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Rolf Torring 012 - Die Hoelle von Penang

Rolf Torring 012 - Die Hoelle von Penang

Titel: Rolf Torring 012 - Die Hoelle von Penang
Autoren: Hans Warren
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Lächeln des Dicken, wenn er diese Seitenblicke bemerkte. Und plötzlich sagte er:
    „Sie hätten es sehen sollen, Herr Inspektor. Soeben wurde hinten auf der Straße, an der mein Haus liegt ein alter Händler von einem Kuli erdolcht. Es ging sehr schnell, und ehe Polizisten kamen, war der Täter schon entflohen. Ich guckte gerade aus dem Fenster meines Arbeitszimmers, als es geschah."
    Drum machte einen Augenblick Miene, aufzuspringen, nahm sich aber zusammen und fragte gepreßt:
    „Wann ist es geschehen?"
    „Soeben, Herr Inspektor, ehe ich herunterkam. Es war ein Händler mit Parfümflaschen."
    Meine Ahnung, daß der alte Hausierer ein Spitzel des Inspektors gewesen war, wurde mir jetzt zur Gewißheit. Und ebenso ahnte und wußte ich im gleichen Augenblick, daß der dicke Chinese schuld am Tod des Hausierers hatte. Drum hatte bereits sein Netz ausgeworfen, aber der schlaue Gelbe hatte es zerstört.
    Der Inspektor schloß einen Moment die Augen, sagte dann aber gleichgültig:
    „Nun, da kann die Polizei nicht viel machen. Wenn der Täter sich nicht irgend einmal im Rausch verrät, werden wir ihn wohl nie fassen. Na, meine Kollegen werden schon das Erforderliche veranlaßt haben, da brauche ich mich selbst nicht zu bemühen. Haben Sie übrigens schon die neue Teesorte, die Mr. Me Jon geschickt hat?"
    „Jawohl, Herr Inspektor. Und ich wollte Sie bitten, vielleicht in meinem Hause die ersten Proben davon zu genießen. Ich muß sagen, daß ich noch nie einen so schönen Tee gehabt habe."
    „Dann muß er allerdings ganz außerordentlich sein." Drum stand auf. „Wollen wir die liebenswürdige Einladung annehmen, meine Herren?"
    Da er entschieden mit dem Kopf nickte, sagten wir selbstverständlich zu und folgten dem dicken Wirt, der uns durch eine Hintertür in den Garten seiner Besitzung führte. Ich fühlte, daß wir uns jetzt einer großen Gefahr näherten, denn wenn Wang wirklich mit der gesuchten Bande irgendwie in Verbindung stand, dann hatten wir keine Schonung zu erwarten.
    Ich suchte mich auf dem Weg durch den prächtigen Garten an Drum heranzuschlängeln, doch offenbar merkte der Inspektor meine Absicht und verstand es stets, mir auszuweichen. Auch in den Mienen meiner Gefährten bemerkte ich eine gewisse Spannung, nur Hoddge zeigte sich gänzlich ahnungslos und pries begeistert die Schönheiten des Gartens.
    Endlich standen wir vor der Villa Wangs, und ich muß gestehen, daß ich solche Schönheit nicht erwartet hatte. Wang mußte nicht nur schwer reich, er mußte schon Millionär sein, um ein derartiges Haus bewohnen zu können. Und sofort regte sich mein Mißtrauen gegen den Dicken in verstärktem Maße. War es wirklich möglich, daß er nur mit seiner Teestube soviel Geld verdiente?
    Wir betraten die große Eingangshalle und waren sofort von einer Schar Dienerinnen umringt, die uns unsere Tropenhelme abnahmen. Dann führte uns Wang in ein großes Zimmer, dessen Fenster merkwürdigerweise stark vergittert waren. Schon wollte ich noch unter der Tür zurückweichen, da zeigte Wang selbst auf die Gitter und sagte zum Inspektor:
    „In letzter Zeit ist verschiedentlich versucht worden, hier einzubrechen. Ich muß mich schon durch Gitter schützen. Bitte, meine Herren, nehmen Sie Platz, ich lasse sofort den Tee bringen.'
    Wir nahmen in den weichen Seidensesseln um den großen wunderbar, lackierten Tisch Platz, und Wang watschelte hinaus.
    Mir wurde plötzlich sehr unbehaglich zumute, und ich griff in den Gurt, um meine Pistole schußbereit in die Jackentasche zu schieben. Aber mein Gürtel war leer. Beide Pistolen und das Messer fehlten. Betroffen blickte ich die Gefährten an und flüsterte:
    „Meine Waffen sind verschwunden. Ich hatte sie noch in der Teestube."

    „Donnerwetter," fluchte Hoddge leise, „meine sind auch fort."
    Und bald hatten wir festgestellt, daß wir völlig waffenlos waren. Jetzt wurde es allen ungemütlich, zumal Drum flüsterte:
    „Draußen die Dienerinnen müssen uns bestohlen haben. Die kleinen Chinesinnen sind in dieser Beziehung fabelhaft geschickt. Kommen Sie, meine Herren, wir wollen lieber hinaus. Hoffentlich klappt mein Plan rechtzeitig, sonst sitzen wir in einer ungemütlichen Lage."
    Er ging rasch zur Tür, doch als er den seidenen Vorhang zurückschlug, sahen wir ein starkes Gitter, das sich geräuschlos vor den einzigen Ausgang gelegt hatte.
    Und noch etwas sahen wir, das uns einen Schauder über den Rücken laufen ließ, — einen mächtigen Tiger, der mit gereiztem,
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