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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine
Autoren: Terry Pratchett
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Gehalten wurden sie von einem hinter die Oh-
    ren gehakten Drahtgestel .
    »Es ist eine Harfe.«
    »Du spielst so was?«
    »Ja.«
    »Du vielleicht ein Druide bist?«
    »Nein!«
    Es wurde still, als der Troll seine Gedanken ordnete.
    »In dem Nachthemd du aussehen wie ein Druide«, knirschte er nach
    einer Weile.

    Der Zwerg saß auf der anderen Seite von Imp und kicherte nun.
    Trolle mochten auch Druiden nicht. Wenn jemand einen großen Teil
    seines Lebens damit verbrachte, an einem Ort zu verharren und wie ein
    Felsen auszusehen, dann gefiel es ihm ganz und gar nicht, wenn jemand
    anders kam, ihn Dutzende von Kilometern weit fortschleppte, um ihn
    dann bis zu den Knien einzugraben und so einem Steinkreis hinzuzufü-
    gen.
    »Sollche Klleidung tragen alllle Lleute in Llamedos«, sagte Imp. »Ich
    bin ein Barde, kein Druide! Ich hasse Steine!«
    »Oh-oh«, kommentierte der Zwerg leise.
    Der Troll musterte Imp von Kopf bis Fuß, langsam und stumm. »Du
    noch nicht lange in dieser Stadt?« fragte er dann, ohne den Klang seiner
    Stimme zu verändern.
    »Bin gerade eingetroffen«, entgegnete Imp. Ich schaffe es nicht mal bis
    zur Tür, dachte er. Ich ende hier al s ein Haufen Brei.
    »Jetzt ich dir gebe einen Rat über was du wissen solltest besser. Er sein
    völ ig umsonst und gratis noch dazu. Hier in dieser Stadt dumme Men-
    schen sagen ›Stein‹ und ›Fels‹ wenn sie meinen Trol . Schlimme Worte.
    Wer sie benutzt erwarten darf daß suchen muß eigenen Kopf. Das be-
    sonders gilt für Leute die aussehen ein wenig wie Elfen. Diesen Rat ich
    gebe dir kostenlos – du brauchst nichts dafür zu bezahlen weil du bist
    ein Barde und Musiker wie ich.«
    »Oh! Ja! Danke!« stieß Imp erleichtert hervor.
    Er nahm die Harfe und spielte einige Akkorde. Das schien die Stim-
    mung ein wenig zu heben, denn es war al gemein bekannt, daß Elfen
    nicht musizierten.
    »Lias Blaustein«, sagte der Troll und streckte etwas Großes mit Fingern
    daran aus.
    »Imp y Cel yn«, erwiderte Imp. »Ich habe garantiert nicht mit Lleuten
    zu tun, die Fel sen hin und her schlleppen!«
    Eine kleinere, knubbelige Hand näherte sich Imp aus der anderen
    Richtung. Der Llamedosianer sah an dem zugehörigen Arm entlang und
    blickte in das Gesicht des Zwergs. Er war klein, selbst nach den Maßstä-
    ben seines Volkes. Auf seinen Knien ruhte ein großes Horn aus Bronze.

    »Glod Glodson«, stellte sich der Zwerg vor. »Spielst du nur die Harfe?«
    »Mir ist all les mit Saiten recht«, sagte Imp. »Aber die Harfe gillt als die Königin der Musikinstrumente.«
    »Ich blase alles«, meinte Glod.
    »Im Ernst?« Imp suchte nach höflichen Worten. »Dann bist du sicher
    sehr beiliebt.«
    Der Troll hob einen großen Ledersack.
    » Das hier ich spiele«, verkündete er. Einige große Steine fielen auf den Boden. Lias nahm einen und schnipste ihn mit dem Finger an. Ein kurzes Bamm erklang.
    »Musik aus Steinen?« fragte Imp erstaunt. »Wie nennt ihr sie?«
    »Wir sie nennen Ggroohauga «, sagte Lias. »Das bedeutet ›Musik aus Steinen‹.«
    Die Felsbrocken waren unterschiedlich groß und sorgfältig gestimmt:
    Hier und dort waren kleine Stücke herausgemeißelt worden.
    »Darf ich?« fragte Imp.
    »Natürlich.«
    Der Barde wählte einen nicht ganz so großen Stein und klopfte mit
    dem Fingerknöchel daran. Das Ergebnis war ein Bopp. Bei einem noch kleineren Exemplar machte es Bing.
    »Wie verwendest du sie?«
    »Ich sie schlage aneinander.«
    »Und dann?«
    »Und dann was?«
    »Was geschieht, nachdem du die Steine aneinandergeschllagen hast?«
    »Dann ich sie schlage noch einmal aneinander«, sagte Lias. Kein Zwei-
    fel, er war von Natur aus Schlagzeuger.
    Die Tür des Büros öffnete sich, und ein Mann mit spitzer Nase spähte
    ins Wartezimmer.
    »Gehört ihr zusammen?« fragte er scharf.

    Die Legende stimmte: Es gab tatsächlich einen Fluß, der Vergessen
    brachte, wenn man auch nur einen Tropfen von seinem Wasser trank.
    Viele Leute glaubten, daß es der Fluß Ankh war, dessen Wasser nicht
    nur getrunken, sondern auch geschnitten und gekaut werden kann. Ein
    Schluck Ankh-Wasser würde vermutlich dafür sorgen, daß der Trinkende
    sein Gedächtnis verliert. Er müßte zumindest damit rechnen, daß Dinge
    passieren, an die er sich später nicht erinnern möchte.
    Wie dem auch sei: Der legendäre Fluß existierte wirklich. Allerdings
    hat die Sache einen Haken. Niemand weiß, wo der Fluß der Vergessens
    fließt – wer ihn findet, hat stets großen
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