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Romeo für immer, Band 02

Romeo für immer, Band 02

Titel: Romeo für immer, Band 02
Autoren: S Jay
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»Aber dann, Verona lag kaum drei Meilen hinter uns, verfolgte uns ein Mann auf einem Pferd.«
    »Ihr dachtet, er sei ein Straßenräuber!«, ruft Gemma. Sie zieht die Knie an und legt das Kinn darauf.
    »Genau«, bestätigt Ariel. »Aber als er näher kam, erkannten wir das Wappen der Familie Capulet. Er hatte eine Urkunde für uns. Darin stand, dass Julias Vater, der Herr des Hauses Capulet, Romeo ein Stück Land mit einem kleinen Haus in der Nähe von Mantua schenkte. Der Reiter gab Papa noch einen Brief von Julia. Danke für die Vergangenheit, die du mir in der Zukunft geschenkt hast. Betrachte … «
    »… dies als Zeichen meiner ewigen Dankbarkeit«, beendet Gemma kichernd den Satz. »Weil sie in Papas Cousin verliebt war, und zwei Jahre später haben sie geheiratet und mindestens hundert Kinder bekommen!«
    »Doch keine hundert.« Ich kitzle sie, bis sie vor Lachen laut quietscht. »Fünf sind doch keine hundert.«
    »Fünf sind hundert weniger als fünfundneunzig!«, verkündet Gemma strahlend.
    »Kluges Mädchen«, sagt Ariel.
    »Ja, das bin ich wirklich«, stimmt Gemma seufzend zu. »Ich kann wunderbar rechnen.« Sie lässt sich vom Kanapee auf den Teppich gleiten.
    Ich ergreife die Gelegenheit beim Schopf und rutsche näher an meine Frau heran, lege ihr meinen Arm um die Schultern und suche mit der Nase die unwiderstehliche Stelle in ihrem Nacken, wo ich ihren unvergleichlichen Duft nach Blumen und Farbe einatme. Wir kochen unsere Seife mit Blütenblättern, und die Farben sind zu einem wichtigen Bestandteil unseres Lebens geworden. All der Schwierigkeiten zum Trotz, auf die Frauen in dieser Zeit stoßen, wenn sie sich als Künstlerinnen betätigen wollen, arbeitet Ariel als Malerin für wohlhabende Familien aus der Stadt. Sie malt Porträts. Man lässt sie gewähren, sofern sie nicht mit den Männern dieser Zunft konkurriert, die niemals eine Frau in ihren Rängen akzeptieren würden, egal wie talentiert sie sein mag. Die Männer erhalten von der Kirche oder von Fürsten und Königen die viel besser bezahlten Aufträge und dürfen mit ihren Gemälden und Fresken deren Kathedralen und Paläste verschönern.
    Als vor vier Jahren mein Vater starb, habe ich sein Vermögen geerbt. Doch bis dahin haben uns Ariels Porträts von Kindern wohlhabender Familien über Wasser gehalten. Derweil habe ich mich um den Garten und die Tiere gekümmert und Gemma all das beigebracht, was ein Mädchen im vierzehnten Jahrhundert eigentlich nicht wissen darf. Ariel macht sich gerne darüber lustig und behauptet, ich sei der erste Ganztagshausmann der Weltgeschichte, aber das ist mir egal. Nach allem, was ich in meinem bisherigen Dasein getan habe, ist das Leben als Ehemann und Vater bei Weitem meine hervorragendste Leistung.
    »Ich wünschte bloß, ich hätte Brüder und Schwestern.« Gemma lässt die Füße in meinen Schoß fallen, weil sie möchte, dass ich sie an ihren winzigen Zehen ziehe. Das liebt sie.
    »Dann hättest du aber kein Zimmer mehr für dich alleine«, sagt Ariel. Sie sagt es ohne Traurigkeit. Gemmas Geburt war kompliziert und schwierig. Ariel und ich waren deshalb nicht sehr überrascht, als wir keine weiteren Kinder mehr bekamen. Es macht uns nicht traurig. Wir haben eine wunderbare Tochter und genießen unser gemeinsames Leben in vollen Zügen, ganz ohne Söldner und Botschafter. Wir haben alles, was man sich wünschen kann. Das ist uns wichtiger als ewiges Leben oder übernatürliche Stärke und Macht. Im Wunder des Lebens liegt der eigentliche Zauber. Dass ich lebe, atme, fühle und liebe, ist reine Magie.
    »Ich bin so klein, ich könnte mein Zimmer doch teilen«, meint Gemma.
    »Du bist nicht klein.« Ariel zwickt sie in die Ferse. »Du bist das größte Mädchen der Straße.«
    Gemma lächelt schläfrig. »Ja. Stimmt. Und ich werde bestimmt das größte Mädchen der ganzen Stadt, wenn ich erwachsen bin. Dann werde ich Malerin wie Mama, aber ich male nur Tiere. Am liebsten Pferde.«
    »Das ist eine ausgezeichnete Idee.« Ariel lächelt Gemma liebevoll an. Die Liebe in ihrem Gesicht macht sie noch schöner. Sie wendet den Kopf und sieht mich mit dem gleichen liebevollen Ausdruck an. Ich schmelze wie immer dahin. Ich bin der glücklichste Mensch, egal welcher Welt. Meine Seele wurde gerettet, ich bin nur knapp der Hölle entronnen und mit einer Liebe gesegnet, die mächtiger ist als Tod und Teufel, als Zeit und Raum oder sonstige physikalische Gesetze.
    »Ich liebe dich«, flüstere ich.
    Sie lächelt.
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