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Roman

Roman

Titel: Roman
Autoren: Shari Low
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Minds von The Fine Young Cannibals getanzt hatte – die Flashdance-Nummer.
    Ich schaute auf meine Armbanduhr. »Okay, lasst uns gehen, sonst verpassen wir noch Harrys Fünfzehn-Minuten-Pause.«
    Harry war der Besitzer des örtlichen Pubs, den er in einem Anflug von grenzenloser Originalität Harry’s Bar genannt hatte. Es war unser Samstagsabendtreff, obwohl wir eigentlich noch zwei Jahre zu jung waren. Aber wer immer dieses Gesetz gemacht hatte, konnte ja nicht wissen, welch ausgefeilte Taktik wir uns ausgedacht hatten. Sobald Harry um sieben Uhr seine Pause machte und die Tür aus den Augen ließ, traten wir in Aktion. Mithilfe von sieben Schichten Maybelline Mascara (Lizzy), einem provozierenden Hüftschwung (Ginger) und einem gepolsterten BH (ich), flirteten wir uns an dem Türsteher vorbei und hielten uns unauffällig in der hintersten Ecke auf, wo uns selbst Harrys Adlerauge nicht entdecken konnte.
    Wie immer ging’s im Pub hoch her, aber mein Boyfriend-Radar war bereits auf Empfang gestellt, und ich brauchte nur wenige Sekunden um ihn zu lokalisieren. Da stand er, an einem Pfeiler in der Ecke, eine Flasche Grolsch in der Hand, mit einem Haircut-100-Pulli (New Wave war total in) und einer Gelsträhne, die so bretthart war, dass man im Notfall damit ein Loch ins Fenster schlagen konnte.
    Das ist mein Freund. Meiner! Ich kann es immer noch nicht glauben.
    Ich hätte geschworen, dass er eher auf Lizzy oder Ginger stand, aber nein, er hatte mich gefragt, ob ich mit ihm ausgehen wolle. Mit Ausgehen meine ich, dass er sich angeboten hat, mich nach Hause zu bringen und ich ihn an einer Bushaltestelle wie eine Wahnsinnige abgeknutscht habe, obwohl es so kalt war, dass mir dabei fast die Füße abgefroren wären. Seither bin ich superverknallt in ihn und packe jedes Mal ein Extrapaar Socken ein, wenn wir uns treffen. Er ist die Liebe meines Lebens. Die dritte, um genau zu sein, aber Nummer eins zählt nicht, weil ich damals erst zwölf war, und Nummer zwei zählt auch nicht, weil er mich sitzen gelassen hat, und ich ihn aus Gründen der Selbsterhaltung aus meiner Liste der romantischen Errungenschaften gelöscht habe.
    Ich stolzierte so cool wie möglich auf meinen Freund zu und sah, wie sich sein Gesicht bei meinem Anblick zu einem breiten Grinsen verzog. »Hey, Babe«, meinte er lässig, legte mir den Arm um die Schulter und beugte sich vor, um mich zu küssen.
    Ich ignorierte die Geräusche von Ginger hinter mir, die so tat, als müsste sie sich übergeben. Sie verabscheute öffentliche Liebesbekundungen fast noch mehr als Trigonometrie und Hart aber herzlich .
    Aber zurück zu dem Traumboy, der gerade seine Hand unter meinem T-Shirt meinen Rücken hinaufwandern ließ. Gary Collins. Pro: Neunzehn Jahre alt, der am süßesten aussehende Typ in der ganzen Stadt, spielt Gitarre, hat mir nach unserem dritten Date gesagt, dass er mich liebt. Contra: Ach, egal – Pro spricht für sich.
    Okay, wenn ich einen winzigen Makel in seinem Persönlichkeitsprofil hätte benennen müssen, dann … hätte ich zugeben müssen, dass er es mit der Wahrheit nicht ganz so genau zu nehmen schien. Erst in dieser Woche hatte er mir erzählt, dass er ein Casting für eine Band hatte, sich ein Auto kaufen und nach Weihnachten in eine eigene Wohnung ziehen wolle. Aber erstens war es völlig ausgeschlossen, dass er ein Casting bei einer Band hatte, weil er gerade mal vier Akkorde auf der Gitarre spielen konnte. Zweitens wusste ich, dass er bei der Führerscheinprüfung dreimal durchgefallen war (meine Tante Josie hatte nämlich mitgekriegt, dass seine letzte Prüfung in eine Katastrophe mündete, weil die verrückte Alte, die am Ende der Main Street wohnte, ihren Köter von der Leine gelassen hatte und der ihm genau vors Auto gelaufen war; der Hund lebte zwar noch, aber Gary hatte irgendwie eine Verkehrsinsel mitgenommen, und der Fahrprüfer war seither noch nicht wieder in einem Auto gesehen worden). Und drittens zog er auch nicht aus, weil er sich das a) nicht leisten konnte und b) genau wusste, dass das ziemlich blöd gewesen wäre, solange seine Mum und seine drei Schwestern ihm zu Hause den Dreck wegmachten.
    Ach, und ich wusste, dass er mir nur gesagt hatte, dass er mich liebte, weil er auf emotionale Dramen stand. Und – wie Ginger es immer so nett formulierte – er war scharf drauf, in mein Höschen zu kommen. Bisher hatte das die Kombination aus meinem eisernen Willen und dem engen Gummibund meiner Höschen verhindern können. Ich
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