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Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05

Titel: Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05
Autoren: Das Vermächtnis des Kriegers
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ablösenden Wächters zuschreiben würden.
    Jason holte tief Luft. »Wünsch mir Glück«, gab er Durine durch Lippenbewegungen zu verstehen, bevor er sich auf Zehenspitzen zu einer der Stiegeleitern schlich.
    Walter Slowotski hatte sich den Stall in der vorletzten Nacht gründlich angesehen und Jason genau eingeprägt, welche der Stufen nicht knarrte.
    Jason tastete sich bis zu dem ersten Heuboden hinauf, während der ablösende Posten ein Losungswort rief, das er nicht verstehen konnte. Er schien das antwortende Grunzen von oben als selbstverständlich zu betrachten und machte sich daran, seine Waffen in einen Holzkasten zu packen, der an einem Flaschenzug von der Decke hing. Er griff nach dem Seil und begann zu ziehen. Die Rollen mußten geölt werden; das Quietschen des Flaschenzugs übertönte das Geräusch von Jasons Schritten auf der Treppe, obwohl er auf halbem Wege innehalten mußte, weil der Waffenkasten oben angekommen war.
    Der Mann eben zog ihn mit einer Hakenstange zu sich heran. Die klappernden Geräusche legten den Schluß nahe, daß er die Waffen der Ablösung aus-und seine eigenen einpackte; wieder nutzte Jason die Gelegenheit, den Rest der Treppe hinaufzuhuschen, wobei er es vermied, auf die achte, elfte und zwölfte Stufe zu treten.
    An die Wand gedrückt, ließ er den abgelösten Posten an sich vorüber die Stiege hinabklettern, während der neue Mann zum oberen Boden hinaufstieg und den Kasten mit den Waffen abseilte.
    Jason folgte ihm lautlos und wartete ab, bis der Kasten knarrend und polternd unten angekommen war, dann zog er seine Garrotte.
    Und faßte sich erneut in Geduld, bis die Schritte des abgelösten Postens sich entfernten und schließlich verstummten.
    Der Wächter neben der offenen Luke hatte ebenfalls gewartet. Sobald sein Kamerad nicht mehr zu sehen war, setzte er die Metallhaube auf den Boden, um anschließend das Kettenhemd abzulegen. Er kicherte in sich hinein, als es sich klirrend und scheppernd auf dem Boden ausbreitete. Der Mann schien froh zu sein, daß er das Gewicht wenigstens vorübergehend losgeworden war. Ächzend reckte er die Schultern, griff dann nach der Pike, stemmte sie auf den Boden und schaute, an den Schaft gelehnt, in die Nacht hinaus.
    Mit ein, zwei Schritten war Jason hinter ihm, streifte ihm mit einer raschen Bewegung die Schlinge über den Kopf, zog sie straff und zerrte den Mann rücklings zu Boden. Der Sterbende zappelte mit den Beinen, bäumte sich in würgenden Krämpfen, bis seine Schließmuskeln erschlafften und er in einem obszönen Schub und begleitet von fürchterlichem Gestank, Blase und Darm entleerte.
    Jason hielt die Schlinge fest zugezogen, bis der Sklavenhändler nach einem letzten Aufbäumen reglos am Boden lag.
    Einen Moment verharrte er in gebückter Haltung über dem Toten. Es war merkwürdig. Er fühlte nichts; der Mann, den er soeben eigenhändig getötet hatte, war nichts als noch irgendein Sklavenhändler, der ihm im Weg stand, und jetzt war er ein toter Sklavenhändler. Nicht der Beachtung wert.
    Er pfiff zweimal leise und war erleichtert, drei kurze Pfiffe als Antwort zu erhalten. Gleich darauf war Durine bei ihm und legte die Ausrüstung auf den Boden: vier schwere Armbrüste und eine Winde, um sie zu spannen, dazu ein Dutzend Bolzen. Während Durine die Armbrüste schußbereit machte, setzte Jason sich die Metallhaube auf den Kopf und stellte sich, auf die Pike gestützt, in die Luke.
    Auf dem Speicher des ausgebrannten Hauses gegenüber war alles dunkel. Jason fragte sich, ob Walter Slowotski seine Arbeit bereits getan und den anderen Posten erledigt hatte.
    Es sah ganz danach aus, denn genau unter dem Wächterhaus am Ende des Wehrgangs entstand im Schatten der Mauer eine Bewegung.
    »Er ist schnell, unser Freund«, flüsterte Durine, reichte Jason eine der Armbrüste und behielt die andere für sich selbst. Wenn alles nach Plan verlief, brauchten sie nur die Rolle der Handlanger zu spielen, und Walter Slowotski würde die Posten auf der Mauer unschädlich machen. Wenn alles nach Plan verlief.
    Hätte er nicht danach Ausschau gehalten, wäre ihm das Seil nicht aufgefallen, das durch die Luft flog und sich um den Lampenpfosten neben dem Unterstand auf der Mauerkrone schlang. Jason neigte die Pike zweimal nach links und einmal nach rechts.
    Auf dieses Zeichen hin kletterte Walter Slowotski mit atemberaubender Behendigkeit das Seil hinauf und schwang sich über den Mauerrand. Ein paar Augenblicke lang geschah nichts, dann hing
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