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Romeo für immer, Band 02

Romeo für immer, Band 02

Titel: Romeo für immer, Band 02
Autoren: S Jay
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geöffneten Grab zurückzutreten.
    »Das muss reichen. Du wirst die restlichen Steine abwerfen können, sobald du in seinem Körper bist.« Er stellt sich neben mich und klopft mir auf den Rücken. Seine plumpe Vertraulichkeit lässt mich zusammenfahren. »Als Söldner bist du stärker als jeder Sterbliche. Du kannst Tote lebendig erscheinen lassen, zumindest solange ihr Körper deine Seele beherbergt. Und du hast die Macht, den Körper, den du bewohnst, zu heilen, sofern seine Verletzungen nicht zu schwer sind.« Er bückt sich nach dem Dolch.
    Ich räuspere mich und versuche Ruhe zu bewahren. »Dann werde ich also doch sterben können? Ich werde nicht unsterblich sein?«
    Er zieht den Ärmel seiner Kutte hoch und enthüllt seinen von dunklen Adern durchzogenen Arm. »Du wirst so unsterblich sein wie nötig, um deinen Pflichten nachzukommen.«
    »Und welche Pflichten werden das sein?« Der Mönch hatte mir erklärt, dass die Söldner Schmerz und Leid über die Gottlosen bringen und damit den Weg für die Zerstörung allen Lebens ebnen. Der Zerstörung allen Lebens, wie es die Menschen kennen.
    Früher habe ich dieses Leben oft als sinnlos, leer und quälend empfunden, aber nun …
    Immer wieder sehe ich Bruder Lorenzos Gesicht vor mir, als er Julia dabei zusah, wie sie verblutete. Sie gehörte nicht zu den Gottlosen, und dennoch genoss er ihre Qual. Vielleicht hat er mich ja auch über meine Pflichten belogen. Wenn meine Aufgabe darin bestände, Unschuldige zu töten, dann hätte ich meine Seele vergebens geopfert.
    »Du wirst einen ganz besonderen Platz in unseren Rängen einnehmen.« Der Mönch zieht die Dolchspitze über die Innenseite seines Arms, und eine dunkle Flüssigkeit, mehr schwarz als rot, quillt aus dem Schnitt auf seine Haut. Alles in mir schreit nach Flucht. Ich möchte fliehen, bis hinter die Tore der Stadt laufen und mich der Gnade des Prinzen ausliefern. Selbst wenn der Prinz mich töten lässt, weil ich seinen Bannspruch missachtet habe, wäre das immer noch besser als das hier.
    »Einen besonderen Platz? Was meinst du damit?«
    »Alles zu seiner Zeit.« Der Mönch drückt mir den Dolch in die Hand. »Leiste den Blutschwur, dann wird sich alles klären.«
    Meine Finger sind kalt, taub und starr. Ich lasse den Dolch zu Boden fallen. »Nein«, flüstere ich heiser.
    »Nein?«
    »Nein.« Meine Stimme wird fester, aber ich wage nicht, ihn anzusehen.
    »Muss ich dich daran erinnern, dass deine Liebste tot ist?«, fragt er. »Du hast ein junges, unschuldiges Mädchen verraten und getötet. Ihr einziges Vergehen war, dass sie dich zu sehr geliebt hat. Du hast ihr Blut vergossen, weil du einer von uns sein wolltest, und jetzt hast du es dir plötzlich anders überlegt? Jetzt, nachdem sie tot ist und weder Gott noch Mensch deine Tat rückgängig machen kann?«
    »Ich habe es für sie getan.« Ich unterdrücke ein Schluchzen. »Man hat mich verbannt, sie wäre entehrt gewesen, die Schande hätte sie umgebracht … Ich wollte doch nur, dass sie in Sicherheit ist.«
    »Sie ist in Sicherheit.« Seine Stimme klingt wieder so anteilnehmend wie in der vergangenen Wochen. Sein Gesicht ist jetzt dicht vor meinem. »Und das wird sie auch bleiben, solange du dicht an dein Versprechen hältst. Wenn du jetzt einen Rückzieher machst … Mir wird angst und bange bei dem Gedanken, was mit Julia geschieht, ohne die Magie, die wir ihr zuteilwerden lassen, damit sie ins Paradies gelangt. Ich fürchte, dann wird ihre Seele verloren sein, und sie wird niemals wissen, welch großes Opfer du für ihr Seelenheil gebracht hast.«
    Er lügt. In Wahrheit kann ich nichts mehr für Julia tun. Ich fühle es. Es zerreißt mir fast das Herz. Ich spüre, dass er lügt, und will es ihm ins Gesicht schleudern, aber meine Lippen gehorchen mir nicht. Ich kann meinen Blick nicht von ihm wenden. Ich bin wie gelähmt, wie hypnotisiert von dem Trost, der in seinen Worten liegt. Nur zu gern möchte ich seiner sanften Stimme glauben, aber ich habe allen Grund, es nicht zu tun. Wirklich allen Grund …
    Ich schließe meine Augen und sehe wieder vor mir, wie Julias Hände den Dolchgriff umfassen und sie sich die Klinge in die Brust stößt. Ich sehe, wie sie mit zitternden Händen vergeblich versucht, den Dolch wieder herauszuziehen, als ich mich kurz darauf vom Boden erhebe und sie begreift, dass ich sie belogen habe. Wenn sie die Kraft dazu gehabt hätte, dann hätte sie sich den Dolch aus der Wunde gezogen und ihn mir ins Herz gerammt. »Aber
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