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Rose

Rose

Titel: Rose
Autoren: Marcel Conrad
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Finger
    „Los, Vincent, wir haben wahrscheinlich einen Mord!“
„Was heißt denn hier wahrscheinlich? Haben wir einen Mord oder haben wir keinen Mord?“ Vincent war kein Freund von Unklarheiten. Entweder es gab etwas, oder es gab nichts.
    „Die Kollegen haben nur einen Teil von einem Körper gefunden.“
„Welchen?“
„Einen Finger, um genau zu sein einen Zeigefinger. Er gehörte wohl mal einer Frau.“
„Wegen einem Zeigefinger müssen los?“ Vincent war schon leicht genervt. Wegen eines Fingers sollte er nun Überstunden schieben. „Na ja, der Finger an sich ist nicht so schlimm.“
„Man, was denn nun? Haben wir schon Weihnachten? Willst du mich unbedingt überraschen? Oder.... Und darauf tippe ich...... Du kannst mich nicht mehr leiden und quälst mich mit dem Spiel: Wirf dem Hauptkommissar Bröckchen hin.“
„Boah, Alter! Entspann dich mal. Sie haben auch Blut gefunden. Und jetzt kommt es: nicht nur ein bisschen, sondern so richtig viel. Der Kollege hat erst einmal in den Flur gekotzt, und um dich gleich zu beruhigen, nein, er hat den Tatort nicht verunreinigt. Da soll es wohl so aussehen, als ob die gute Frau regelrecht abgeschlachtet wurde.“
„Und wirklich nur ein Finger?“
„Wenn ich es dir doch sage.“
„Na, dann mal los.“
„Ich fahr schon mal den Wagen vor, Chef.“
„Ja, Harry, fahr schon mal den Wagen vor.“
    Nun mussten beide lachen, denn diesen Spruch haben die beiden sich schon tausendmal zugespielt. Vincent war zwar Thomas´ Vorgesetzter, doch standen beiden nicht auf den ganzen Hierarchiequatsch. Das sahen ihre Vorgesetzten zwar nicht so gerne, doch wer die höchste Aufklärungsrate der ganzen Mordkommission aus Berlin hatte, der hatte halt Freiheiten, die andere nicht hatten und das nutzten sie auch beide voll aus.
    „Wo müssen wir denn überhaupt hin?“ fragte Vincent.
    „Wedding genau zu sein Transvaalstr. Blaulicht? Oder gemütlich durch die Stadt?“
„Fahr durch die Stadt, jetzt auf der Stadtautobahn ist es mir zu stressig und wir haben ja Zeit, der Finger wird uns wohl nicht davonlaufen.“
„Ok, dann durch die Stadt in den schönen Norden.“
    Vincent lebte jetzt schon 15 Jahre in Berlin und er liebte diese Stadt. Sie war zwar dreckig, aber ehrlich. Das schönste war aber, dass er hier in der Großstadt anonym leben konnte. „Nichts ist schlimmer als das Landleben, wo dich jeder kennt und du keinen Schritt unbeobachtet machen kannst“, sagte er immer, wenn er gefragt wurde, warum er sich diese Stadt antut.
    Ja, es war gut zu tun für einen Hauptkommissar der Mordkommission, doch genau so wollte er es haben. Nicht auf irgendeinem Sessel rumfurzen, sondern echte Mordfälle lösen. Da er alleine lebte, störte es ihn normalerweise auch nicht, wenn er Überstunden machen musste, doch heute hatte er eine Verabredung mit einer Frau.
    Claudia hatte er im " Charlsten ", einem kleinem Restaurant in Köpenick, kennen gelernt. Sie war dort die Bedienung und es hatte sofort gefunkt. Nicht die Liebe auf den ersten Blick, aber schon in die Richtung gehend. Sie hatte ihm dann ihre Telefonnummer auf die Rechnung geschrieben. Und schon am selben Abend hatte er sie angerufen und sich mit ihr für -ausgerechnet- heute Abend verabredet. Jetzt war es schon 16.00 Uhr und Vincent hoffte, dass er es bis 20.00 Uhr schaffen würde.
    „Mensch, das hätte ich ja fast vergessen.“ Thomas kramte in seiner Innentasche und holte ein Kondom heraus, mit dem er dann vor Vincents Gesicht auf und ab wedelte. „Du hast ja heute deinen großen Tag und da ich dich wohl nicht davon abhalten kann, dass du sie kräftig durchknallst, habe ich mir überlegt dass ich halt dafür sorge, dass du dich zumindest schützt.“
„Tommy, du bist so ein Idiot, aber gib her, denn so unrecht hast du dann auch wieder nicht.“ Vincent wollte sich das Kondom gerade nehmen, da zog es Thomas wieder weg.
    „Macht ´nen Fünfer!“
„Was bist du? Mein Zuhälter oder was? Ich glaube, ich muss die Kollegen von der Sitte mal anrufen. Die sollen dich mal genauer unter die Lupe nehmen.“
„Nein, bitte, bitte nicht!“, flehte ihn Thomas an. „Was sollen denn dann meine ganzen Mädels machen, wenn ich nicht mehr da bin. Du kannst doch nicht den Kondombesorger verpfeifen!“ Nun fingen beide an zu lachen und Thomas gab Vincent das Kondom mit den Worten: „Für disch von misch.“
    „Alter, wenn uns jemand beobachtet, dann sind wir aber die längste Zeit Bullen gewesen.“
„Hey, Vince,
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