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Rolf Torring 059 - Vergeltung

Rolf Torring 059 - Vergeltung

Titel: Rolf Torring 059 - Vergeltung
Autoren: Hans Warren
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ihren Grabstöcken erschlagen. Sie werden es langsam tun, von unten herauf. Da, dort kommen sie schon."  
      Ungefähr zehn nackte Weiber kamen heran, zögernd, scheue Blicke auf die Männer werfend, die neben und hinter ihnen schritten. Mir fielen die Erzählungen des Leutnants Walker über diese Nomaden ein, daß bei ihnen die Frauen schlimmer behandelt werden als die zahmen Dingos, daß sie nach Belieben gefoltert oder gar getötet werden, wenn ihr jeweiliger Mann einen plötzlichen Wutausbruch bekommt.  
      Jetzt waren sie erstaunt und gleichzeitig unsicher, daß sie zu der Ehre erwählt worden waren, uns langsam totzuschlagen. Dieser Gedanke stammte sicher von Dwina. Wir sollten nicht nur einen qualvollen, sondern auch verächtlichen Tod sterben, — von den minderwertigen Weibern erschlagen werden.  
      Ich hatte gar nicht darauf geachtet, was hinter uns vorging. Plötzlich wurde ich gepackt und hochgehoben. Zwei Australneger schleppten mich ums Feuer herum auf einen kleinen Platz zwischen mehreren Feuern. Dort wurde ich unsanft hingeworfen, neben mir Rolf. Hier sollten wir also sterben.  
      Vergeblich versuchte ich meine Hände freizubekommen. Die Wilden hatten uns zu gut gefesselt, und jeder Befreiungsversuch bereitete nur die ärgsten Schmerzen.  
      Dwina lachte höhnisch auf:  
      „Es nützt nichts, unsere Fesseln halten gut. Und bald werden die Grabstöcke der Weiber eure Beine und Arme zerschmettern. Ah, jetzt streiten sie sich, wer den ersten Schlag tun soll."  
      Ich wandte meine Augen von dem höhnischen, grausamen Gesicht Dwinas auf die Weiber, die ungefähr fünf Meter von uns entfernt stehengeblieben waren. Es waren alles alte, häßliche Frauen von wirklich scheußlichem Aussehen. Aufgeregt schnatterten sie sich gegenseitig an, und bald erhoben sie ihre spitzen Stöcke drohend gegeneinander.  
      „Hoffentlich schlagen sie sich gegenseitig tot," raunte Rolf, „sonst kann es uns wirklich sehr schlecht ergehen. Selbst wenn Pongo frei sein sollte, könnte er uns doch kaum aus diesem Lager herausholen."  
      Rolfs Wunsch schien wirklich die drohende Schlacht zwischen den Weibern herbeigeführt zu haben. Unter schrillen Schreien schlugen sie plötzlich mit den schweren spitzen Stöcken aufeinander ein.  
      Besonders zwei alte Megären, die sich durch Häßlichkeit auszeichneten, wurden von den übrigen angegriffen. Sie verteidigten sich aber mit äußerster Wut und Kraft, und bald taumelten zwei ihrer Gegnerinnen schreiend zu Boden.  
      Die Wilden hatten einen weiten Halbkreis um die streitenden Weiber gebildet und begleiteten den erbitterten Kampf mit anfeuernden Zurufen und lautem Lachen. Die Weiber waren ja für sie wertlos, es war ihnen völlig gleichgültig, ob sie sich gegenseitig totschlugen.  
      Ich war entsetzt. Diese kalte Grausamkeit hätte ich bei Frauen, und wenn es auch Wilde waren, nicht erwartet. Was mußten wir erst durchmachen, wenn sie sich gegen uns Wehrlose wandten, angestachelt durch den Kampf und den Blutrausch.  
      Brüllend gaben die umstehenden Wilden ihren Beifall kund, als schließlich die beiden Megären blutend am Boden lagen. Offenbar waren beide Weiber durchaus nicht beliebt gewesen.  
      Und nun kam das, was ich gefürchtet hatte. Mit schrillen Schreien, Mordlust und Grausamkeit im Blick, stürzten die anderen mit geschwungenen Stöcken auf uns los.  
      Wie gebannt mußte ich die furchtbaren Weiber anblicken, die uns einen entsetzlichen Tod bringen sollten. Doch da legte sich Dwina ins Mittel. Er rief den Wilden einige befehlende Worte zu, und sofort warf sich ein halbes Dutzend zwischen uns und die rasenden Weiber.  
      Roh und brutal, so recht kennzeichnend für die niedrige Stellung der Weiber, wurden sie zurückgedrängt.  
      Dwina trat dicht vor uns hin, lächelte höhnisch und sagte:  
      „Die Weiber sind jetzt blutdürstig, sie würden zu schwer zuschlagen und euch zu rasch töten. Sie müssen sich erst beruhigen, dann können sie ihr Werk besser  vollenden."  
      Wäre ich  frei gewesen, ich hätte den weißhaarigen Schurken kaltblütig erwürgt. Eine so raffinierte Grausamkeit, die uns selbst eine mögliche Erleichterung unseres schrecklichen Endes kaltblütig verwehrte, hatte ich doch nicht erwartet.  
      Und jetzt kam mir das schreckliche Bewußtsein, daß unser Tod wohl noch furchtbarer sein würde als ich mir bisher vorstellen konnte. Die blutdürstigen Weiber, deren Wut durch die erzwungene Pause noch
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