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Rolf Torring 082 - Die Tempel-Tänzerin

Rolf Torring 082 - Die Tempel-Tänzerin

Titel: Rolf Torring 082 - Die Tempel-Tänzerin
Autoren: Hans Warren
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Miene erraten haben mußte:  
      „Nicht schießen, Hans! Zu unsicher! Ich hatte auch schon daran gedacht."  
      Die Königskobra stieß vor, direkt gegen Rolfs Gesicht. Unwillkürlich brach ich in einen Schreckensruf aus. Da wurde der Schlangenkopf mit einem Ruck zurück gerissen. Ich wollte aufspringen, ich dachte, unerwartet sei uns von irgendwoher Hilfe gekommen. In dem Augenblick wurden unsere Arme von beiden Seiten gepackt. Die Hand wurde mir herumgedreht. Die Pistole fiel heraus.  
      Ehe ich Zeit zur Gegenwehr gefunden hatte, waren meine Hände auf dem Rücken zusammengeschnürt. Gleichzeitig senkte sich der Steinblock tiefer. Ich sah nur noch flüchtig, daß über uns in der Öffnung des Hallenbodens der Kopf der Tänzerin erschien, die uns nachblickte. Ihre großen, dunklen Augen blitzten durch den Schleier hindurch. Neben ihr erschien der Kopf der Königskobra. Die gespaltene Zunge der Schlange züngelte dicht neben dem Kopf der Tänzerin.  
      Von kräftigen Fäusten wurde ich zur Seite gerissen und durch einen dunklen Raum geschleppt. Hinter mir sah ich einen schmalen Lichtstreifen, der durch die Bodenöffnung der Tempelhalle fiel. Der Steinblock, auf dem wir die unfreiwillige Fahrt in die Tiefe gemacht hatten, hob sich wieder.  
      Widerstand wäre sinnlos gewesen. Meine Hände waren so stramm gefesselt, die unsichtbaren Gegner rissen mich in der Dunkelheit so schnell vorwärts, daß ich nicht einmal Zeit fand, die Füße gegen den glatten Boden zu stemmen.  
      Die Männer, die mich überwältigt hatten, standen plötzlich still. Ehe ich etwas unternehmen konnte, entstand dicht vor mir in der Dunkelheit eine helle Lücke, die sich rasch vergrößerte.  
      Eine Tür war es, durch die wir in einen hellen Raum geschleppt wurden. Zahlreiche, an den Wänden befestigte Fackeln gaben ein flackerndes, unruhiges Licht. Da wurden uns Schlingen um die Füße geworfen. Ich fühlte einen starken Ruck und sank hintenüber.  
      Die Inder, die mich an den Armen gepackt hielten, ließen mich jedoch nicht fallen, sondern trugen mich zur Seite der großen Halle. Rolf wurde ebenso behandelt wie ich.  
      Am Rande der Halle lagen Pongo, Gruber und drei andere Europäer, darunter ein junger Mann von etwa achtzehn Jahren.  
      „Ah, Kapitän Farrow," sagte Rolf ruhig, als die Inder noch neben uns standen, „ich bin gekommen, Sie zu befreien."  
      Farrow wußte nicht, ob er über einen 'guten Witz' lächeln sollte oder ob der Mann, der die Worte sagte, die Inder dadurch aus der Ruhe bringen wollte, denn es war anzunehmen, daß die braunen Gesellen der englischen Sprache mächtig waren.  
      Als die Inder sich etwas entfernt hatten, fuhr Rolf fort:  
      „Ich freue mich, Sie kennen zu lernen, wenn auch unsere Lage im Augenblick nicht gerade als rosig bezeichnet werden kann. Ich habe schon in Singapore viel von Ihnen gehört"  
      „Das ist Herr Torring! Ich freue mich auch!" antwortete der Kapitän, eine kräftige Erscheinung mit kühnem, braungebranntem Gesicht, aus dem blaue Augen leuchteten. "Wir kennen Sie durch Zeitungsberichte. Besonders mein Sohn ist ein großer Verehrer von Ihnen. Hein Gruber erzählte mir schon, daß Sie uns helfen wollten und nun selbst in die Falle gelaufen sind. Das tut mir leid. Ich mache mir Vorwürfe deswegen."  
      „Das sollten Sie nicht tun, Herr Kapitän," lächelte Rolf. „Wir sind ja freiwillig hierhergekommen."  
      „Wir sind hier, weil wir unserem Freund, dem Fürsten Ghasna helfen wollten," sagte Kapitän Farrow. „Jörn hat Sehnsucht nach der schönen Sanja, der Tochter des Fürsten."  
      „Wenn Fürst Bothia ihr etwas angetan hat," ließ sich der junge Mann vernehmen, dessen Gesicht dem Kapitän Farrows ähnelte, „erwürge ich ihn!"  
      „Dazu mußt du erst einmal frei sein, mein Junge, und ihn zu fassen kriegen," sagte der Kapitän trocken. „Das wird nicht so einfach sein. Fürst Bothia weiß genau, wie gefährlich wir für ihn sind, da wir seinem Vetter, unserem Freund, dem Fürsten Ghasna, helfen werden, soweit es in unseren Kräften steht. Deshalb hat er uns ja hier durch seine Leute überwältigen lassen. Ich befürchte, daß er uns auch verschwinden läßt wie seinen Vetter."  
      „Sie haben recht, Herr Kapitän," sagte eine helle, kalte Stimme in tadellosem Deutsch, in der Muttersprache des Kapitäns, in der er zu seinem Sohn gesprochen hatte. „Sie müssen verschwinden, wenn es mir auch aufrichtig leid tut, daß so
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