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Roman

Roman

Titel: Roman
Autoren: Katy Regan
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auf dem wenig reizvollen Titelblatt.
    Eine Mitgliedschaft im National Trust? Ich musste kurz den Atem anhalten. Wenn es mit zweiunddreißig eine Mitgliedschaft im National Trust war, was kam dann mit vierzig? Flachmänner für Sie und Ihn? Die Vicar-of-Dibley - DVD -Box? Herrje, ich war dabei, meinen Dad zu heiraten. (Wenn mein Dad die normale Art von Dad gewesen wäre, was er nicht ist.)
    »Und? Gefällt es dir?«, fragte er und rückte näher, während ich den Mitgliedsausweis in meiner zitternden Hand hielt. »Ich dachte, nach den Flitterwochen, wenn wir an den Wochenenden wieder mehr Zeit haben, könnten wir mit dem Herrensitz …«
    »Natürlich gefällt es mir!«, unterbrach ich ihn, und dann passierte etwas ganz, ganz Schreckliches. Ich fing an zu weinen. Ich fing an zu weinen und konnte nicht mehr aufhören.
    Martin sah mich erschrocken an.
    »Caro, meine Güte, was ist denn los?« Der Mitgliedsprospekt war jetzt nass von Tränen. »Bitte sag es mir. Was ist denn nicht in Ordnung, um Himmels willen?«
    Und es endete dort, an dem Ort, der unser Ehebett hätte werden sollen. Martin, der einzige Mann, den ich jemals wirklich gekannt hatte, der Mann, der mich seit mehr als zehn Jahren liebte, der darüber gesprochen hatte, dass er mit mir Kinder wollte, der mich im Arm gehalten hatte, während ich mich durch die Selbstbewusstseinskrisen der späten Zwanziger heulte, der sich mein Gejammer über meine Eltern und meine verrückte Familie angehört hatte, der das Beste und das Schlimmste von mir kannte – die hässliche Wahrheit über mich – und der mich doch mehr akzeptierte als jeder andere auf der Welt, lag neben mir, tröstete mich und streichelte über mein Haar.
    Und ich würde gleich sein großes Herz in eine Million Teile zerbrechen.

1
    Anfang Juni 2009
    Ich schätze, man kann sagen, dass sich die Dinge in meinem Leben neun Monate später kaum verbessert hatten, als meine siebzehnjährige Schwester an einem Sonntagnachmittag vor meiner Tür stand und ich betrunken und allein war.
    Und wenn ich betrunken sage, dann meine ich nicht herumtorkelnd-sturzbesoffen. Gott, nein! Das wäre ja peinlich gewesen. Es war mehr dieses Zwei-große-Gläser-Wein-Betrunken. Okay, vielleicht auch eine halbe Flasche, verschärft durch zwei Kippen und den kleinen Rest aus einer Flasche Prosecco. Ich würde sagen, wenn man nur den reinen Alkoholkonsum nimmt, dann hätte ich jemanden davon überzeugen können, dass ich nicht betrunken war. Wenn ich nicht geweint hätte. Oder wenn ich nicht mit besagter Flasche Prosecco in der Hand die Tür geöffnet hätte. Oder wenn ich nicht an einem Sonntag um vier Uhr nachmittags barfuß vor der Tür gestanden hätte, in einem Brautkleid und mit einer Tiara auf dem Kopf.
    Es hatte geregnet, stundenlang gegossen, aber gerade klarte es wieder auf, sodass der Himmel glühte und die Reihe weißer Reihenhäuser hinter Lexi und die Bäume im Battersea Park – die jetzt im Hochsommer wie Brokkoli-Köpfe aussahen – unwirklich erscheinen ließ, wie ein Bühnenbild.
    Sie hatte einen Rollkoffer mit lauter fuchsiafarbenen Lippen darauf dabei und trug eine goldene Leggins und ein silbernes Band, das sie sich auf griechische Art um die Stirn gewickelt hatte. In dem leuchtenden Licht fiel mir auf, wie hübsch sie geworden war, mit ihrem jungenhaften Kurzhaarschnitt und einem katzenhaften Lidstrich, eine moderne Version von Wonder Woman. Ich dagegen muss wie eine Kandidatin für die schlampigste Braut des Jahres ausgesehen haben.
    »Hi! Ich bin’s, Lexi.«
    Dachte sie, ich wäre dement? Dass ich daran erinnert werden musste, wer sie war, bevor man mich zu der Kirche zurückbrachte, um dort mit der Hochzeit fortzufahren, von der ich offensichtlich weggelaufen war?
    »Tut mir leid. Komme ich gerade ungelegen?«
    Ich wollte mich mit einer Hand am Türrahmen abstützen, verfehlte ihn aber, sodass ich nach vorn stolperte und einen merkwürdigen unabsichtlichen Tanz auf den Stufen vor der Haustür aufführte.
    »Äh … nein.«
    »Okay, es ist nur, weil du …« Mir war bewusst, dass ich schwankte, weil die Bäume sich bewegten, obwohl kein Wind wehte. »… aussiehst, als hättest du geweint. Und du trägst ein Brautkleid.« Ich schaute an mir herunter. Das war nicht gelogen. »Und eine Tiara. Und du hast eine leere Flasche Wein in der Hand.«
    »Das ist Prosecco.«
    Wenn man von der leeren Flasche Prosecco und der Tatsache absah, dass mein Haus nach Alkohol und Zigaretten stank und dass Pat Benatars Love is
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