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Rolf Torring 104 - Zum Tode verurteilt

Rolf Torring 104 - Zum Tode verurteilt

Titel: Rolf Torring 104 - Zum Tode verurteilt
Autoren: Hans Warren
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beleuchtete, zogen wir uns ein Stück tiefer ins Buschwerk zurück und beobachteten den See und den Mond.  
      „Noch zwei Minuten!" flüsterte Rolf. „Wir rudern rechts um die Insel herum. Vielleicht bemerken uns die Krokodile gar nicht."  
      „Vielleicht können wir die Alligatoren mit den Luftpistolen, die keinen Knall von sich geben, vorübergehend unschädlich machen."  
      „Besser ist es, wenn wir ihnen gar nicht begegnen, Hans. Schnell ins Boot! Der Mond verkriecht sich schon."  
      Nach wenigen Minuten saßen wir im Boot und fuhren los. Die Krokodile konnten wir in der Dunkelheit nicht sehen und versuchten, möglichst schnell aus ihrer Nähe zu kommen. Pongo ruderte so leise, daß man am Ufer kaum das Eintauchen des Paddels und das Herabfallen der Wassertropfen vom Paddel, wenn es aus dem Wasser gezogen wurde, hören konnte. Bald hatten wir die Nordseite der Insel erreicht, die mit dichtem Gebüsch bewachsen war.  
      Langsam trieb Pongo das leichte Boot dem Ufer zu, das wir ohne Zwischenfall erreichten.  
      Rolf und ich hatten die Luftpistolen gezogen, um sie bei einem unerwartet plötzlichen Angriff sofort zu gebrauchen. Pongo war, geschmeidig wie eine Katze, dem Boote entstiegen und blickte sich lauschend nach allen Seiten um. Er wollte uns gerade einen Wink geben, als ein Ereignis eintrat, das keiner erwartet hatte.  
      Mein Freund und ich waren im Boot aufgestanden, um es zu verlassen, als das Kanu von einer Breitseite aus gehoben wurde und umkippte. Wir fielen ins Wasser. Mein erster Gedanke war: die Krokodile! Vielleicht wären wir verloren gewesen, wenn uns nicht Pongo sofort zu Hilfe geeilt wäre. Ich fühlte Schlamm unter den Füßen, so daß es nicht leicht war, das feste Ufer sofort zu ersteigen.  
      Meine letzte Hoffnung war Pongo, dem ich die Hände entgegenstreckte. Er bekam sie zu fassen und zog erst mich, dann Rolf mit kräftigem Ruck ans Ufer, gerade in dem Augenblick, als hinter mir der Krokodilrachen zuschnappte.  
      Zwei Sprünge brachten uns in Sicherheit. Aufatmend schauten wir uns zum Wasser um, aus dem die Köpfe dreier Krokodile aufragten.  
      Dankbar drückte ich Pongo die Hand. Kurz darauf bemerkte ich mit Schrecken, daß ich meine Luftpistole im Wasser verloren hatte.  
      „Meine Luftpistole ist fort, Rolf!" rief ich fast zu laut und blickte auf Rolf, der die seine auch nicht mehr in der Hand hatte.  
      „Schade, Hans, ich habe meine auch verloren. Ich glaube kaum, daß wir sie in dem Sumpfboden wiederfinden werden. Aber wir haben ja noch die anderen Pistolen. Gut, daß wir die Gewehre zurückgelassen haben!"  
      „Massers, Pongo später nach Pistolen suchen, wenn Tag ist und Krokodile fort sind," tröstete uns der schwarze Riese.  
      „Es wird keinen Zweck haben, Pongo, der Boden ist zu schlammig. Hoffentlich hat man uns auf der Insel nicht gehört, sonst haben wir vielleicht von dort gleich mit einem Angriff zu rechnen."  
      „Meinst du die Tiger, Rolf? Ich glaube nicht, daß sie kommen werden. Kommissar Rollow erzählte uns ja, daß sie im Vorhof eingesperrt sind."  
      „Das will wenig besagen, Hans. Labuta kann sie, wenn er unsere heimliche Landung bemerkt, auf uns hetzen. Wir müssen uns dabei auf Pongo verlassen, der rechtzeitig merken wird, wenn sie sich nähern sollten. Dann müssen wir schnell auf einen Baum klettern, da wir nicht ins Boot zurückkönnen."  
      „Massers, Pongo keine Tiger bemerken. Aber viele Schlangen auf Insel. Pongo eben Giftschlange getötet."  
      Wir hatten gesehen, daß sich Pongo an einem Busch zu schaffen gemacht hatte. Unwillkürlich überlief mich ein leises Grauen, als ich Pongos ruhigen Bericht hörte. Die Krokodile, die Tiger, und nun noch die Schlangen — und wir mußten durch das Buschwerk hindurch, ohne in der Dunkelheit etwas erkennen zu können.  
      „Massers, gut sein, wenn warten, bis Mond wieder scheint," sagte Pongo leise, der ebenfalls zögerte, jetzt vorzudringen. „Wenn Mond da ist, Pongo gut sehen."  
      Wir warteten und schauten auf die Krokodile, die keine Anstalten machten, wieder im See zu verschwinden. Ob unser leichtes Boot noch heil war? Oder war es durch die Krokodile leckgeschlagen worden?  
      Nach einer Viertelstunde kroch der Mond wieder hinter den Wolken hervor. Pongo untersuchte vorsichtig das Gebüsch. Plötzlich pfiff er ganz leise. Wir traten zu ihm hin. Unser schwarzer Freund wies auf einen schmalen Pfad, der ins Innere der Insel führte.
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