Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Titel: Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)
Autoren: Cathy Lamb
Vom Netzwerk:
Er ist traurig, darum ist er böse.«
    »Ich werde ihn streicheln.«
    »Ja. Braver Hund.« Er legte den Kopf zurück, um Cecilia sehen zu können. »Ich bin bei dir, Cecilia, in der Schule, wenn ihr Knetgummi macht. Sei ganz lieb zu Phil. Er ist traurig. Wirklich traurig.«
    »Ich werde besonders lieb zu Phil sein, Henry, das verspreche ich dir.« Cecilia unterdrückte ein Schluchzen.
    Ich spürte Cecilias kaum noch beherrschten Kummer. Er raubte mir den Atem, genauso wie ihr.
    »Ich bin bei dir, Isi.« Er hielt meine Hand. »Ich bin immer bei dir. Sei nicht mehr traurig. Die Engel lieben dich.«
    »Ich versuche, nicht mehr traurig zu sein, Henry.« Unmöglich, dachte ich. Wie konnte ich ohne Henry glücklich sein? »Du glaubst, die Engel lieben mich?«
    Er seufzte. »Sie lieben dich, Isi, weil du Isabelle bist. Darum sind sie hier. Sie sind hier für meine Schwestern. Nicht für mich. Für Henrys Schwestern. Sie sind bei euch, weil ihr Schwestern traurig seid. Ihre Flügel sind jetzt um euch. Ich kann sie sehen.«
    Diesmal schaute ich mich um, Cecilia ebenfalls. Nur für alle Fälle. Janies Kopf drehte sich auf der Suche nach den Engeln fast im Kreis.
    »Ihr seid gute Schwestern.« Henry lächelte, ein schwaches Lächeln. »Wir lachen. Wir weinen. Wir arbeiten in der Bäckerei und essen Spaghetti mit Fadenkäse. Glückliches Leben. Ich sag nur ein Wort: Halleluja.«
    »Halleluja?«, wiederholte ich.
    »Ja, genau. Halleluja. Ein glückliches Leben.«
    Wir Schwestern gaben uns keine Mühe mehr, unsere Tränen zurückzuhalten. Unser Kummer überwältigte uns. Henry zog die Hände unter der Decke heraus, und wir hielten uns an den Händen, bis sich seine Augen schlossen. »Ich liebe euch, meine Schwestern. Henrys Schwestern. Ich liebe euch.«

    Zwei Nächte später, nachdem wir kaum geschlafen hatten, lagen Cecilia, Janie und ich neben Henry auf dem Bett. Er hatte seit vierundzwanzig Stunden nicht mehr gesprochen und auch die Augen nicht mehr geöffnet.
    Die ganze Nacht hielten wir seine Hände und unsere gegenseitig, während der Mond strahlte, die Sterne funkelten und wir in totaler Trostlosigkeit versanken.
    Als der Morgen kam und das Schwarz zu Rosa und Gelb wurde, fiel ein Sonnenstrahl direkt in Henrys Schlafzimmer und glitt sanft über sein Bett. Henry seufzte ein letztes Mal und machte sich davon, auf diesem Sonnenstrahl, der gleich darauf verschwand und Henry mit hinauf in den Himmel nahm.

    Mommas Schrei kam aus tiefster, verzweifelter Seele. Dad hielt sie in den Armen, versuchte sie zu trösten, aber wie tröstet man eine Mutter, die ihren Sohn verloren hat?
    Der Schrei weckte Grandma, und sie kam in Henrys Zimmer gestürzt. Als sie begriff, dass er tot war, rannte sie aus dem Haus und rief: »Mein Kopilot ist tot! SOS! SOS!« Sie ist flink, aber ich bin noch flinker, und es gelang mir, sie einzufangen, bevor sie vom Grundstück flitzte.
    Während ich sie festhielt, brüllte sie, versuchte mich zu schlagen und traf mich sogar mehrmals. Ich konnte sie festhalten, aber sie versetzte mir noch einen Boxhieb direkt aufs Auge. Mein zweites Veilchen in diesem Jahr.
    Sie zappelte wie wild, schrie in einem fort, ihr Kopilot sei tot, tot, tot, und ich wälzte mich mit ihr am Boden. Grandma fluchte und wehrte sich, aber schließlich gab sie auf, lag unter mir und klagte ins Gras: »Mein Kopilot ist tot, mein Kopilot ist tot! Oh, SOS! SOS!«
    Unsere Tränen vermischten sich, meine und die von Mrs Earhart.

    Jedes Mal, wenn sich Mommas Mund öffnete, schrie sie. Nach einer Weile merkte ich, dass sie aufhören wollte, aber nicht mehr konnte. Als sie begann, mit dem Kopf gegen die Wand zu schlagen, riefen wir einen Krankenwagen, und Avery Jordan, mit dem wir zur Schule gegangen waren, kam mit einem zweiten Sanitäter und ging so sanft und freundlich mit Momma um, dass ich ihn am liebsten geküsst hätte. Dad, humpelnd und vollkommen verstört, fuhr mit ihr ins Krankenhaus.
    Velvet blieb bei Grandma, die im Bett lag. Eigentlich hätte Velvet auch ins Bett gehört, deshalb schlug ich ihr vor, sich zu Grandma zu legen. »O du lieber Himmel, ich weiß nicht, wie mein Herz all diesen Kummer ertragen soll, ich weiß es nicht, Liebchen. Ich hab Henry so liebgehabt. Wirklich, er war ein Geschenk. Ein Geschenk des Himmels.«
    Wieder lagen Janie, Cecilia und ich bei Henry im Bett. Zu viert.
    Aber einer von uns atmete nicht, und er war der Beste von uns vieren. Der Außerordentlichste, der Schönste. Der Beste der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher