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Rosen, Tulpen, Nelken, alle Blumen welken

Rosen, Tulpen, Nelken, alle Blumen welken

Titel: Rosen, Tulpen, Nelken, alle Blumen welken
Autoren: Deborah Ellis
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Freundin.«
    Mom kam auf mich zu und fing an, mir die Haare glatt zu streichen, aber ich duckte mich weg und setzte mich an den Tisch.
    Detective Bowen nickte mir zur Begrüßung zu, doch der Blick, mit dem sie mich ansah, gefiel mir gar nicht.
    Â»Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen helfen soll«, sagte ich. »Ich war ja nicht dabei.«
    Â»Ich habe nur ein, zwei Fragen«, entgegnete Detective Bowen.
    Â»Ich kann Ihnen wirklich nichts mehr dazu sagen.«
    Â»Sollte ich unseren Anwalt anrufen?«, schlug mein Vater vor. Typisch Dad, immer auf der Hut.
    Â»Ihre Tochter wird im Mordfall Stephanie in keiner Weise verdächtigt«, antwortete Detective Bowen. »Es steht Ihnen natürlich frei, einen Anwalt hinzuzuziehen, aber das ist eigentlich nicht nötig. Jess, ich weiß, dass du deiner Freundin helfen willst. Es gibt da noch ein paar kleine Ungereimtheiten, die du uns vielleicht erklären könntest. Würdest du das für Casey tun?«
    Â»Das wird sie auf jeden Fall«, antwortete meine Mutter.
    Detective Bowen sah mich unverwandt an.
    Â»Ja natürlich«, bestätigte ich. »Ich werde alles tun, um Casey zu helfen.«
    Â»Gut.« Detective Bowen lächelte. Aber ihre Augen lächelten nicht mit. »Kannst du mir etwas über Caseys Verhältnis zu Stephanie sagen?«
    Sie nahm ein Diktiergerät aus ihrer Tasche und stellte es vor mir auf den Tisch. Dann holte sie noch Stift und Notizbuch hervor.
    Â»Sind Sie einverstanden, wenn ich aufnehme, was Ihre Tochter dazu sagt?«, fragte sie meine Eltern. »Mit den Jahren wird mein Gedächtnis immer schlechter.«
    Mein Vater druckste erst ein bisschen herum, aber meine Mutter wischte seine Bedenken vom Tisch.
    Sie holte dann auch noch meine Erlaubnis ein, und mir fiel kein Grund ein, der dagegen sprach.
    Â»Also, das Verhältnis zwischen Casey und Stephanie«, wiederholte sie.
    Â»Sie war Stephanies Gruppenleiterin im Camp.«
    Â»Und?«
    Â»Mehr nicht.«
    Â»Und wie sind sie miteinander klargekommen?«
    Â»Gut. Sie standen sich nicht sonderlich nahe, aber zu unserer Gruppe gehörten auch noch sieben andere Kinder. Wir mussten uns ja um alle kümmern.«
    Detective Bowen klopfte mit ihrem Stift auf den Tisch. »Du sagst also, dass es keine besonderen Spannungen zwischen Casey und Stephanie gab?«
    Â»Ja genau.«
    Â»Hör mal, Jess. Du scheinst mir eine kluge junge Frau zu sein. Aber was du da gerade tust, ist sehr dumm von dir.«
    Â»Es ist ja wohl nicht nötig …«, begann mein Vater.
    Ich fing an zu zittern und schlug die Beine übereinander, damit es nicht so auffiel. »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    Â»Sich der Polizei gegenüber in Widersprüche zu verwickeln. Das macht dich für mich nicht unbedingt vertrauenswürdiger.«
    Â»Jude, wovon redet sie da?«, fragte meine Mutter.
    Detective Bowen starrte mich immer noch an. Ihr Blick war noch bohrender als der meiner Mutter. Ich hielt ihm nicht stand.
    Â»In unseren vorigen Gesprächen, direkt nachdem Stephanie als vermisst gemeldet wurde und auch während die Suche lief, hast du häufig davon gesprochen, wie anstrengend Stephanie war und dass sie gestohlen und die Gruppe gestört hat. Und jetzt erzählst du mir auf einmal, dass Stephanie eine Bilderbuch-Teilnehmerin war und Casey die beste Gruppenleiterin der Welt.«
    Â»Casey war eine tolle Gruppenleiterin! Versuchen Sie mal, Kinder den ganzen Sommer ohne Fernseher, Computer oder Videospiele bei Laune zu halten. Casey kann das wirklich gut, viel besser als ich. Für mich ist das nur ein Job. Zwar grottenschlecht bezahlt, aber auf jeden Fall lustiger, als bei Burger World zu schuften. Für Casey war es mehr als nur Arbeit.«
    Â»Inwiefern?«
    Â»Es war …« Ich überlegte nach dem richtigen Wort. Das einzige, das mir einfiel, klang zwar irgendwie zu religiös, aber ich fand es trotzdem passend. »Es war wie eine Mission. Genauso wie Insekten für sie eine Mission sind. Sie konnte einem Kind, das schreckliche Angst vor kleinen Krabbelviechern hatte, diese Tierchen so nahebringen, dass es am Ende des Camps kein Problem mehr damit hatte, Spinnen und Käfer auf sich herumlaufen zu lassen. Sie sagt, dass Mädchen viel stärker werden, wenn sie mit solchen Krabbeltieren klarkommen, weil sie damit sämtliche Rollenklischees sprengen. Auch mit Schlangen. Fragen Sie sie ruhig. Sie kann das viel besser
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