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Rom - Band II

Rom - Band II

Titel: Rom - Band II
Autoren: Emil Zola , A. Berger
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seinen Stolz darein, dem künftigen Papst die unbesiegbare Waffe, das Leben spendende Geld, zu hinterlassen.
    »Aber worin bestehen eigentlich die Einnahmen und worin die Ausgaben des Heiligen Stuhles?« fragte Pierre.
    Monsignore Nani beeilte sich, seine liebenswürdige, ausweichende Geberde zu wiederholen.
    »O, in diesen Dingen bin ich von einer Unwissenheit ... Wenden Sie sich an Herrn Hubert, er ist ja so gut unterrichtet.«
    »Mein Gott,« meinte dieser, »ich weiß, was alle Welt in den Botschaften weiß, was einer dem andern sagt. Bezüglich der Einnahmen muß man nun Unterschiede machen. Zuerst war der Schatz da, den Pius IX. hinterlassen hatte, etwa zwanzig, auf verschiedene Weise untergebrachte Millionen, die beiläufig eine Rente von einer Million eintragen. Aber, wie ich Ihnen bereits sagte, ist ein Unglück dazugekommen; man behauptet, daß es jetzt beinahe wieder gut gemacht worden ist. Dann, außer den festen Einkünften des angelegten Kapitals, kommen noch ein paar hunderttausend Franken hinzu, die in guten wie in schlechten Jahren die Kanzleirechte aller Arten, die Adelstitel und die tausend kleinen Steuern, die man den Kongregationen zahlt, liefern. Da jedoch das Ausgabenbudget sieben Millionen übersteigt, so begreifen Sie wohl, daß man jedes Jahr sechs schaffen mußte; ganz entschieden lieferte sie der Peterspfennig – vielleicht nicht alle, wohl aber drei oder vier, mit denen man spekulirte, um sie zu verdoppeln und auszukommen. Es würde zu lang dauern, Ihnen diese Geschichte der Spekulationen des Heiligen Stuhles seit etwa fünfzehn Jahren zu erzählen. Anfangs gab es ungeheure Gewinnste, dann kam die Katastrophe, die beinahe alles mitgerissen hätte, und zuletzt die Beharrlichkeit in den Geschäften, die die Löcher nach und nach verstopfte. Wenn Sie neugierig sind, sie kennen zu lernen, so werde ich sie Ihnen eines Tages erzählen.«
    Pierre hörte mit großem Interesse zu.
    »Sechs Millionen,« rief er, »oder auch vier! Was bringt also der Peterspfennig ein?«
    »Ich sagte Ihnen doch schon, das hat nie jemand genau erfahren. Einst veröffentlichten die katholischen Zeitungen die Listen und Ziffern der Opfergaben; man konnte dadurch zu einer gewissen Abschätzung gelangen. Aber zweifellos hat man dies nicht für gut befunden, denn nun erscheint kein Dokument darüber, und es ist radikal unmöglich geworden, sich auch nur eine Idee über das, was der Papst erhält, zu bilden. Ich wiederhole Ihnen, er allein kennt den Totalbetrag; er allein bewahrt das Geld und verfügt als unumschränkter Herr darüber. Man kann annehmen, daß die Spenden in guten Jahren vier bis fünf Millionen getragen haben. Frankreich lieferte früher die Hälfte dieser Summe; aber jetzt schickt es sicherlich weniger. Amerika gibt gleichfalls sehr viel. Dann kommen Belgien und Oesterreich, England und Deutschland. Was Spanien und Italien betrifft ... Ach, Italien!«
    Er lächelte, indem er Monsignore Nani anblickte. Dieser wiegte fromm den Kopf mit der Miene eines Mannes, der hocherfreut ist, seltsame Dinge zu erfahren, von denen er niemals auch nur eine Ahnung hatte.
    »Weiter, weiter, mein lieber Sohn.«
    »Ach, Italien zeichnet sich gar nicht aus. Wenn der Papst nur von den Geschenken der italienischen Katholiken leben müßte, würde im Vatikan bald Hungersnot herrschen. Man kann sogar sagen, daß der römische Adel, weit davon entfernt, ihm zu Hilfe zu kommen, ihm sehr viel gekostet hat; denn eine Hauptursache seiner Verluste bestand darin, daß er den spekulirenden Fürsten Geld lieh. In Wirklichkeit sind es nur Frankreich und England, von wo reiche Private und Grandseigneurs dem Papste, dem Gefangenen, dem Märtyrer, königliche Gaben senden. Man führt einen englischen Herzog an, der jedes Jahr infolge eines Gelübdes eine beträchtliche Opfergabe brachte, um vom Himmel die Heilung eines unglücklichen, blöde gewordenen Sohnes zu erlangen. Ich rede gar nicht von der außerordentlichen Ernte des Priester- und Bischofsjubiläums, von den vierzig Millionen, die damals zu den Füßen des Papstes niederströmten.«
    »Und die Ausgaben?« fragte Pierre.
    »Ich habe es Ihnen doch schon gesagt, sie belaufen sich auf beiläufig sieben Millionen. Zwei Millionen kann man für die Gnadengehälter rechnen, die ehemaligen Dienern der päpstlichen Regierung, die sich weigerten, Italien zu dienen, gezahlt werden; es muß jedoch hinzugefügt werden, daß dieser Betrag jedes Jahr infolge natürlicher Verminderung abnimmt ...
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