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Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Titel: Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)
Autoren: Cathy Lamb
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verhaftet.
    Und Parker schrie: ›Guck dir mein Auto an! Siehst du denn nicht, was sie mit meinem Auto gemacht hat?‹ Worauf Sho ganz ernst zu ihm sagte: ›Ich kann überhaupt nicht sehen, was mit deinem Auto los sein soll, Parker. Sie etwa, Lieutenant?‹ Und Charlotte sagte: ›Nein, ich sehe da nur ein Auto, das ein Mann kaufen würde, der eine Lebenskrise hat. Du solltest die Fenster zumachen, wenn es regnet, Parker.‹«
    Ich seufzte. »Das ist der beste Augenblick meines ganzen Lebens. Ich werde ihn immer in bester Erinnerung behalten.«
    »Ich hab gelacht, bis mir das Fett wehtat«, sagte Cecilia. »Vom Schwabbeln.«
    »Ich fühle mich glücklich, befreit, als würde ich fliegen«, seufzte Janie.
    Ein Stern schoss über den Himmel.
    Prächtig.
    So prächtig.

31. Kapitel
    Dad kam an diesem Abend zu uns. Henry und er steckten ihre kahlen Köpfe zusammen und bauten ein weiteres Modellflugzeug und ein U-Boot. Anschließend schaukelten sie gemeinsam auf der Verandaschaukel. Als Henry mit seinem Kopf auf Dads Schoß einschlief, sah ich, wie Dad sich die Hand vor die Augen legte. Die mit den drei Fingern.
    Er hatte so viel verloren.
    Und er war kurz davor, noch mehr zu verlieren.

    Das Hinaufgleiten in den Himmel ging schnell. Fast über Nacht wurde Henry zu schwach, um das Bett zu verlassen, ihm war dauernd übel. Er weigerte sich, zu essen oder zu trinken, sagte, er habe keinen Hunger, keinen Durst mehr. Er wurde immer gelblicher im Gesicht.
    Sein Schlafzimmer war fast immer voller Menschen.
    Freunde aus seinem Tagesheim kamen, strichen ihm über den Kopf und umarmten ihn. Lytle brachte sein Damebrett und legte es neben Henry aufs Bett. »Wenn du willst, Henry, können wir spielen.« Lytle wusste, dass sie nie wieder spielen würden. Einmal sah ich, dass er in eine Ecke rollte und den Kopf so heftig gegen die Wand schlug, dass er blutete und sein Bruder ihn rausschieben musste.
    Henry, der immer mehr dahinschwand und kaum noch den Kopf heben konnte, lächelte. »Du bist mein Freund, Lytle. Ich seh dich.«
    Pater Mike gab Henry die Letzte Ölung. Seine Worte versanken in meinem Kummer, verstärkten ihn. Damit war es endgültig. Abgeschlossen.
    Eines späten Abends beugte sich Momma über Henry. Seine Augen waren halb geöffnet, sein Lächeln nur noch ganz schwach. »Du bist mein ganz besonderer Junge, Henry«, flüsterte Momma. »Du warst mein Licht.«
    Ich bemühte mich, nicht gekränkt zu sein. Diese letzten Worte waren für Henry bestimmt, es ging um ihn. Nicht um mich.
    »Ich hab dich lieb, Momma«, flüsterte Henry. »Du bist eine gute Momma.«
    »Du bist ein wun… wun… wunderbarer Sohn«, schluchzte sie.
    »He, Momma. Sei lieb zu meinen Schwestern. Okey-dokey?«
    Ihr war die Betroffenheit anzusehen, doch dann legte sie ihre Wange an seine. »Das werde ich, Henry. Das werde ich. Versprochen.«
    Da sieht man’s. Henry kapierte es. Hatte es immer schon kapiert.
    Dads Hände zitterten, als er die Hände seines Sohnes in seine nahm. »Henry, ich …« Er hielt inne. »Henry, ich …« Ihm versagte die Stimme.
    »Du bist mein Dad. Du bist zurück«, flüsterte Henry. »Ich hab mein Dad lieb.«
    »Ich hab dich lieb, mein Sohn.« Dads Stimme brach, als hätte sie der Schmerz zerbrochen. »Es tut mir leid, dass ich nicht bei dir war … all die Jahre … all die Jahre.«
    Henry streckte langsam, vorsichtig die Hand aus und streichelte Dads Kopf. »Ist okay, Dad. Ist okay.«
    »Cecilia«, sagte Henry, »wo sind die Mädchen? Ich sag ›Auf Wiedersehen‹ zu den Mädchen. Jesus sagt, ich soll ›Auf Wiedersehen‹ sagen.«
    Ich schlang meine Arme um den Bauch und lehnte meinen Kopf ans Fenster. Wie konnte Henry so tapfer, so fröhlich, so mutig sein? Er hatte von Anfang an gewusst, dass er starb, aber er war nie ausgeflippt, nie hysterisch geworden, hatte sich nie gegrämt. Ich würde niemals so tapfer wie Henry sein.
    Und nun, heute Abend, wollte er sich verabschieden. Ein liebevoller Abschied von Henry mit der Froschkappe und dem T-Shirt, auf dem »Buh!« stand. Ein liebevoller Abschied von dem mitfühlendsten, einfühlsamsten Menschen, den ich kannte. Ein liebevoller Abschied von einem Mann, der glaubte, ihm würden Flügel wachsen, und er würde zu Gott und den Engeln gehen.
    »Okay, Henry, okay. Ich hole die Mädchen.« Cecilia lief hinaus. Innerhalb von Minuten war sie mit Riley und Kayla zurück. Langsam kamen die beiden herein und brachen in Tränen aus.
    »O nein!«, sagte Henry mit schwacher Stimme.
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