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Romeo für immer, Band 02

Romeo für immer, Band 02

Titel: Romeo für immer, Band 02
Autoren: S Jay
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Entschlossenheit an.
    Sie ist also gekommen, um sich an meinem Unglück zu weiden. Ich dachte, die Botschafter wären über solch billige Freuden erhaben, aber sie ist eindeutig eine von ihnen. Eine von den Goldenen. Ihre Aura strahlt heller als die Morgensonne, und ich muss blinzeln, als sie durch den Raum geht und neben mir in die Hocke geht.
    »Nun, Romeo, wie gefällt dir der Ruhestand?«
    Ich kneife die Augen zusammen und fauche sie böse an, indem ich meine schwarze Zunge gegen die wenigen verbliebenen Zahnstummel presse.
    Sie lacht nur leise und gibt mir damit zu verstehen, was für ein kleines, dummes Scheusal ich doch bin. »So gut also?« Sie nickt. »Das habe ich mir gedacht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du das im Sinn hattest, als du meine Julia zu ewigem Leben auf der Erde verführen wolltest.«
    Sie ist es, Julias Amme. Eigentlich müsste ich mich vor ihr fürchten, doch was kann sie mir jetzt noch antun? Ich bin bereits so tief gesunken, dass sogar die Fliegen verweigern, ihre Eier in meinem Fleisch abzulegen.
    »Ich bin gekommen, um dir einen Ausweg anzubieten.«
    Einen Ausweg! Ich habe mir nicht gestattet, überhaupt daran zu denken. Es gibt keinen Ausweg. Das hier ist mein Ende. Es ist die unvermeidliche Grube am Ende des letzten Weges.
    Aber vielleicht …
    »Warum?«, frage ich mit rauer Stimme. Ich traue den Botschaftern ebenso wenig wie ihren dunklen Entsprechungen, den Söldnern. Botschafter und Söldner sind sich in vielerlei Hinsicht ähnlich. Beide versuchen, Menschen für ihre Sache zu gewinnen, indem sie ihre Schwäche ausnutzen. Beide Kreaturen nutzen die Lebensenergie der Bekehrten, die diese durch ihre Taten – gut oder böse – gewinnen, um sich ewiges Leben in ihren Gefilden zu sichern. Söldner und Botschafter gehörten einst demselben Zirkel an, bevor sie sich auf verschiedene Seiten schlugen und durch den Zauber getrennt wurden.
    Dieser vermeintliche »Ausweg« könnte sich also durchaus als ein »Zugang« zu wesentlich größeren Unannehmlichkeiten entpuppen.
    »Die Söldner stehlen uns seit Jahrhunderten unsere Bekehrten.« Julias Amme zieht mir die Decke weg. »Einige meiner Freunde sind anderer Meinung, aber ich sehe nicht ein, warum wir nicht das Gleiche tun sollten. Ein Frontenwechsel erzeugt große Macht, und die brauchen wir jetzt, nachdem so viele von unseren Hohen gefallen sind.«
    Sie sind nicht gefallen, sie wurden ermordet. Sie wurden von den Söldnern abgeschlachtet. Söldner kämpfen mit unsauberen Mitteln. Sie töten, um das zu bekommen, was sie haben wollen, und sie werden erst damit aufhören, wenn ihr Feuer das allerletzte Licht ist, das am Ende der Welt brennt.
    »Könntest du dir vorstellen, einer von uns zu werden?«, fragt sie.
    Ich weiß relativ wenig über das Innenleben der Botschafter, aber ich kenne die Söldner. Und ich weiß, sie werden gewinnen. Die Botschafter sind schwach, ihnen sind die Hände gebunden, weil sie mit ihrer Magie nichts Böses tun dürfen. Zu den Botschaftern überzuwechseln wäre reiner Selbstmord.
    Ich lächle sie an und nicke eifrig. Ja, ich werde auf die andere Seite wechseln. Ja, ich werde den Botschaftern dienen. Ich werde dieses Elend eintauschen gegen Jahre der Bewusstlosigkeit im Nebel und lange Tage in Körpern, die fühlen können. Ich werde ihnen so lange dienen, wie sie es wünschen, und dann werde ich frei sein. Dann kann ich sterben, wie sie gestorben ist.
    Die Botschafter haben Julias Seele gehen lassen, statt sie ihrem Seelengeist auszuliefern. Nachdem sie ihre Aufgabe erfüllt hatte und ihren Schwur nicht ein weiteres Mal ablegen wollte, haben sie Julia eines natürlichen Todes sterben lassen. Das ist mehr, als ich mir erhoffen konnte.
    »Ausgezeichnet.« Sie legt eine Hand unter mein Kinn, als wäre ich keine abscheuliche Kreatur, sondern etwas Kostbares, das sie gerade noch aus dem Wasser gefischt hat, bevor die Strömung es davontragen konnte. »Aber du musst beweisen, dass es dir ernst ist, Romeo, und dass du dich unserer Sache voll und ganz widmest, sie über alles andere stellst. Wenn du das tust, komme ich und nehme dir den Schwur ab und mache dich zum Friedenswächter. Das ist ein sehr wichtiger Dienerposten bei uns. Wenn nicht, wird die Magie, die ich dir zuteilwerden lasse, versiegen, und du landest wieder hier in diesem Körper, ohne jegliche Hoffnung.«
    Ich nicke wieder, streife dabei mit dem Kinn ihre Hand und besudle ihre sauberen Finger mit den Spuren meiner Verwesung. Ich werde ihr treu
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