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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine
Autoren: Terry Pratchett
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Durst.
    Tod wandte seine Aufmerksamkeit anderen Dingen zu.

    »Fünfundsiebzig Dollllar?« entfuhr es Imp. »Nur fürs Musizieren?«
    »Fünfundzwanzig Dol ar Einschreibegebühr, zwanzig Prozent soforti-
    ge Gebühren sowie fünfzehn Dollar freiwilliger obligatorischer Beitrag
    für den Rentenfonds«, erklärte Herr Clete, Sekretär der Gilde.
    »Aber soviel Gel d haben wir nicht!«
    Der Mann zuckte mit den Achseln, was bedeutete: Es gab viele Pro-
    bleme auf der Welt, aber dies hier betraf ihn nicht persönlich.
    »Viel l eicht können wir bezahllen, wenn wir etwas verdient haben«,
    sagte Imp hoffnungsvol . »Wenn du uns eine vorlläufige Llizenz gibst,
    für ein oder zwei Wochen…«
    »Ich kann nicht erlauben, daß ihr musiziert, ohne Mitglieder der Gilde
    zu sein«, erwiderte Herr Clete.
    »Aber wir können keine Gildenmitglieder werden, ohne zuvor musi-
    ziert zu haben«, warf Glod ein.
    »Stimmt«, bestätigte Herr Clete fröhlich. »Hätt-hätt-hätt.«
    Es war ein seltsames Lachen, völlig freudlos und irgendwie vogelartig.
    Es paßte zu dem Mann, von dem es stammte: Eine solche Person kam
    heraus, wenn man fossiles Gen-Material von etwas in Bernstein einge-
    schlossenem gewann und ihm dann einen Anzug gab.
    Lord Vetinari hatte die Entstehung und Entwicklung der Gilden ge-
    fördert. Sie waren die größten Zahnräder des gut regulierten Mechanis-

    mus, durch den die Stadt funktionierte. Ein Tropfen Öl hier, eine zusätz-
    liche Speiche dort… Im großen und ganzen klappte al es.
    Solch ein sozialer Apparat brachte Leute wie Herrn Clete hervor, so
    wie ein Misthaufen Würmer hervorbringt. Nach den üblichen Maßstäben
    konnte man Herrn Clete nicht als bösen Mann bezeichnen. Aus dieser
    sachlichen Perspektive betrachtet, ist auch die pestbringende Ratte kein
    böses Tier.
    Herr Clete arbeitete hart zum Wohle seiner Mitmenschen. Dieser Auf-
    gabe widmete er sein ganzes Leben. Es gibt viele Dinge auf der Welt, die
    erledigt werden müssen, die aber kaum jemand erledigen möchte. Des-
    halb waren die Leute froh, wenn sich jemand wie Herr Clete darum
    kümmerte. Er schrieb Protokol e. Er hielt die Mitgliederkartei immer auf
    dem neuesten Stand. Er führte Akten. Er organisierte.
    Er hatte hart für die Diebesgilde gearbeitet, obgleich er gar kein Dieb
    war, zumindest nicht im üblichen Sinn. Dann wurde ein interessanter
    Posten bei der Narrengilde frei, und Herr Clete war auch kein Narr.
    Schließlich bekam er die Möglichkeit, Sekretär der Musikergilde zu wer-
    den.
    Eigentlich hätte er dafür Musiker sein müssen, was er zum Anlaß
    nahm, sich Kamm und Papier zu kaufen. Bis zu diesem Zeitpunkt war
    die Gilde von Musikern geleitet worden: Die Mitgliederkartei konnte
    kaum inaktueller sein; in letzter Zeit hatte niemand Beiträge gezahlt; da
    die Organisation mit mehreren tausend Ankh-Morpork-Dollar beim
    Trol Chrysopras verschuldet war, der Wucherzinsen verlangte, mußte
    Herr Clete nicht einmal vorspielen…
    Als Herr Clete den ersten vernachlässigten Aktenordner öffnete, regte
    sich in ihm ein wundervol es Gefühl. Seit damals hatte er nicht einmal
    zurückgeblickt, immer nur nach unten auf den Schreibtisch gesehen. Die
    Musikergilde verfügte nicht nur über einen Vorsitzenden und einen Vor-
    stand, sondern auch über Herrn Clete, der das Protokoll führte und ge-
    währleistete, daß alles glatt lief, während er zufrieden vor sich hin lächel-te. Es ist eine ebenso seltsame wie unumstößliche Tatsache: Wenn Men-
    schen das Joch der Tyrannei abstreifen, um sich selbst zu regieren, er-
    scheint Herr Clete wie ein Pilz nach dem Regen.

    Hätt-hätt-hätt. So lachte Herr Clete. Und sein Lachen war umgekehrt
    proportional zum Witz der Situation.
    »Das ergibt doch keinen Sinn!«
    »Willkommen in der wundervollen Welt der Gildenwirtschaft«, sagte
    Herr Clete. »Hätt-hätt-hätt.«
    »Was passiert, wenn wir musizieren, ohne Gilldenmitgllieder zu sein?«
    fragte Imp. »Werden dann unsere Instrumente beschllagnahmt?«
    »Damit fängt’s an«, erwiderte Herr Clete. »Anschließend bekommt ihr
    sie zurück, in gewisser Weise. Hätt-hätt-hätt. Übrigens: Du bist nicht
    zufällig ein Elf, oder?«

    »Fünfundsiebzig Dollllar sind kriminellll «, sagte Imp, als sie durch die abendlichen Straßen von Ankh-Morpork wanderten.
    »Schlimmer als kriminell«, meinte Glod. »Die Diebesgilde verlangt nur
    einen Anteil, wie ich hörte.«
    »Und dafür man alles kriegt zum Beispiel Mitgliedschaft und Rente«,
    grol
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