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Rosen und das Leben nach dem Tod u Rosen und zwei Leben

Rosen und das Leben nach dem Tod u Rosen und zwei Leben

Titel: Rosen und das Leben nach dem Tod u Rosen und zwei Leben
Autoren: Isadorra Ewans
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mein Leben, das Adressbuch meines Telefons.
    In meinem früheren Leben hatte ich einmal eine Freundin. Ich war stolz darauf, sie meine Freundin nennen zu können, auch wenn sie ein wenig – nun – seltsam mit diesem Begriff und dem, was dahinter stand, umzugehen meinte. An einem sonnigen Frühlingstag saß ich in einem Café unten am Strand. Ich wartete. Auf ihn, auf meinen Kaffee, auf das, was der Tag bringen wollte. Also räumte ich auf. Und fand sie: Eden. Ich fühlte einen Stich in der Brust. Freundin. Wo war diese Freundin in der Vergangenheit gewesen? Sie hatte von meinem Verlust gehört. Das wusste ich. Definitiv. Wo war die Freundin, die keine Kosten scheute, mir wenigstens die Mailbox mit Beileidsbekundungen zu füllen. Wo war sie?
    Es gab nur einen Weg, das herauszufinden. Ich rief sie an. Ihre Stimme – kreischte wie Kreide über eine Tafel und jagte mir einen Schauer über den Rücken. Sie fragte nicht, wie es mir ging. Eden hatte meine Rufnummer gesehen und plapperte drauf los, wie sie es immer getan hatte. Sie tat so, als hätten wir uns erst gestern gesehen. Wären miteinander ausgegangen. Hätten die gleichen Männer bewundert, das gleiche zum Dinner gehabt. Für Eden gab es die letzten Monate nicht. Sie gestattete mir nicht einmal mich nach ihrem Befinden zu erkundigen. Eden ignorierte das Fehlen – mein Fehlen, meinen Weggang, meinen Verlust – schlicht und einfach.
    Sie füllte ihr Leben mit Nebensächlichkeiten, die mir nichts mehr gaben. Die mir, wenn ich ehrlich zu mir war, noch nie etwas gegeben hatten. Die ich aber akzeptiert hatte, weil sie zu ihr gehörten. Weil sie Eden waren.
    Nachdem ich das Gespräch beendet hatte, sah ich auf die Gesprächsdauer. Drei Minuten und ein paar Sekunden in denen mir schmerzlich bewusst wurde, dass ich Zeit verschwendet hatte. Meine Zeit. Mit Eden. Sie war nicht das, wofür ich sie gehalten hatte und offensichtlich brauchte sie mich nicht. Es war ihr auch nicht aufgefallen, dass ich nicht da war. Das ich eine Lücke hinterlassen hatte. Sie hatte – wenn sie es überhaupt bemerkte – diese Leere mit ihren Nichtigkeiten so überfüllt, dass ich nicht fehlte.
    Die Anzeige der Gesprächsdauer verschwand und die Automatik meines Handys fragte mich, was ich als Nächstes tun wollte. Ein letzter Blick auf ihren Namen und er war Geschichte. Dunkle Geschichte. Meine dunkle Geschichte. Es fehlte etwas. Das Gefühl der Trauer. Das Gefühl, einen Freund verloren zu haben. Einen Freund, der sich nicht mit mir weiter entwickeln wollte. Der nicht in der Lage war, meine Hakenschläge nachzuvollziehen. Für Eden war alles in bester Ordnung.
    Und nachdem ich ihren Namen aus meinem Adressbuch gelöscht hatte, war es das für mich auch.
    Dieses Telefonat zeigte mir in aller Deutlichkeit, dass meine Entscheidung zu verschwinden richtig war. Und nicht nur das: Sie hatte mir einen Weg aufgezeigt, mein Leben zu füllen. Es mochte angehen, dass mein jetziges Leben für andere mit Nichtigkeiten gefüllt war. Für mich war es das Wichtigste auf der Welt.
    Es waren die Seile, die für mich wichtig geworden waren. Die Seile und der Mann, der mir gezeigt hatte wozu ich fähig bin. Auf der einen wie auch auf der anderen Seite. Ich konnte fliegen und ich war der Fluglotse.
    Nach seinem Ausflug auf die andere Seite der Macht brauchte Russel zwei Tage, um zu verstehen, was mit ihm geschehen war. Die Tatsache, dass ich ihn dazu gebracht hatte, sich mir hinzugeben; dass ich es war, die ihm gezeigt hatte, was er sich bisher verweigert hatte, warf ihn aus der Bahn. Er erkannte, dass er sich auf mich einlassen konnte und trotzdem sein Spiel der Dominanz mit mir erleben durfte. Es war ein schwieriger Weg. Aber einer der sich für ihn lohnte.
    Der Kalender meiner Zukunft war mit freien Feldern übersät. Es wurde Zeit, dass ich diese mit Leben füllte. Ein paar Tage ließ ich mir Zeit, unschlüssig, was aus mir werden sollte. Die Entscheidung fiel an einem Abend, an welchem Russel und ich, in Gesellschaft des seltsamsten Mannes den ich je kennenlernen durfte, vor dem Kamin saßen um einen ereignisreichen Tag ausklingen zu lassen. Es war der letzte Tag von Russels Ausstellung, die in einem Londoner Arbeiterviertel gezeigt wurde und auf der ich mich das erste Mal gepflegt zum Affen gemacht hatte. Das Russel danach überhaupt noch jemals ein Wort mit mir sprach, grenzte an ein Wunder. Die Ausstellung war führ ihn ein Erfolg. Die Bilder verkauft, es hatte sich gelohnt.
    Wir standen nun beide vor
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