine wollte aufbrausen, aber Jason legte ihm die Hand auf den Arm, und er beruhigte sich.
    »Ja, bin ich«, erwiderte Jason. »Ich bin durchaus mit mir selbst zufrieden.«
    »Kannst du auch sein«, sagte sie. »Wir haben es lebend überstanden, allesamt.«
    »Habe ich bemerkt.« Obwohl sie nicht ganz recht hatte. Vator hatte sein Leben eingebüßt und Vator war Jasons Freund gewesen, selbst wenn Tennetty ihn nicht zu ihrer Gemeinschaft rechnete. Doch er war nun einmal tot, daran ließ sich beim besten Willen nichts mehr ändern. Er konnte nur versuchen, es beim nächsten Mal besser zu machen.
    Sie schwieg lange Zeit. »Du bist nicht Karl, weißt du.«
    »Weiß ich.«
    »Aber du bist ein kaltblütiger kleiner Mörder. Du würdest einem Mann den Bauch aufschlitzen und ihm dann noch die Kehle durchschneiden, weil er dir mit seinem Blut und seinen Eingeweiden die Stiefel beschmutzt hat.«
    Er wußte nicht, wie es in seine Hand gekommen war, aber plötzlich funkelte die Klinge seines schweren Jagdmessers vor Tennettys Gesicht. »Darauf kannst du wetten, Tennetty«, sagte er. »Und nicht nur einem Mann.«
    Sie lachte. Es war kein angenehmes Lachen, aber das hatte seine Richtigkeit, denn sie war kein angenehmer Mensch.
    Jasons Grinsen, mit dem er ihr Lachen beantwortete, war keinen Deut liebenswerter.
    Durine schaute von einem zum andern, als wären sie beide verrückt.
    Bren Adahan hatte keine Wache übernommen, doch er war kurze Zeit später ebenfalls an Deck gekommen, um sich zu erleichtern. Auch er machte erst Anstalten, wieder hinunterzugehen, und gesellte sich dann zu Jason.
    »Ich möchte mit dir über deine Schwester reden.«
    Jason fühlte sich
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