Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rolf Torring 069 - Opium

Rolf Torring 069 - Opium

Titel: Rolf Torring 069 - Opium
Autoren: Hans Warren
Vom Netzwerk:
können.  
      Das Manöver gelang. Wir begegneten Ne Lung, als der grelle Schein gerade auf sein Gesicht fiel, während unsere Gesichter durch die Hüte beschattet waren.  
      „Sie wünschen, meine Herren?" fragte der Chinese erstaunt. Er nahm wohl an, daß die beiden nächtlichen Wanderer sich versehentlich auf seinen Verladekai verlaufen hätten.  
      Rolf nahm den Hut ab und sagte lachend: „Guten Morgen!"  
      So sehr der Asiate sich im allgemeinen in der Gewalt haben mochte, jetzt zuckte ein heftiger Schrecken über sein Gesicht. Aber wenig später fing er sich wieder und sagte scheinbar erfreut:  
      „Ah, Herr Torring und Herr Warren! Was führt Sie zu so früher Morgenstunde zu mir?"  
      „Wir haben noch einen längeren Spaziergang gemacht, da die schöne Nacht dazu verlockte," sagte Rolf leichthin. „Wir kommen gerade aus der Ruinenstadt, ein sehr interessantes Fleckchen Erde. Da sahen wir, daß hier noch oder schon wieder Betrieb ist und erkannten Sie. Mächtig viel Arbeit, daß Sie die Nacht zu Hilfe nehmen müssen!"  
      „Das kommt vor," sagte Ne Lung ruhig. „Mein Agent aus Bombay rief an und bestellte einen Dampfer Baumwolle, der zu einem bestimmten Tag dort sein muß; da kann man nicht fragen, ob bei Tage oder in der Nacht verladen werden muß."  
      „Baumwolle ist in den Ballen?" fragte Rolf. „Sie scheinen mir gar nicht so schwer zu sein."  
      „Jeder Ballen wiegt an drei Zentner," sagte der Chinese. Aber so ruhig seine Stimme klang, in seinen Augen blitzte es sekundenlang böse auf. Es war wie eine Warnung, daß Rolf sich nicht um die Dinge kümmern sollte.  
      „Wir wollen Sie nicht aufhalten," sagte Rolf. „Jetzt sind wir auch redlich müde vom Laufen und Schauen. Guten Morgen!"  
      „Guten Morgen, meine Herren!"  
      Ne Lung ging langsam zu dem Zollbeamten zurück, während wir die Straße zum Palast des Residenten einschlugen. Rolf war schweigsam. Auch ich ließ mir die Begegnung mit dem Chinesen durch den Kopf gehen.  
      „Ich möchte wissen, was wirklich in den Baumwollballen steckt," sagte Rolf plötzlich. Fast möchte ich wetten, daß bei dem nächtlichen Verladen die Baumwolle nur die äußere Umhüllung der Ballen ist, während im Innern ganz andere Waren befördert, geschmuggelt werden. Am liebsten würde ich einen Ballen durchsuchen lassen. Wenn wir Otario unsere Erlebnisse und Verdachtsgründe gegen Ne Lung mitteilen, wird er vielleicht nicht zögern, die Sache untersuchen zu lassen."  
      „Wir können auch böse damit hereinfallen," gab ich zu bedenken. „Es kann sein, daß Ne Lung heute einmal tatsächlich nur Baumwolle verladen läßt, um einer eventuellen Stichprobe ruhig entgegensehen zu können. Bei einer Schiffsladung brauchen auch nicht alle Ballen Schmuggelware zu enthalten. Wenn wir bei der Stichprobe Pech haben, sind wir die Blamierten. Ich halte es für richtiger, wenn Pongo seinen Plan ausführt."  
      „Du hast recht. Im Augenblick können wir doch nichts unternehmen!"  
      Rolf brach jäh ab. Das hatte seinen guten Grund. Wir waren so in Gedanken gewesen, daß wir gar nicht auf unsere Umgebung geachtet hatten, was bei uns höchst selten vorkam Wir dachten in der neuen Stadt auch wirklich nicht an eine Gefahr.  
      Da waren wir plötzlich von vier riesigen Kerlen umringt, Negern, die lautlos mit dicken Stöcken auf uns eindrangen.  
      Der Überfall war so schnell erfolgt, daß wir keine Zeit fanden, unsere Pistolen zu ziehen. Ich konnte einem sausenden Hieb gerade noch ausweichen und sprang daraufhin den Neger an, der durch die Wucht des fehlgegangenen Hiebes taumelte. Mit aller Kraft stieß ich ihm die rechte Hand hart unter das Kinn.  
      Da wurde ich von der Seite gepackt. Die Arme, die mich umschlossen, besaßen übermenschliche Kraft. Schon gab ich mich verloren, da ich in der nächsten Sekunde den schmetternden Schlag eines dicken Stockes auf meinen Kopf erwarten mußte — unversehens aber ließ mich der zweite Angreifer los und stürzte mit unartikuliertem Stöhnen zu Boden.  
      Gleichzeitig krachten zwei andere Körper neben ihm nieder. Als ich verwirrt umherblickte, sah ich Pongo, der gerade den vierten Neger mit gewaltigem Faustschlag zu Boden streckte.  
      Meinen zweiten Angreifer hatte Maha zu Boden gerissen und stand jetzt fauchend über ihm, ihn mit dem furchtbaren Gebiß bedrohend.  
      „Sieh da," sagte Rolf trocken, „ich glaube, die vier Herren haben wir gestern mittag bei Ne Lung
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher