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Rolf Torring 120 - Der grüne Käfer

Rolf Torring 120 - Der grüne Käfer

Titel: Rolf Torring 120 - Der grüne Käfer
Autoren: Hans Warren
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fragte, um was für eine Art von Sekte es sich handele und welche Ziele sie verfolge. Das konnte mir der Mann auch nicht sagen. Er wußte nur, daß irgendwo in einem der Tempel der Sekte eine weiße Göttin wohne, die höchste Verehrung genösse.  
      Die Erzählung des Mannes veranlasste mich, einstweilen von meinem Vorhaben, weiter den Strom hinaufzufahren. Abstand zu nehmen. Ich kehrte nach Tschung-king zurück, wo der Gerettete sofort die Bahn nach Schanghai bestieg.  
      Beim zweiten Versuch, den Jangtsekiang hinaufzufahren, den ich nach einer geraumen Zeit unternahm, kam ich nicht weit. Die Chinesen, speziell die Anhänger der Sekte des 'grünen Käfers', mußten doch etwas bemerkt haben und hatten ein Stück vor den Stromschnellen schon den Fluß mit ihren plumpen Booten regelrecht verbarrikadiert, als ich an eine bestimmte Stelle kam.  
      Da verging mir vorläufig die Lust, ich kehrte nach Schanghai zurück und wandte mich zunächst anderen Problemen rein botanischen Charakters zu. Zwei Tage blieb ich in Schanghai, bis ein Dampfer nach den USA ging. In diesen zwei Tagen wurde ich dreimal von Anhängern des ,grünen Käfers' belästigt."  
      Professor Kennt schwieg. Nach einer Weile fragte Rolf:  
      „Ist der Ring noch in Ihrem Besitz?"  
      „Ja!" kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen; der Professor griff in seine Jackentasche, holte ihn hervor und reichte ihn Rolf mit den Worten: "Hier ist er"  
      Da geschah etwas völlig Unerwartetes, das ich mir im ersten Augenblick überhaupt nicht erklären konnte. Ein Schatten — anders kann man die Erscheinung gar nicht bezeichnen - huschte über das Deck, ganz dicht an uns vorbei. Der Schatten machte einen Hechtsprung über die Reling und schlug klatschend auf dem Wasser auf, wo er versank.  
      Der Ring war — fort. Gerade in der Teilsekunde, in der Rolf zugreifen wollte, hatte der Chinese, denn das war der Schatten, ihn der Hand des Professors entrissen und war ins Meer geflüchtet.  
      Einen Augenblick waren wir alle drei so sprachlos, daß wir in unseren Korbsesseln sitzen blieben. Dann sprangen wir fast gleichzeitig auf und stürmten an die Reling.  
      „Mann über Bord" rief ich zur Brücke hinauf, auf der Kapitän Hoffmann stand.  
      Während Hoffmann sofort Stoppbefehl in den Maschinenraum gab, suchten wir die Wasseroberfläche ab. Der Chinese tauchte nirgendwo auf. War er untergegangen? Hatte er sich geopfert, sein Leben in die Schanze geschlagen für seine Sekte, für seinen Glauben, nur damit der Professor nicht im Besitz des Ringes blieb?  
      Mir war alles sehr rätselhaft und sogar ein bißchen unheimlich, obwohl wir im Laufe unserer Fahrten durch alle Erdteile bestimmt viel kennen gelernt hatten, das mit reinen Verstandeskräften nicht zu erfassen ist.  
      „Wie ist der Chinese an Bord gekommen?" fragte Professor Kennt Kapitän Hoffmann, der sofort zu uns geeilt war.  
      Hoffmann zuckte die Schultern. Rolf und ich konnten es auch nicht sagen.  
      „Und wo hat sich der Mann verstecken können?" fragte Kennt weiter.  
      „Die einzige Erklärung ist die," antwortete Rolf, „daß er einen kleinen Raum entdeckt hat, den wir uns die 'Geheimkabine' zu nennen angewöhnt haben."  
      Wir blickten noch eine ganze Zeitlang aufs Wasser. Der Chinese tauchte nicht auf. Uns weiter aufzuhalten, hatte wenig Zweck. Wenn der Chinese wirklich ertrunken war, konnten wir ihn hier auch nicht retten. So sagte Rolf zu Kapitän Hoffmann:  
      „Fahren Sie weiter"  
      Vier Tage waren wir auf der Jacht unterwegs, ohne daß sich ein Zwischenfall ereignete. Wir hatten Schanghai angelaufen, wo wir uns aber nur ein paar Stunden aufhielten. Dann hatte die Flussfahrt begonnen. Nanking, Hankau, Schaschi und schließlich I-tschang berührten wir, ohne eine Pause einzulegen.  
      An einzelnen Stellen begannen sich bereits die Kalksteinfelsen bis dicht ans Ufer und sogar in den Fluß hineinzuschieben. Bald erhoben sich einzelne Felsblöcke mitten im Fluß und erzeugten Stromschnellen, die das Wasser mit einer Geschwindigkeit von vier bis neun Seemeilen in der Stunde — je nach Jahreszeit und Wasserstand, der wieder von der Trocken- beziehungsweise Regenperiode abhängig ist — dahin schießen ließen.  
     
     
     
      2. Kapitel  
      Auf dem Jangtsekiang  
     
      Wir hatten I-tschang am frühen Morgen verlassen und wollten die Hauptstromschnellen noch am gleichen Tage erreichen.  
      Wenn die Dunkelheit
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