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Rolf Torring 016 - Die Woelfe der Tarai

Rolf Torring 016 - Die Woelfe der Tarai

Titel: Rolf Torring 016 - Die Woelfe der Tarai
Autoren: Hans Warren
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durch einige Lücken jeden Vorbeikommenden sehen. Sehr angenehm war unser Aufenthalt aber nicht, denn uns drohte von Tigern und Giftschlangen große Gefahr.
    Bekanntlich kommen sehr viele Arbeiter in den Baumwollpflanzungen durch Tiger ums Leben. Die Bestie schleicht sich lautlos an den Arbeitenden heran und tötet ihn, oft so geräuschlos, daß die nahen Kameraden des Überfallenen nicht einmal einen Schrei hören.
    Aus diesem Grunde drehte ich mich auch oft um, immer von dem Gedanken geleitet, vielleicht hinter mir den Kopf eines solchen sprungbereiten Burschen zu erblicken. Und gleichzeitig musterte ich auch den Boden ringsum, ob sich nicht eine Cobra oder eine Krait angeschlichen hätte, die eine unvorsichtige Bewegung mit einem tödlichen Biß quittiert hätte.
    Plötzlich stieß mich Rolf, der meine Vorsicht lächelnd beobachtet hatte, leise an und deutete mit dem Kopf zur Straße. Dort kam mit geschmeidigen, schleichenden Bewegungen ein hochgewachsener Inder vorbei. Er hatte ein fast schön zu nennendes, kühnes Gesicht, aber der Ausdruck seiner dunklen Augen, die überall herumblitzten, war grausam und hinterlistig. Auf jeden Fall war dieser Mann ein sehr gefährlicher Gegner.
    Seine Bücke schweiften so aufmerksam über die Büsche, hinter denen wir uns verborgen hatten, daß ich schon glaubte, er hätte uns entdeckt Aber da er ohne zu stocken, weiterging, glaubte ich diese Gefahr schon vorbei. Doch da geschah etwas Unerwartetes.
    Professor Stendrup sprang plötzlich auf und drängte sich durch die Büsche auf die Straße. Schnell lief er auf den Inder zu, dessen Hand blitzschnell an den Griff eines Dolches fuhr, den er im Gürtel trug. Doch da rief Stendrup laut und hoffnungsfroh:
    „Thassa, Thassa, wo ist meine Frau, wo ist mein Kind?"
    Der Inder zuckte erschreckt zusammen. Dann warf er einen forschenden Blick auf das erregte Gesicht des Professors, der ihn am Arm gepackt hatte, befreite sich mit schneller Bewegung und sagte ruhig, in bestem Englisch:
    „Verzeihen Sie, mein Herr, ich kenne Sie nicht. Ich heiße auch nicht Thassa, sondern Rukoo."
    „Aber, Thassa," rief Stendrup, „willst du dich verleugnen? Oder meinst du, ich erkenne dich nicht wieder? Wo hast du meine Frau und mein Kind gelassen?"
    „Ich bedauere, mein Herr," sagte der Inder vollkommen ruhig, aber mit glühenden Augen, „aber ich sagte bereits, daß ich Sie nicht kenne."
    „So willst du wirklich leugnen, daß du vor fünfzehn Jahren mein Diener warst? Daß du mit meiner Frau und meiner Tochter plötzlich verschwandest?"
    Der Inder machte ein hochmütiges Gesicht.
    „Ich hatte allerdings einmal einen Bruder, Thassa, der sich erniedrigte und Dienste bei Europäern angenommen hatte. Aber ich kenne ihn nicht mehr."
    „Nein," rief Stendrup aufgeregt, „eine solche Ähnlichkeit kann es gar nicht geben. Du bist Thassa, und daß du dich verleugnest, gibt mir die Gewißheit, da du weißt, wo sich meine Inge und meine Charlotte befinden. Meine Herren, bitte, helfen Sie mir. Dieser Mann muß sprechen."

    Da er sich dabei gegen das Gebüsch wandte, hinter dem wir immer noch kauerten, mußten wir uns notgedrungen erheben. Aber Rolf zischelte unserem Pongo schnell zu:
    „Pongo, du bleibst liegen. Du folgst uns, wenn wir mit dem Mann weitergehen sollten!" .Gut, Masser, Pongo machen."
    Wir wußten, daß Wir uns auf unseren schwarzen Freund unbedingt verlassen konnten. So traten wir ebenfalls auf die Straße heraus, und Rolf sagte ruhig:
    „Aber, Herr Professor, es gibt doch, speziell unter Zwillingsbrüdern, tatsächlich verblüffende Ähnlichkeiten. Aber vielleicht weiß Rukoo, wo sich sein Bruder Thassa aufhält?"
    „Nein, mein Herr, das weiß ich leider nicht. Wie gesagt, ich kenne ihn seit Jahren nicht mehr. Und jetzt bitte ich, mich nicht länger aufzuhalten!"
    Mit kurzem Kopfnicken wandte er sich ab und schritt schnell weiter. Rolf blickte ihm sinnend nach. Dann meinte er halblaut:
    „Herr Professor, ich bin ebenfalls überzeugt, daß er der gesuchte Thassa ist. Und sein Ableugnen beweist, daß er weiß, wo sich Ihre Frau Gemahlin und Ihre Tochter befinden. Wir dürfen ihn jetzt nicht aus den Augen verlieren. Unser Pongo aber soll uns unbemerkt folgen. Es ist ganz gut, wenn wir eine Rückendeckung haben. Sollten wir also in irgendeine mißliche Lage geraten, dann dürfen wir auf keinen Fall verraten, daß wir Pongo hinter uns wissen. Ich werde ihm schnell Bescheid sagen."
    Rolf verschwand wieder in den Büschen, kehrte nach wenigen
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