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Rosen, Tulpen, Nelken, alle Blumen welken

Rosen, Tulpen, Nelken, alle Blumen welken

Titel: Rosen, Tulpen, Nelken, alle Blumen welken
Autoren: Deborah Ellis
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Wert der Freundin, die ich hatte fallen lassen, weil ich zu feige war, ihr beizustehen. Ein tiefes Gefühl der Verlassenheit überkam mich und ich bekam kaum noch Luft.
    Nach einer Weile ertrug ich es nicht mehr. Ich sprang von meinem Platz auf und rannte weg. An meinem Spind blieb ich nur kurz stehen, um meine Jacke zu holen. Zu Hause warf ich ein paar Sachen ins Auto meiner Mutter und fuhr los.
    Â»Geh weg aus dieser Stadt«, hatte Mom mich beschworen, und ausnahmsweise tat ich, was sie von mir verlangte.
    Das ist jetzt ungefähr fünf Monate her. Eigentlich wollte ich weiter weg, vielleicht nach Arizona, aber anscheinend komme ich nicht weiter als knapp 100 Kilometer weg von Galloway. Ich bin eine Weile durch die Gegend gefahren, hab hier und da ein bisschen Geld für dies und das verdient, und schließlich bin ich hier im Roach House gelandet.
    Ab und zu rufe ich Dad an. Er war nicht mal überrascht, als ich abgehauen bin. Von Mom gibt’s nichts Neues, sagt er. Keine Ahnung, wann sie wieder nach Hause kommt.
    An dem Tag, an dem ich von zu Hause weg bin, war ein Brief von Casey angekommen. Sie musste ihn ein paar Tage vor meiner Aussage abgeschickt haben, als es noch danach aussah, als ob sie ihr Leben im Gefängnis verbringen würde. Sie hatte geschrieben:
    Liebe Jess,
    Mela hat mir jetzt gesagt, dass Du gegen mich aussagen wirst, und ich schreibe Dir um Dir zu sagen, dass mir das egal ist. Es hätte mir wehgetan, aber kurz nachdem ich es von ihr erfahren hatte, kam eine Schabe in meine Zelle gekrabbelt. Ich hab auf den ersten Blick gesehen, dass es eine Amerikanische Großschabe ist, aus der Ordnung der Schaben, Familie Blattidae, eine von 600 Arten weltweit. Ich wusste auf Anhieb ihren lateinischen Namen, Periplaneta americana, und dass die Weibchen bis zu 50 Eipakete mit jeweils einem Dutzend Eiern produzieren.
    Da hab ich mich daran erinnert, dass ich doch immer noch derselbe Mensch bin, egal ob im Gefängnis oder draußen. Insekten gibt es überall, und mein Leben, meine Leidenschaft, mein Ich können nicht zerstört werden, wenn ich es nicht zulasse.
    Ich habe Stephanie nicht umgebracht, aber ich bin eingeschlafen und habe dem Tod so Gelegenheit gegeben, zu uns zu kommen und sie uns zu nehmen, noch ehe sie die Chance hatte, keine Nervensäge mehr zu sein und zu dem Menschen heranzuwachsen, der sie einmal sein sollte. Damit muss ich nun für immer leben. Aber ich habe sie nicht umgebracht. Und ich werde mein Glück finden und einen Sinn für mein Leben, selbst im Gefängnis.
    Ich weiß nicht, warum Du zugelassen hast, dass die Welt Dich so verändert, Libelle. Du warst doch sonst immer so mutig.
    Casey
    Casey hat sich da geirrt, musst du wissen. Ich bin noch nie mutig gewesen.
    Wäre ich mutig, würde ich nach Galloway zurückfahren und versuchen, mit ihr ins Reine zu kommen. Aber wie soll ich das denn anstellen? Wie kann ich ihr beweisen, dass ich ihre Freundschaft verdient habe?
    Mom wüsste es. Wenn ich mit Mom reden könnte, würde sie mir sagen, was ich tun soll. Wenn ich sie doch nur aus dem Krankenhaus wegbringen und diese scheußlichen Medikamente aus ihrem Körper holen könnte, dann könnte ich sie auch überzeugen, dass ich mich geändert habe, und dann würde sie mir helfen, Casey zurückzugewinnen. Casey vertraut ihr. Und Mom weiß, wie schwer es für mich war, in dieser Stadt zu leben, und was ich alles durchgemacht habe, während Casey in Haft war.
    Das könnte ich machen. Ich könnte frühmorgens ins Krankenhaus fahren, sobald ich mit dem Dienst hier fertig bin. Ich könnte während der Besuchszeit auf ihre Station gehen, damit ich nicht so auffalle. Ich könnte ein paar Sachen mitnehmen, sie aus diesem Klinikhemd befreien, das sie bestimmt tragen muss, ganz gemütlich im Fahrstuhl mit ihr nach unten fahren und sie zu mir ins Auto setzen.
    Wir könnten sogar ein paar Tage hier im Roach House bleiben. Es gibt hinten einen Lagerraum, wo sie sich ausschlafen könnte, bis die Wirkung ihrer Medikamente nachlässt und sie Casey anrufen kann.
    Â»Komm doch hierher zu uns«, würde sie dann zu ihr sagen. »Meine mutige Tochter hat mir mein Leben wiedergegeben. Komm her, und dann fahren wir zusammen nach Arizona, weg von allen anderen!«
    Und Casey würde kommen, denn sie mag meine Mutter und sie mag mich, und alles würde wieder so werden, wie es mal war.
    Damals, als wir
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