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Rolf Torring 069 - Opium

Rolf Torring 069 - Opium

Titel: Rolf Torring 069 - Opium
Autoren: Hans Warren
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Wanderratten sind unter Wasser genau so behend und gewandt wie auf dem Wasser und auf dem Lande.  
      Ich schlug mit den Füßen umher. Keine Ratte wagte, sich zu nähern. Offenbar hatten die dröhnenden Schüsse sie so erschreckt, daß sie die Flucht ergriffen hatten.  
      „Bravo," rief Rolf, der sich rasch umgedreht hatte, „jetzt werden wir einige Zeit Ruhe haben. Ich habe die Stäbe bald so weit gelockert, daß wir das Gitter gemeinsam herausbrechen können."  
      Er wandte sich wieder seiner Arbeit zu, während ich den Tunnel hinab spähte. Bald hatten sich die Wellen, die ich durch das Umherschlagen der Beine verursacht hatte, gelegt, da sah ich, dreißig Meter entfernt, eine Bewegung im Wasser.  
      Irgendetwas schwamm schnell auf mich zu. Sofort hob ich wieder die Pistole. Ich glaubte, daß sich eine besonders dreiste Ratte wieder vorwagte, aber für eine Ratte waren die Bewegungen des näher kommenden Geschöpfes zu schnell.  
      Bis auf zehn Meter schoß das Tier heran, da durchfuhr es mich wie ein elektrischer Schlag. Dort kam ein gefährlicherer Gegner, als es dreißig oder noch mehr Ratten gewesen wären.  
      Ich erkannte den Leib einer Schlange, den platten, gestreiften Leib einer Ruderschlange, der gefürchtetsten Wasserschlange Indiens. Die Streifenruderschlange, die bis eindreiviertel Meter lang wird, ist ebenso gefährlich wie ihre auf dem Lande lebenden Artgenossen. Vielleicht ist sie für den Menschen noch gefährlicher, weil er sich im Wasser nicht so schnell bewegen kann wie auf dem Lande. Die Seeschlange hingegen ist in ihrem Element.  
      „Eine Streifenruderschlange!" stieß ich entsetzt hervor, als das anderthalb Meter lange Untier auf mich zuschoß. Ich spürte eine rasche Bewegung Rolfs neben mir, dann feuerte ich einen Schuß auf die Giftschlange ab.  
      Meine Aufregung und die schnellen Bewegungen der Schlange ließen mich das Ziel verfehlen. Dicht neben dem geschmeidigen Leib peitschte die Kugel das aufstiebende Wasser.  
      Höchstens fünf Meter war das gereizte Reptil noch von mir entfernt, da krachte Rolfs Schuß. Seine Kugel traf die Schlange von der Seite dicht hinter dem Kopf und warf sie gegen die Mauer des Tunnels. Einige Sekunden tobte sie wie wahnsinnig umher, dann wurden ihre Bewegungen matter, endlich sank sie langsam unter.  
      „Danke, Rolf!" brachte ich zunächst nur hervor und setzte nach einer Pause hinzu: „Das war ja scheußlich! Hoffentlich kommen nicht noch mehr Schlangen. Wie weit bist du?"  
      „Wir können schon probieren, das Gitter abzubiegen," sagte Rolf. „Ich fürchte auch, daß unsere Gegner noch mehr Schlangen in den Brunnen werfen, wenn sich die eine nicht vom Meer aus in den Tunnel verirrt hat. Hoffentlich hat sie die Ratten gründlich verscheucht!"  
      Mir war es gar nicht angenehm, mich umdrehen zu müssen. Jetzt konnten die Ratten in der Dunkelheit unbemerkt heran schwimmen.  
      Aber wir mußten das Gitter schnell entfernen, wir hatten noch einen weiten Weg vor uns. Kräftig rüttelten wir am Gitter. Zu meiner Freude lockerte es sich schnell. Rolf brach es mit einem Ruck auf seiner Seite aus den Maueröffnungen heraus.  
      Jetzt war es leicht, es so weit abzubiegen, daß wir durch die entstehende Öffnung schlüpfen konnten. Zuerst leuchtete ich noch einmal zurück, doch ich sah zu meiner Erleichterung keine Ratte mehr, auch eine schnelle Bewegung im Wasser, die das Nahen einer zweiten Streifenruderschlange anzeigte, war nicht zu entdecken. Da zwängte ich mich am Gitter vorbei und schwamm hinter Rolf her, der ein ziemliches Stück voraus war.  
     
     
     
      3. Kapitel  
      Ein nächtlicher Besuch.  
     
      Im geheimen befürchtete ich immer noch, daß wir auf ein zweites Gitter stoßen könnten. Dann käme die gleiche anstrengende Arbeit ein zweites Mal, gleichzeitig die Spannung, ob neue Giftschlangen oder die hungrigen Ratten wieder auftauchen würden.  
      Immer weiter kamen wir vorwärts, ohne daß sich ein Hindernis zeigte. Die Luft im Tunnel wurde immer frischer, gleichzeitig merkte ich eine stärker werdende Bewegung des Wassers.  
      Rolf, der seine Taschenlampe wie ich an den obersten Hemdknopf gehängt hatte, schaltete das Licht aus. Ich folgte seinem Beispiel. In der Ferne vor uns schimmerte bereits ein matter Lichtpunkt.  
      Wir griffen noch kräftiger aus und schwammen in einem Tempo, als gelte es, einen Rekord zu brechen. Bald hörten wir leises Rauschen. Das Rauschen wurde
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