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Rosas Vermaechtnis

Rosas Vermaechtnis

Titel: Rosas Vermaechtnis
Autoren: Christa Leinweber
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nicht, wo mir der Kopf steht.«
    »Ist Wiegand dein neuer Kollege?«
    »Genau, wir haben den letzten Fall zusammen bearbeitet. Netter Kerl und ein ziemlich risikofreudiger Fahrer. Na ja, er konnte von Glück sagen, dass ihm bei dem Unfall nicht noch mehr passiert ist. So hat er zwar einiges gebrochen, aber das wird schon wieder. Demnächst bekomme ich zwar einen jungen Kollegen zugeteilt, aber das kann noch dauern«, seufzte er.
    Alexandra schaute Jan nachdenklich an. »Sag mal, wie wäre es, wenn ich ein paar Ermittlungen für dich mache? Immerhin kenne ich den Laden hier und das ganze Prozedere ist mir vertraut. Wir müssten das ja nicht an die große Glocke hängen.«
    Jan schaute genauso nachdenklich zurück, dann nickte er. »Aber davon darf ich natürlich nichts wissen!«, grinste er. »Hast du denn überhaupt Zeit dazu?«
    »Also um zur Person des Professors etwas herauszubekommen, könnte ich heute sogar das Notwendige mit dem Spannenden verbinden. Ich muss sowieso in die Stadt, um neue Flyer für uns drucken zu lassen. Da könnte ich doch der Uni einen Besuch abstatten.«
    »Und als was willst du dich ausgeben?«
    »Mir wird schon irgendetwas einfallen, notfalls hat Professor Hafner einen größeren Posten Wein bei mir bestellt – hoffentlich war er auch Weintrinker, mal sehen. Ich tue jedenfalls mein Bestes!« Alexandras ausdrückliche Entschlossenheit beseitigte Jans letzte Zweifel.
    »Gut, ich melde mich später auf deiner Privatnummer. Und nimm es als Dankeschön für die Pressesperre, um die ich dich gebeten habe.« Alexandra lächelte und nickte ihm zu. »Aber jetzt schaue ich mir den Toten erst noch einmal genau an.«
    Dr. Krüger erwartete Alexandra bereits. Die beiden hatten sich im letzten Jahr kennengelernt und vor Alexandras Weggang eine Woche lang sozusagen zur »Übergabe der Geschäfte« zusammengearbeitet. Obwohl sie Kollegen waren und sich mochten, waren beide bei einem – für die Abteilung sonst unüblichen – »Sie« geblieben. Krüger hatte etwas an sich, das einen vertrauten Umgang verbat. Immer äußerst korrekt gekleidet und mit vollendeten Umgangsformen vermittelte er den Eindruck einer zwar sympathischen, aber dennoch unsichtbare Grenzen ziehenden Persönlichkeit. Als er Alexandra jetzt die Hand mit einer leichten Verbeugung reichte, spürte sie es wieder, gleichzeitig drängte sich ihr jedoch der Eindruck auf, als befände sich ihr Gegenüber in einer Art selbst gebautem Käfig, den er immer mit sich herumtrug.
    »Frau Kollegin, es ist mir eine Ehre! Bitte folgen Sie mir, Herr Professor Hafner liegt hier vorn.« Er machte eine höfliche Handbewegung, drehte sich um und schritt voran.
    Vor einem der großen Rundbogenfenster machte er an einer Bahre halt und schlug das weiße Laken, das den Körper des Toten vollständig bedeckte, mit einem Ruck zur Seite.
    Da lag er, der Mann, der so unrühmlich in ihrem Jauchebecken gestorben war. Friedlich sah er aus, die grauen Bartstoppeln waren kaum in dem bleichen Gesicht zu sehen, das auch im Tod noch intelligent und sympathisch wirkte. ›Welch schreckliches Ende für ihn‹, dachte Alexandra mitfühlend. Dann glitt ihr Blick sachkundig zu der Wunde in seiner Brust.
    »Ich vermute, dass eine Kugel die Hohlvene angerissen hat. Durch die langsame Sickerblutung hatte er deshalb auch noch Zeit zu fliehen. Was meinen Sie, Herr Kollege?«
    »Genau, das ist auch meine Diagnose. Wir können also davon ausgehen, dass er in einem Umkreis von … Metern erschossen wurde, mit einer HK SLB 2000 light übrigens, wie das Projektil beweist, das in der Lunge steckte.«
    »Das ist ein kurzes Jagdgewehr, richtig?«, warf Alexandra ein. Dr. Krüger nickte.
    »Genau. Das Ganze könnte sich zum Beispiel in der Nähe seines Autos abgespielt haben. Danach ist er schwer verletzt umhergeirrt, ehe er schließlich in diese grässliche Grube fiel.«
    »Furchtbar! Dazu kommt, dass das alles auf unserem Grund und Boden passiert ist und wir uns überhaupt keinen Reim darauf machen können, was er dort wollte. Weder meine Freundin Marie noch ich haben ihn je vorher gesehen. Haben Sie sonst noch etwas gefunden, Herr Kollege?«
    »Der Todeszeitpunkt liegt bei etwa ein Uhr morgens, und dem Mageninhalt nach zu urteilen, hatte er vorher ein üppiges Mahl zu sich genommen. Entenstopfleber, Wildschweinbraten mit Klößen und Rotkohl und, wenn ich nicht irre, eine große Portion Vanillecreme mit Himbeerpüree zum Nachtisch. Ansonsten war er ziemlich alkoholisiert. Rotwein und
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