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Rolf Torring 012 - Die Hoelle von Penang

Rolf Torring 012 - Die Hoelle von Penang

Titel: Rolf Torring 012 - Die Hoelle von Penang
Autoren: Hans Warren
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konnten, beugte sich noch tiefer herab — und im nächsten Augenblick schrillte ein entsetzlicher Schrei durchs Zimmer. Wieder fragte der Malaye, diesmal drohender, er bekam keine Antwort, und sofort stieß Me Jon ein tierisches Geheul aus, das garnicht enden wollte.

    Wir blickten uns scheu an, und Rolf hob die Hand, um dem Inspektor anzudeuten, daß er den Malayen zurückrufen sollte. Doch da hörte das Geheul auf, und Me Jon stieß wimmernd hervor:
    „Neben Tür auf gelben Drachen drücken."
    Die rote Wandbespannung des Zimmers zeigte gelbe Fabeltiere, darunter als einzigen einen kleinen Drachen, der doch sonst als Hauptmotiv häufiger vertreten wäre. Rolf drückte kräftig auf ihn, und da wich geräuschlos ein großes Stück Wand zurück und gab den Blick auf eine Treppe frei, die steil hinabführte.
    „Taschenlampen her," befahl Drum, und mehrere Hausierer, die im Zimmer geblieben waren, holten Lampen aus ihren Kästen und reichten sie uns. Und dann traten zu unserer Freude zwei Bettler ein, die unsere Pistolen trugen.
    „Wir haben die Waffen im Zimmer der Dienerinnen gefunden," meldeten sie.
    „Bravo," lobte der Inspektor, „nehmt auch die Mädchen fest. So, meine Herren, jetzt gehe ich viel ruhiger hinunter."
    „Es ist keine Gefahr, Herr Inspektor," meldete der Malaye, der Me Jon das Geheimnis erpreßt hatte, „ich habe ihn nach Fallen gefragt, und er hat es verneint. Er hat nicht gewagt, mich zu belügen."
    „Na ja, das glaube ich auch," meinte Drum, „aber wir wollen uns doch in acht nehmen."
    Und vorsichtig verschwand er in der Wandöffnung.

    3. Kapitel. Zu neuen Abenteuern.

    Schnell folgten wir dem Inspektor und standen nach ungefähr zwanzig Stufen in einem dunklen, engen Gang, auf den viele starke Türen mündeten. Sie hatten alle außen Riegel, und schnell öffneten wir eine nach der anderen. Aber nur vier dieser Zellen waren besetzt — die letzten der geraubten Europäerinnen, von denen Drum gesprochen hatte. Unter ihnen Violette Tardon, die durch ihre Flaschenpost auch zur Retterin ihrer Leidensgefährtinnen geworden war.
    Nach der tränenreichen, glückstammelnden Begrüssung, die wir durch die armen Geschöpfe empfingen, führten wir sie nach oben. Da wurde gerade der halb bewußtlose Me Jon herausgeschleppt, und Fräulein Tardon schauerte zusammen, als sie ihn erblickte.
    „Ich wurde im Hotel angerufen, mein Bräutigam erwarte mich in einem nahen Lokal. Auf der Straße wurde mir eine Decke über den Kopf geworfen, ich verlor das Bewußtsein und wachte in einer Schiffskabine auf.
    Da kam er herein und sagte mir höhnend, daß ich jetzt sein Eigentum sei. Er prahlte auch, daß er es schon mit vielen Mädchen so gemacht hätte. Als er mich verließ, warf ich meine Flasche mit Badesalz — meine Koffer standen auch in der Kabine — aus dem Fenster, nachdem ich einen Zettel hineingelegt hatte, auf dem ich um Hilfe flehte. Haben Sie die Flasche gefunden?"
    „Ja, mein Kind," lachte Lord Hagerstony vergnügt, „deshalb sind wir ja hier. Und Ihren Entführer hoffe ich recht bald hängen zu sehen."
    „Das können Sie," sagte Drum, „mit solchen Halunken machen wir kurzen Prozeß."
    Am nächsten Morgen traf Gaston Roule, der Bräutigam der reizenden Violette, ein. Rolf und ich hatten sie zum Hafen begleitet, denn unsere Gefährten wohnten zur gleichen Stunde dem Schauspiel bei, als die Engländer Me Jon, Wang und alle Diener säuberlich nebeneinander aufknüpften.
    Sie hatten es ja redlich verdient, und ihr Ende war für die noch übrigen Mitglieder der Bande sicher eine

    sehr heilsame Warnung, aber wir mochten uns den schönen Tag durch den häßlichen Anblick nicht verderben. Und wir sahen auch viel Schöneres, die glückselige Begrüßung der beiden Liebenden.
    Lord Hagerstony hatte das Brautpaar auf seine Yacht eingeladen, und als wir eine Stunde später in der Wohnkajüte beim vorzüglichen Essen saßen, er^ zählten wir Gaston Roule unsere Abenteuer. Wieder dankte er uns aus vollstem Herzen für die Rettung seiner Braut, dann machte er aber plötzlich ein trauriges Gesicht und sagte leise:
    „Für mich ist es ja ein großes Unglück, daß Me Jon ein Verbrecher war. Denn jetzt bin ich stellungslos, und als früherer Buchhalter dieses Schurken nimmt mich kein Mensch. Vielleicht werden sogar viele denken, daß ich mit ihm unter einer Decke gesteckt habe."
    „Hm, allerdings wahr," sagte Hagerstony, „aber lassen Sie den Kopf nicht sinken. Ich werde Ihnen schon mit meinen Beziehungen
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