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Rolf Torring 121 - Der Rätsel-Gott

Rolf Torring 121 - Der Rätsel-Gott

Titel: Rolf Torring 121 - Der Rätsel-Gott
Autoren: Hans Warren
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stand ein Korb mit einem reichlichen und vorzüglichen Frühstück, das wir uns schmecken ließen. Dann legten wir uns nieder, um ein wenig zu schlafen. Ich muß sehr schnell eingeschlafen sein.  
      Ich erwachte erst wieder, als Rolf mich anstieß und zu mir sagte:  
      „Wach auf, alter Faulpelz! Es ist Mittagszeit, das Essen steht bereit. Es gibt Huhn mit Curry-Reis."  
      Für einige Minuten beleuchtete er uns Essen, das man uns ins Gefängnis geschoben hatte. Rolf war so munter und lustig, daß ich vermutete, er müsse eine wichtige Entdeckung gemacht haben.  
      Da ein Lauscher in der Nähe sein konnte, wagte ich nicht, ihn danach zu fragen, auch nicht in unserer Muttersprache, denn ich wußte ganz genau, daß viele Chinesen etwas Deutsch sprechen und verstehen.  
      Später „morste" ich Rolf durch Klopfzeichen meine Frage auf den Arm. Er antwortete auf die gleiche Art:  
      „Wir werden genau überwacht. Man versteht auch, was wir reden. Ich habe mich schlafend gestellt und beobachtet, wie man uns das Essen bringt. Wenn wir wollen, können wir den Wächter abfangen; wahrscheinlich ist es der Chinese, der oben mit dem kleinen Hund in den Versammlungsraum stieg."  
      „Wann wollen wir ihn fangen?" fragte ich durch Morsezeichen zurück.  
      „Immer langsam!" antwortete Rolf. „Ich vermute, daß Kennt und Tuin Kolo nach uns suchen werden. Vielleicht kommen sie hierher."  
      „Ob sie den ,Eingang' finden, Rolf?"  
      „Vielleicht lockt der Chinese sie hier nach unten."  
      Da wir jetzt ausgeschlafen waren, warteten wir schweigend im Dunkeln auf die Dinge, die sich ereignen würden. Stunde um Stunde verging. Es mußte bald Abend sein. Rolf hatte sich so ans Gitter gesetzt, daß er den Essenbringer ergreifen konnte, wenn er das Gitter vermutlich noch ein Stück nach oben schob, um das Essen in unseren Raum zu schieben.  
      Als ein merkwürdiges Geräusch ertönte, knipste Rolf noch einmal seine Taschenlampe an. In ihrem trüben Schein sahen wir, daß außerhalb unseres Gefängnisses eine Holzwand vor das Gitter geschoben worden war. In den Nebenraum konnten wir dadurch nicht mehr sehen.  
      Was hatte man mit uns vor? Plötzlich überfiel mich wieder eine Müdigkeit, gegen die ich einfach nicht ankämpfen konnte. Ich wollte Rolf warnen, aber ich kam nicht mehr dazu, weil mir schon die Sinne schwanden. Man hatte also wieder ein Betäubungsgas in unseren Gefängnisraum geblasen.  
      Ich konnte nicht lange geschlafen haben. Als ich erwachte und die Augen öffnete, schloß ich sie sofort wieder, denn ich blickte in blendende Helle, die aus dem Nebenraum kam.  
      Allmählich gewöhnte ich mich an die Lichtfülle. In Haltern steckten da drüben unzählige Fackeln. Um den Sockel in der Mitte des Raumes waren Teppiche gebreitet. Als ich meine Augen gerade auf die Steinerhöhung richtete, verschwand sie, von unsichtbarer Hand gelenkt, in die Tiefe. Rolf schaute ebenso gespannt wie ich auf das, was sich im Nebenraum ereignete, ohne daß ein Mensch zu sehen war. Alles ging lautlos und sehr geheimnisvoll vor sich. Man konnte wirklich an das Vorhandensein von Geistern glauben.  
      Plötzlich begann eine hohe Götterfigur aus dem Erdboden herauszuwachsen. Sie war mindestens zwei Meter hoch, aus Marmor gehauen und mit Gold und Edelsteinen verziert, sicher ein Kunstwerk von hohem Werte. Das Gesicht der Göttin, denn um eine solche handelte es sich, war von überirdischer Reinheit und Schönheit.  
      Sollte die Göttin der gesuchte „Rätselgott" sein? Ich mußte an Fräulein Hunter denken, die in dem fernen Tale lange Zeit als weiße Göttin verehrt worden war. Bestand da ein Zusammenhang? Die Gesichtszüge der Göttin trugen keinen asiatischen Ausdruck, sondern ganz deutlich die Merkmale einer weißen Frau.  
      Ohne daß wir bemerkt hatten, woher er kam, war der alte Chinese erschienen. Er kniete vor dem Götterbild nieder und rührte sich kaum, so versunken in Andacht war er.  
      Auch wir verhielten uns ruhig und warteten ab, was weiter geschehen würde.  
      Da — ich glaubte zunächst, mich zu täuschen — versank das Gitter, das unser Gefängnis von dem Nebenraum abschloss, langsam in die Tiefe. Wir hätten sofort in den Nebenraum treten können, blieben aber zunächst, wo wir waren.  
      Die Minuten vergingen. Der Chinese kniete noch immer fast unbeweglich vor der weißen Göttin. Da erhoben wir uns und betraten den Raum mit dem Götterbild. Als wir an den
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